Wenige Meter trennen sie vom Ufer. Doch die japanische Küstenwache schneidet den Aktivisten den Weg ab. "Das sind unsere Inseln", rufen die Taiwaner von ihrem gemieteten Boot aus. Ein 20-minütiges Video der Aktion haben die Aktivisten danach ins Internet gestellt. Gedreht hat es Huang Xilin, der Vorsitzende der "Vereinigung zum Schutz der Diaoyu-Inseln". Er kennt sich gut aus in den Gewässern um die Inseln – schon sechzehn Mal war er dort:
"Ich wollte die Japaner damit warnen, sie sollen uns nicht andauernd provozieren. Wir waren gerademal zehn Meter vom Ufer entfernt. Ich hätte einfach ins Wasser springen und an Land gehen können. Die Japaner sollen nicht ständig in unser Hoheitsgebiet eindringen und unsere Souveränität verletzen."
Es sind fünf unbewohnte Inseln und drei Felsen, ein Gebiet nur wenige Quadratkilometer groß, mitten im Ostchinesischen Meer. Die Japaner nennen sie Senkaku, die Chinesen Diaoyu-Inseln und die Taiwaner Diaoyutai.
Japan beruft sich auf das Jahr 1895, als es offiziell die Kontrolle der Inseln übernommen hat. China dagegen verweist auf Aufzeichnungen, nach denen die Inseln bereits in der Ming-Dynastie – vor rund sechshundert Jahren – zu China gehörten.
Tokio, Peking und Taipeh beanspruchen die Inselgruppe für sich; verwaltet werden sie dagegen von Japan allein. So dürfen taiwanische Boote in den Gewässern nicht auf Fischfang gehen, was der Aktivist Huang Xilin besonders unfair findet.
"Sie könnten uns doch wenigstens hier fischen lassen. Hunderte Jahre lang gehörte das Gebiet zu den Fischereigründen der Taiwaner. Das ist historisch unbestritten, sogar die Japaner geben zu, dass die Taiwaner hier früher gefischt haben."
Diaoyutai – die Fischerplattform – so heißt die Inselgruppe in Taiwan. Lediglich 120 Seemeilen sind die Inseln von Taiwan entfernt, und damit näher als bei Japan oder Festlandchina. Doch das kleine Taiwan hat neben Tokio und Peking nicht viel zu sagen und versucht die großen Nachbarn nach Möglichkeit nicht zu provozieren. Taipeh will stattdessen mit einer Friedensinitiative die angespannte Lage entschärfen.
Professor Wang Kao-cheng ist Strategieexperte für die Region Asien-Pazifik. Er sagt, dass Taiwan auch nicht viel anderes übrig bleibe, als zur Besonnenheit aufzurufen:
"Wir haben nicht besonders viel Spielraum. Verglichen mit China und Japan sind wir sehr klein und haben wenig Einfluss. Anstatt ebenfalls zu provozieren, haben wir diese Friedensinitiative vorgeschlagen. Da wir militärisch viel schwächer sind als die anderen, ist dies ein kluger Zug."
Doch von Taiwans Vorschlag haben sich China und Japan bisher nicht beeindrucken lassen.
Bereits die Ankündigung der Japaner, drei der Inseln zu kaufen, führte zu heftigen Protesten der Chinesen. So startete Mitte August ein Schiff mit chinesischen Aktivisten aus Hongkong, die auf einer der Inseln chinesische Flaggen hissen konnten. Was wiederum für Empörung bei den Japanern sorgte, die wenige Tage später mit Abgeordneten an Bord ebenfalls die Inselgruppe besuchten - im Gepäck japanische Fahnen. Gleichzeitig kam es in mehreren chinesischen Städten zu Ausschreitungen: Dabei wurden japanische Autos und Restaurants beschädigt, die Demonstranten riefen zu einem Boykott von japanischen Produkten auf.
Zwar ist auch die taiwanische Regierung mit dem Vorgehen Japans nicht zufrieden, doch Bemühungen Chinas mit Taiwan zusammenzuarbeiten, lehnt Taipeh bisher ab.
"Wir erkennen uns ja nicht einmal gegenseitig als Staat an. Taipeh und Peking finden zwar beide, dass die Diaoyu-Inseln zu uns gehören, Peking meint damit aber die 'Volksrepublik China', für uns ist es die 'Republik China'."
