Tage der deutschsprachigen Literatur
Ferdinand Schmalz gewinnt Bachmannpreis 2017

Die Jury hat sich entschieden: Ferdinand Schmalz gewinnt den Bachmannpreis 2017. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen für deutschsprachige Gegenwartsliteratur. Der Amerikaner John Wray gewann den in diesem Jahr zum ersten Mal vergebenen Deutschlandfunk-Preis in Klagenfurt.

    Ferdinand Schmalz während seiner Lesung vor der Jury des Ingeborg Bachmannpreises 2017
    Ferdinand Schmalz während seiner Lesung vor der Jury des Ingeborg Bachmannpreises 2017 (Johannes Puch)
    Schmalz las den Text "mein lieblingstier heißt winter". Darin erzählt er die Geschichte eines Eismannes, der eine Leiche verstecken soll. Der Juryvorsitzende und Deutschlandfunk-Redakteur Hubert Winkels war der Ansicht, der Text von Schmalz erschließe sich weniger über die Figuren, sondern eher über sich selber. Es würde sich eine persönliche Philosophie entwickeln, die "stoffliche körperliche Materialität von Sprache wird immer in Aggregatzuständen von Körpern geschildert". Für Winkels war Schmalz von Anfang an einer der Favoriten. Er sei "urösterreichisch", was die Literaturverarbeitung angehe - "irgendwas zwischen Jelinek, Bernhard, Horvath", sagte Winkels im Dlf-Interview.
    Auch Deutschlandfunk Kultur-Literaturexperte Kolja Mensing hatte Schmalz zuvor als einen der Favoriten eingeschätzt. Seine Geschichte über einen Lieferanten für Tiefkühlkost, dem sein bester Kunde an der Tiefkühltruhe eröffnet, dass er sich noch am selben Tag umbringen wolle und die Beseitigung seiner Leiche wünscht, sei eine "sehr böse und zugleich sehr lustige Geschichte". "Das Tolle ist hier die Sprachbeherrschung", sagt Mensing. Schmalz habe genau den richtigen Ton getroffen und halte diesen bis zum Ende durch. Er sei außerdem ein Autor, wie er für diesen Wettbewerb typisch sei. Er inszeniere sich mit einem Künstlernamen und einer Lesung, die bis zum kleinen Hut auf seinem Kopf durchdacht sei. "Er bringt Sprache mit, nicht unbedingt Inhalt."
    John Wray gewinnt Deutschlandfunk-Preis
    Der in diesem Jahr zum ersten Mal vergebene und mit 12.500 Euro dotierte Deutschlandfunk-Preis geht an den Amerikaner John Wray. Er las seinen Text "Madrigal". Jury-Chef Hubert Winkels zeigte sich auch von diesem Text begeistert. Er sei "eine herrlich paranoide Phantasie", sagte er in der Jury-Debatte. Auch Wray galt als einer der Favoriten für den Hauptpreis.
    14 Teilnehmer, darunter vier aus Deutschland, haben drei Tage lang um die Gunst der Jury und des Publikums gelesen. Die Teilnehmer stellten ihre Texte, die bis dahin nur den Juroren bekannt sind, in Lesungen vor Publikum vor. Im Anschluss debattierte die Jury über die Beiträge.
    Der öffentliche Wettbewerb in Klagenfurth am Wörthersee findet seit 1977 statt. Die Stadt Klagenfurt hat den Preis in Gedenken an die österreichische Schriftstellerin Ingeborg Bachmann (1926-1973) gestiftet.