"Ein plötzliches Geräusch weckte mich um sechs Uhr morgens. Ich war überrascht, mein Zimmer war voller Licht. Die Sonne war über dem Horizont aufgegangen, von wo sie ihre Strahlen reichlich in mein Zimmer ergoss."
1784 schrieb Benjamin Franklin einen Leserbrief an das Journal de Paris. Der amerikanische Politiker und spätere Gründervater der USA lebte damals als Gesandter in Frankreich und machte sich lustig über die Pariser Langschläfer.
"Wäre ich nicht so früh geweckt worden, ich hätte noch sechs Stunden Tageslicht verschlafen und dafür sechs Stunden im Kerzenlicht verbracht, wobei letzteres doch viel teurer ist als ersteres. Paris könnte eine immense Summe sparen, wenn es Tageslicht anstatt Kerzen nutzen würde."
Benjamin Franklin war wohl der Erste, der angeregt hat, aus Spargründen das Tageslicht besser zu nutzen. Erste Versuche mit der künstlichen Uhrbewegung gab es in Deutschland schon im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Sie waren allerdings nur von kurzer Dauer. Die Ölkrise von 1973 brachte schließlich den Durchbruch für Franklins Idee. Überall wurden Maßnahmen diskutiert, um den Energieverbrauch zu senken. Die Franzosen ergriffen die Initiative und führten die Sommerzeit ein. Die meisten Länder der damaligen Europäischen Gemeinschaft schlossen sich an. Auch die Bundesrepublik. Doch es gab ein Problem: Ost-Berlin weigerte sich.
"Wenn die DDR nicht gleichzeitig mit der Bundesrepublik die Sommerzeit einführt, dann besteht die Gefahr, dass an der innerdeutschen Grenze und in Berlin zusätzlich eine Zeitmauer aufgerichtet wird",
warnte die Abgeordnete Liesel Hartenstein im Juni 1978, als im Bundestag über das sogenannte Zeitgesetz beraten wurde. Mit der einseitigen Einführung der Sommerzeit wäre der innerdeutsche Verkehr, insbesondere zwischen den beiden Teilen Berlins weiter erschwert worden. Die DDR lenkte schließlich ein.
"Guten Abend meine Damen und Herren. Von Ostersonntag an gehen in der Bundesrepublik die Uhren anders. Zusammen mit den meisten west- und osteuropäischen Staaten, darunter auch der DDR, werden in der kommenden Nacht um zwei die Uhren bis Ende September um eine Stunde auf die Sommerzeit umgestellt."
Von Anfang an gab es zahlreiche Bedenken. Die Schüler würden durch den Zeitsprung die erste Schulstunde komplett verschlafen, befürchteten die Lehrer. Die Kühe weniger Milch geben, befürchteten die Bauern. Und die Chronobiologen warnen bis heute vor gesundheitlichen Risiken und Nebenwirkungen. Till Roenneberg erforscht an der Universität München die Frage, wie wir Menschen wirklich ticken.
"Wir müssen einfach erkennen, dass alles, was bei uns im Körper abläuft, von einer inneren Zeit gesteuert wird und nicht von einer äußeren Zeit und dass diese äußere Zeit das einzige ist, was da umgestellt wird, aber innere Zeiten, wie wir auch im Experiment nachgewiesen haben, stellen sich eigentlich nicht um."
So führe die Zeitumstellung im Frühjahr zu einem allgemeinen Mini-Jetlag. Die Folge: Müdigkeit und Konzentrationsstörungen, mehr Verkehrsunfälle und Arztbesuche.
"Beim nächsten Ton ist es drei Uhr, null Minuten und null Sekunden."
Warum aber drehen wir dann Jahr für Jahr weiter am Zeiger - seit 1996 übrigens europaweit einheitlich stets zur selben Stunde?
Das Sparargument ist längst widerlegt. 2005 gab die damalige Bundesregierung freimütig zu, dass im Hinblick auf den Energieverbrauch die Sommerzeit keine Vorteile biete. Im Gegenteil:
"Die Einsparung an Strom für Beleuchtung, insbesondere bei vermehrtem Einsatz effizienter Beleuchtungssysteme, wird durch den Mehrverbrauch an Heizenergie durch Vorverlegung der Hauptheizzeit überkompensiert."
Was bleibt, ist das Plus an Lebensqualität. Auch wenn Umfragen zufolge inzwischen mehr als die Hälfte der Deutschen die Sommerzeit am liebsten abschaffen würde, so haben wir uns doch alle an die längeren Sommerabende gewöhnt. Und dabei wird es vorerst auch bleiben. Denn die EU hält trotz der Gegenargumente weiter an der Sommerzeitregelung fest. Herbert Reul ist Abgeordneter im Europäischen Parlament und kämpft schon seit Jahren dafür, die Zeitverschiebung rückgängig zu machen. Ein wohl aussichtsloses Unterfangen:
"Jetzt hat man endlich mal alle Mitgliedsstaaten dazu gebracht, dass sie das alle machen – Harmonisierung ist das aller wichtigste, überall muss es gleich sein. Ja und jetzt müsste man ja auch alle wieder dazu kriegen es wieder zurückzunehmen und da sagt man, es ist wahrscheinlich weniger Aufwand, es alles so zu lassen."
