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Taiwan
Die Spiele in China und die Angst vor einer Invasion

Auch bei den als politisch neutral propagierten Winterspielen in Peking hat China darauf hingewiesen, dass Taiwan untrennbarer Teil des Landes sei. Der taiwanesische Gesandte Jhy-Wey Shieh erklärt im Deutschlandfunk, warum das Land speziell im Umfeld der Spiele Angst vor einer Militär-Invasion hat.

Jhy-Wey Shieh im Gespräch mit Marina Schweizer |
Olympia: Eröffnungsfeier im Olympiastadion «Vogelnest». Yu ting Huang und Ping-jui Ho tragen für Taiwan die Flagge ins Stadion.
Olympia: Eröffnungsfeier im Olympiastadion «Vogelnest». Taiwan startet unter der Flagge des Nationalen Olympischen Komitees. (dpa/ Robert Michael)
Olympia-Gastgeber China sieht sich als Mutterland, erkennt Taiwan nicht als unabhängigen Staat an und versucht, es international zu isolieren. Während der Spiele ist man in China bemüht, Signale gegen Taiwan auszusenden: Die Sprecherin des Pekinger Organisationskomitees bestand darauf, Chinas Strategie auch im Olympischen Rahmen zu propagieren:  Es gebe nur ein China, Taiwan sei untrennbarer Teil davon. Spiele sollten nicht politisiert werden. Das war bemerkenswert bei oft als „neutral“ propagierten Olympischen Spielen. Bei vielen Beobachtern wächst ohnehin die Sorge vor einer militärischen Vereinnahmung Taiwans durch China.
Taiwans Vertreter in Deutschland ist Jhy-Wey Shieh. Eine offizielle Botschaft gibt es hier nicht, weil Deutschland, wie viele Länder, Taiwan als Land nicht anerkennt. Er fühle sich sich direkt davon angesprochen, dass die Spiele angeblich unpolitisch seien, sagt Shieh. Taiwanesen seien aber daran gewöhnt, schikaniert zu werden. Bei Olympia kränkten ihn die Angriffe allerdings besonders, weil dort die Werte Fairness und Sportsgeist so wichtig seien.

Das chinesische Regime ist derart arrogant geworden, dass es sich nichts aus der hochgelobten Fairness macht. Es ist hochpolitisch, was die chinesische Sprecherin gesagt hat.

Demonstration in Taiwan für Unabhängigkeit, auf einem Banner steht: "Taiwan - not a part of China"
Taiwanesen demonstrieren gegen den Druck der kommunistischen Führung in Peking auf die demokratische Inselrepublik und für eine formelle Unabhängigkeitserklärung. (picture alliance/dpa / Chen Chiau-ge)
Zum Glück habe IOC-Präsident Bach auf die Aussage reagiert und den Chinesen gesagt, dieses politische Thema gehöre nicht dorthin. Bach werbe aber auch damit, dass die Spiele zeigten, dass es möglich sei, friedlich und respektvoll zusammenzuleben. Er müsse sich deshalb dafür einsetzen, dass Taiwan nicht ständig unter Druck gesetzt werde, findet Shieh.

Aktuell besonders große Sorge vor militärischem Angriff

Taiwan sei gerade jetzt in Sorge vor einem Übergriff Chinas, wie der Russlands auf die Krim nach den Spielen in Sotschi 2014. Und falls Russland in die Ukraine einmarschiere, müssten sich NATO, UNO und USA damit beschäftigen. Das wäre eine Lücke für China, einen Blitzkrieg vom Zaun zu brechen. "Das Risiko ist nicht verschwunden. Das kann nach dem Ende der Olympischen Spiele noch kommen", sagt Shieh.
Auch die Eröffnungsfeier, bei der eine Frau mit uigurischem Namen auftrat, sei schon sehr politisch gewesen, meint er. Und in diesem Umfeld habe Russlands Präsident Putin einen Vertrag unterzeichnet, in dem Taiwan als untrennbarer Teil Chinas festgelegt sei.

Eine der wenigen internationalen Möglichkeiten

Trotz all dieser Probleme hat Taiwan Sportler zu den Spielen geschickt. Auch, weil dies für junge Menschen eine der wenigen Möglichkeiten für einen Auftritt auf internationaler Bühne und das Knüpfen von Kontakten sei, begründet der diplomatische Vertreter.

Taiwan ist seit über 50 Jahren von internationalen Abkommen ausgeschlossen. Uns bleiben nur zwei Möglichkeiten, uns international zu betätigen: Das ist die Welthandelsorganisation WTO. Und das andere was wichtig ist, die eigentlich nicht zur politischen Szene gehören sollte: das ist die Teilnahme an Olympia.

Es gibt aber Einschränkungen: Taiwan muss als "Chinese Taipeh" antreten; nicht unter der eigenen Flagge, sondern der des Nationalen Olympischen Komitees. Sarkastisch sagt Shieh: "Aus diesem Grund haben wir uns geweigert, Medaillen zu holen."