Taiwans Schweinezüchter sind sauer auf ihre Chefin, Präsidentin Tsai Ing-wen. Die hatte im Sommer den Weg für Schweinefleisch aus den USA freigemacht. Die Taiwaner fürchten nicht nur die Billigkonkurrenz, sondern auch die mindere Qualität, denn in den USA wird dem Schweinefutter ein Wachstumsförderer beigemischt. Doch Taiwan war unter Zugzwang, die Fleischimporte eines der Haupthindernisse für eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit.
Wenn dieses Problem aber beseitigt sei, so der Präsident der Amerikanischen Handelskammer Taiwan, Leo Seewald, dann könne man auf ein Handelsabkommen hinarbeiten. Und weil US-Fleisch ab nächstes Jahr nun auf taiwanische Teller kommt, ist man dem ein ganzes Stück näher gekommen. Unter US-Präsident Trump haben sich beide Länder erheblich angenähert. Nicht zuletzt durch den Handelskrieg zwischen den USA und China ist die Pazifikinsel mit seinen Mikrochips und der Elektronik ein wichtiger und verlässlicher Zulieferer für Hochtechnologie geworden. Präsidentin Tsai Ing-wen Anfang November in einer Rede in der Amerikanischen Handelskammer in Taiwan:
"Die Vereinigten Staaten waren schon immer ein wichtiger Wirtschaftspartner für Taiwan. In der ersten Jahreshälfte betrug Taiwans Handel mit den USA mehr als der Indiens. Taiwan wurde zum neuntgrößten Handelspartner und elftgrößten Exportmarkt für die USA."
Bilaterales Handelsabkommen könnte Partnerschaft verstärken
Taiwan hat im Handelskrieg zwischen den Großmächten geschickt eine Lücke besetzt - so sperrte es von Anfang an seinen Markt für den chinesischen Mobilfunkanbieter Huawei und empfahl sich dadurch als Partner in sicherheitskritischen Bereichen. TSMC aus Taiwan, einer der weltweit größten Halbleiterhersteller, will in Arizona für umgerechnet 10 Milliarden Euro eine Chipfabrik bauen. Andersrum wollen die US-Konzerne Google und Microsoft Rechenzentren auf der Insel bauen und viele tausend Arbeitsplätze schaffen.
Ein bilaterales Handelsabkommen könnte diese Partnerschaft noch verstärken, so Präsidentin Tsai: "Durch ein solches Abkommen könnten Taiwan und die USA sicherlich Kapital daraus schlagen, dass sich unsere Industrien miteinander ergänzen, und letztendlich beiden Ländern Vorteile bringen."
Und dennoch: Trotz aller Erfolge hat Taiwans Wirtschaftspolitik gerade erst einen Dämpfer erhalten. Bei der neuen regionalen umfassenden Wirtschaftspartnerschaft, einem Freihandelsabkommen zwischen 15 Ländern aus der Region, muss es draußen bleiben, weil schon China Mitglied ist und damit aus Sicht der Volksrepublik automatisch auch Taiwan.
Wirtschaftsdialog soll mit Joe Biden weitergehen
Doch selbst wenn Taiwan verärgert sein sollte, so ließ sich Wirtschaftsministerin Wang Mei-hua davon Anfang der Woche nichts anmerken: "Zum jetzigen Zeitpunkt sollten wir unsere Bemühungen nicht auf eine Mitgliedschaft in der RECP richten."
Taiwan arbeitet eher an einer engeren Zusammenarbeit mit Indien, das ebenfalls auf Distanz zu China gegangen ist und sich auch nicht dem Freihandelsabkommen angeschlossen hat. Aber das ist eine andere Geschichte. Erstmal konzentriert sich Taiwan jetzt auf die USA und darauf, dass der Wirtschafsdialog auch im kommenden Jahr mit dem künftigen US-Präsidenten Joe Biden weitergeht und vertieft wird.