1784 schrieb Benjamin Franklin einen Leserbrief an das Journal de Paris. Der amerikanische Politiker und spätere Gründervater der USA lebte damals als Gesandter in Frankreich und machte sich lustig über die Pariser Langschläfer.
"Wäre ich nicht so früh geweckt worden, ich hätte noch sechs Stunden Tageslicht verschlafen und dafür sechs Stunden im Kerzenlicht verbracht, wobei letzteres doch viel teurer ist als ersteres. Paris könnte eine immense Summe sparen, wenn es Tageslicht anstatt Kerzen nutzen würde."
Benjamin Franklin war wohl der Erste, der angeregt hat, aus Spargründen das Tageslicht besser zu nutzen. Erste Versuche mit der künstlichen Uhrbewegung gab es in Deutschland schon im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Sie waren allerdings nur von kurzer Dauer. Die Ölkrise von 1973 brachte schließlich den Durchbruch für Franklins Idee. Überall wurden Maßnahmen diskutiert, um den Energieverbrauch zu senken. Die Franzosen ergriffen die Initiative und führten die Sommerzeit ein. Die meisten Länder der damaligen Europäischen Gemeinschaft schlossen sich an. Auch die Bundesrepublik. Doch es gab ein Problem: Ost-Berlin weigerte sich.
"Wenn die DDR nicht gleichzeitig mit der Bundesrepublik die Sommerzeit einführt, dann besteht die Gefahr, dass an der innerdeutschen Grenze und in Berlin zusätzlich eine Zeitmauer aufgerichtet wird",
warnte die Abgeordnete Liesel Hartenstein im Juni 1978, als im Bundestag über das sogenannte Zeitgesetz beraten wurde. Mit der einseitigen Einführung der Sommerzeit wäre der innerdeutsche Verkehr, insbesondere zwischen den beiden Teilen Berlins weiter erschwert worden. Die DDR lenkte schließlich ein.
"Guten Abend meine Damen und Herren. Von Ostersonntag an gehen in der Bundesrepublik die Uhren anders. Zusammen mit den meisten west- und osteuropäischen Staaten, darunter auch der DDR, werden in der kommenden Nacht um zwei die Uhren bis Ende September um eine Stunde auf die Sommerzeit umgestellt."
Von Anfang an gab es zahlreiche Bedenken. Die Schüler würden durch den Zeitsprung die erste Schulstunde komplett verschlafen, befürchteten die Lehrer. Die Kühe weniger Milch geben, befürchteten die Bauern. Und die Chronobiologen warnen bis heute vor gesundheitlichen Risiken und Nebenwirkungen. Till Roenneberg erforscht an der Universität München die Frage, wie wir Menschen wirklich ticken.
"Wir müssen einfach erkennen, dass alles, was bei uns im Körper abläuft, von einer inneren Zeit gesteuert wird und nicht von einer äußeren Zeit und dass diese äußere Zeit das einzige ist, was da umgestellt wird, aber innere Zeiten, wie wir auch im Experiment nachgewiesen haben, stellen sich eigentlich nicht um."
So führe die Zeitumstellung im Frühjahr zu einem allgemeinen Mini-Jetlag. Die Folge: Müdigkeit und Konzentrationsstörungen, mehr Verkehrsunfälle und Arztbesuche.
"Beim nächsten Ton ist es drei Uhr, null Minuten und null Sekunden."
Warum aber drehen wir dann Jahr für Jahr weiter am Zeiger - seit 1996 übrigens europaweit einheitlich stets zur selben Stunde?
Das Sparargument ist längst widerlegt. 2005 gab die damalige Bundesregierung freimütig zu, dass im Hinblick auf den Energieverbrauch die Sommerzeit keine Vorteile biete. Im Gegenteil:
"Die Einsparung an Strom für Beleuchtung, insbesondere bei vermehrtem Einsatz effizienter Beleuchtungssysteme, wird durch den Mehrverbrauch an Heizenergie durch Vorverlegung der Hauptheizzeit überkompensiert."
Was bleibt, ist das Plus an Lebensqualität. Auch wenn Umfragen zufolge inzwischen mehr als die Hälfte der Deutschen die Sommerzeit am liebsten abschaffen würde, so haben wir uns doch alle an die längeren Sommerabende gewöhnt. Und dabei wird es vorerst auch bleiben. Denn die EU hält trotz der Gegenargumente weiter an der Sommerzeitregelung fest. Herbert Reul ist Abgeordneter im Europäischen Parlament und kämpft schon seit Jahren dafür, die Zeitverschiebung rückgängig zu machen. Ein wohl aussichtsloses Unterfangen:
"Jetzt hat man endlich mal alle Mitgliedsstaaten dazu gebracht, dass sie das alle machen – Harmonisierung ist das aller wichtigste, überall muss es gleich sein. Ja und jetzt müsste man ja auch alle wieder dazu kriegen es wieder zurückzunehmen und da sagt man, es ist wahrscheinlich weniger Aufwand, es alles so zu lassen."