Ein Leben ganz ohne Plastik – das ist in unserer modernen Industriegesellschaft nicht möglich. Das weiß auch Andreas Arnold. Doch der Polizeibeamte und Blogger versucht einen Alltag weitgehend ohne Plastik. Er kauft möglichst lokal ein, verzichtet auf verarbeitete Produkte – und stellt inzwischen einiges selbst her:
"Ich mache seit Jahren statt einer Zahnpasta, die ich in einer Tube kaufe, mache ich ein Zahnsalz selbst aus Salbei und aus herkömmlichen Haushaltssalz, was einfach zum Pulver zermörsert wird, oder Deocremes mache ich selbst aus Natron, Stärke und Kokosfett. Das wirkt nicht schlechter als ein Deo oder eine Zahncreme, die ich im Handel kaufe. Es ist ein bisschen Produktionsaufwand, aber das Einkaufen ist natürlich auch Aufwand, und den hab ich mir gespart. Und auch das Wegwerfen im Müll habe ich mir gespart. Und insofern unter dem Strich glaube ich habe ich mehr Zeit als vorher."
So füllt er im Jahr allenfalls einen halben gelben Sack, sagt Arnold – der deutsche Durchschnitt sieht aber anders aus: im Schnitt wandern pro Verbraucher in Deutschland etwa 37 Kilo Verpackungsmüll in den gelben Sack. Verpackungen aber werden meist nur für den einmaligen Verbrauch hergestellt – mit langwierigen Folgen, erklärt Carolin Völker vom Institut für sozial-ökologische Forschung der Frankfurter Goethe-Universität:
"Plastikpartikel in jeder Probe"
"Wir finden in Sedimenten, also im Boden von Flüssen, von Seen, mittlerweile Plastikpartikel in jeder Probe. Der Mensch hat da schon einen großen Einfluss auf das Ökosystem und verändert das. Man könnte sagen: man sieht überall den Fußabdruck unserer Zivilisation und nimmt damit eben Einfluss auf die Ökologie."
Der Handel argumentiert oft, der Verbraucher wünsche das so, er wolle vor allem die sogenannten Convenience-Produkte, also das Obst im Plastikbecher oder den Salat in der Plastikschale. Je stärker ein Produkt verarbeitet ist, desto aufwändiger müsse es verpackt werden, erklärt Isabell Kuhl, die bei der ökologisch orientierten Supermarktkette Alnatura das Qualitätsmanagement verantwortet.
"Da gibt es nicht immer Lösungen, die so ein Rundum-Sorglos-Paket bieten. Da muss man teilweise auch wirklich als Verbraucher überlegen, was will ich wirklich als Convenience-Produkte, und wo kann ich auch drauf verzichten."
Aber auch der Handel selbst könne etwas tun:
"Da gucken wir bei der Auswahl, insbesondere unserer Alnatura-Markenprodukte, dass wir dann möglichst ökologische Materialien auswählen, beziehungsweise dass der Entsorgungsweg sinnvoll gewählt ist, unnötige Verpackungskomponenten weglassen, wo immer möglich, auch mal zu schauen, ob man eine Folienlänge kürzer machen kann. D.h. wir hatten zum Beispiel früher Müsli- Verpackungen, die waren mit einem Clip oben verschlossen. Den haben wir weggelassen, und jetzt kann man die Folie einfach kürzer machen, und die meisten nutzen diesen Clip wahrscheinlich sowieso nicht, zumindest kamen keine großartigen Beschwerden."
Industrie und Politik sind gefragt, nicht nur der Verbraucher
Kunststoff solle man jedoch nicht generell verteufeln, warnt Frederik Wurm, Chemiker am Mainzer Max-Planck-Institut für Polymerforschung. Er habe häufig viele Vorteile gegenüber anderen Verpackungsformen. Die Verantwortung für einen nachhaltigen Umgang mit Plastik dürfe nicht allein auf den Verbraucher abgewälzt werden, meint er:
"Vorher muss jemand sich Gedanken gemacht haben über einen sinnvollen Lebenszyklus eines Produktes, selbst wenn er in den Hecken landet, wenn er im Meerwasser landet, dass er dann eben nicht für hunderte Jahre da ist. Da muss die Industrie, die Forschung ist gefragt, intelligente, neue Materialien zu entwickeln, wo das für den Verbraucher nicht mehr relevant ist, weil da jemand vorher nachgedacht hat. Ich kann nicht erwarten, dass ich als Verbraucher weiß, dass es sieben verschiedene typische Kunststoffarten gibt, dass ein Tetrapak aus diversen Schichten aufgebaut ist, und wie ich dann das ein oder das andere Plastik zu entsorgen habe."
Da sollte dann auch die Politik mit entsprechenden gesetzlichen Regelungen nachhelfen.