"Republik China" - so nennt sich Taiwan offiziell. Die Insel mit ihren 23 Millionen Einwohnern ist de facto zwar unabhängig, wird aber aufgrund des chinesischen Drucks von kaum einem anderen Staat anerkannt. Für Peking ist ganz Taiwan ein Bestandteil Chinas und somit auch die Diaoyu-Inseln. Eine offizielle Unabhängigkeit Taiwans, so droht Peking, werde man notfalls auch mit Gewalt verhindern.
Dazu kommt: Taipeh manövriert im Inselstreit nicht nur zwischen Peking und Tokio, sondern muss auch auf Washington Rücksicht nehmen. Die USA sind an einer Ausweitung des chinesischen Einflusses in der Region wenig interessiert. Eine Zusammenarbeit mit China kommt für Taiwan auch deshalb nicht infrage. Von der US-Regierung erwartet Professor Wang zumindest konstruktive Impulse:
"Wir hoffen, dass die USA Taiwans Friedensinitiative für das Ostchinesische Meer unterstützen und die drei Seiten dazu aufrufen, gemeinsam eine Lösung zu finden. Sie sollten dies jetzt tun und nicht damit warten, bis die Situation weiter eskaliert."
Mit einer Eskalation ist keiner Seite gedient. Ein schnelles Ende des Inselstreits wünsche sich auch Peking, sagt Wang Gaocheng. Denn China hat derzeit andere Sorgen:
"Chinas Regierung ist momentan mit den Vorbereitungen für den Nationalkongress der Partei beschäftigt. Man hofft dabei auf möglichst wenig Störgeräusche, will sich auf die Machtübergabe an die nächste Führungsgeneration konzentrieren."
Von den verschiedenen politischen Interessen gibt sich Aktivist Huang Xilin unbeeindruckt. Seine Organisation sammelt derzeit Geld für ein eigenes Schiff - damit man auslaufen könne, wann immer man wolle, sagt er.
"Wir werden bis Anfang Oktober nochmals hinfahren. Ob wir es dieses Mal schaffen, einen Fuß auf die Insel zu setzen, kann ich noch nicht sagen. Ich werde aber eine Mazu-Statue mitnehmen - die chinesische Meeresgöttin - sie wird uns beschützen."
"Ich wollte die Japaner damit warnen, sie sollen uns nicht andauernd provozieren. Wir waren gerademal zehn Meter vom Ufer entfernt. Ich hätte einfach ins Wasser springen und an Land gehen können. Die Japaner sollen nicht ständig in unser Hoheitsgebiet eindringen und unsere Souveränität verletzen."
Es sind fünf unbewohnte Inseln und drei Felsen, ein Gebiet nur wenige Quadratkilometer groß, mitten im Ostchinesischen Meer. Die Japaner nennen sie Senkaku, die Chinesen Diaoyu-Inseln und die Taiwaner Diaoyutai.
Japan beruft sich auf das Jahr 1895, als es offiziell die Kontrolle der Inseln übernommen hat. China dagegen verweist auf Aufzeichnungen, nach denen die Inseln bereits in der Ming-Dynastie – vor rund sechshundert Jahren – zu China gehörten.
Tokio, Peking und Taipeh beanspruchen die Inselgruppe für sich; verwaltet werden sie dagegen von Japan allein. So dürfen taiwanische Boote in den Gewässern nicht auf Fischfang gehen, was der Aktivist Huang Xilin besonders unfair findet.
"Sie könnten uns doch wenigstens hier fischen lassen. Hunderte Jahre lang gehörte das Gebiet zu den Fischereigründen der Taiwaner. Das ist historisch unbestritten, sogar die Japaner geben zu, dass die Taiwaner hier früher gefischt haben."
Diaoyutai – die Fischerplattform – so heißt die Inselgruppe in Taiwan. Lediglich 120 Seemeilen sind die Inseln von Taiwan entfernt, und damit näher als bei Japan oder Festlandchina. Doch das kleine Taiwan hat neben Tokio und Peking nicht viel zu sagen und versucht die großen Nachbarn nach Möglichkeit nicht zu provozieren. Taipeh will stattdessen mit einer Friedensinitiative die angespannte Lage entschärfen.
Professor Wang Kao-cheng ist Strategieexperte für die Region Asien-Pazifik. Er sagt, dass Taiwan auch nicht viel anderes übrig bleibe, als zur Besonnenheit aufzurufen:
"Wir haben nicht besonders viel Spielraum. Verglichen mit China und Japan sind wir sehr klein und haben wenig Einfluss. Anstatt ebenfalls zu provozieren, haben wir diese Friedensinitiative vorgeschlagen. Da wir militärisch viel schwächer sind als die anderen, ist dies ein kluger Zug."
Doch von Taiwans Vorschlag haben sich China und Japan bisher nicht beeindrucken lassen.
Bereits die Ankündigung der Japaner, drei der Inseln zu kaufen, führte zu heftigen Protesten der Chinesen. So startete Mitte August ein Schiff mit chinesischen Aktivisten aus Hongkong, die auf einer der Inseln chinesische Flaggen hissen konnten. Was wiederum für Empörung bei den Japanern sorgte, die wenige Tage später mit Abgeordneten an Bord ebenfalls die Inselgruppe besuchten - im Gepäck japanische Fahnen. Gleichzeitig kam es in mehreren chinesischen Städten zu Ausschreitungen: Dabei wurden japanische Autos und Restaurants beschädigt, die Demonstranten riefen zu einem Boykott von japanischen Produkten auf.
Zwar ist auch die taiwanische Regierung mit dem Vorgehen Japans nicht zufrieden, doch Bemühungen Chinas mit Taiwan zusammenzuarbeiten, lehnt Taipeh bisher ab.
"Wir erkennen uns ja nicht einmal gegenseitig als Staat an. Taipeh und Peking finden zwar beide, dass die Diaoyu-Inseln zu uns gehören, Peking meint damit aber die 'Volksrepublik China', für uns ist es die 'Republik China'."
"Republik China" - so nennt sich Taiwan offiziell. Die Insel mit ihren 23 Millionen Einwohnern ist de facto zwar unabhängig, wird aber aufgrund des chinesischen Drucks von kaum einem anderen Staat anerkannt. Für Peking ist ganz Taiwan ein Bestandteil Chinas und somit auch die Diaoyu-Inseln. Eine offizielle Unabhängigkeit Taiwans, so droht Peking, werde man notfalls auch mit Gewalt verhindern.
Dazu kommt: Taipeh manövriert im Inselstreit nicht nur zwischen Peking und Tokio, sondern muss auch auf Washington Rücksicht nehmen. Die USA sind an einer Ausweitung des chinesischen Einflusses in der Region wenig interessiert. Eine Zusammenarbeit mit China kommt für Taiwan auch deshalb nicht infrage. Von der US-Regierung erwartet Professor Wang zumindest konstruktive Impulse:
"Wir hoffen, dass die USA Taiwans Friedensinitiative für das Ostchinesische Meer unterstützen und die drei Seiten dazu aufrufen, gemeinsam eine Lösung zu finden. Sie sollten dies jetzt tun und nicht damit warten, bis die Situation weiter eskaliert."
Mit einer Eskalation ist keiner Seite gedient. Ein schnelles Ende des Inselstreits wünsche sich auch Peking, sagt Wang Gaocheng. Denn China hat derzeit andere Sorgen:
"Chinas Regierung ist momentan mit den Vorbereitungen für den Nationalkongress der Partei beschäftigt. Man hofft dabei auf möglichst wenig Störgeräusche, will sich auf die Machtübergabe an die nächste Führungsgeneration konzentrieren."
Von den verschiedenen politischen Interessen gibt sich Aktivist Huang Xilin unbeeindruckt. Seine Organisation sammelt derzeit Geld für ein eigenes Schiff - damit man auslaufen könne, wann immer man wolle, sagt er.
"Wir werden bis Anfang Oktober nochmals hinfahren. Ob wir es dieses Mal schaffen, einen Fuß auf die Insel zu setzen, kann ich noch nicht sagen. Ich werde aber eine Mazu-Statue mitnehmen - die chinesische Meeresgöttin - sie wird uns beschützen."