Eigentlich könnte so ein Serienquartett ja wirklich interessant sein. Die Idee dahinter ist zumindest gut: Eine Talkshow, angelehnt am Literarischen Quartett, in der man ernsthaft und leidenschaftlich über die schönste Sucht und die besten Drogen unserer Zeit spricht: Serien.
"Herzlich Willkomen zu "SERIös" - das Serienquartett."
Das gibt es noch nicht, das trifft den Nerv der Zeit und im besten Fall nimmt man Tipps und Trivia mit zum nächsten Binge Watching. Ja, könnte wirklich interessant sein - würde die ARD nicht fast alles falsch machen, was man bei so einer Show falsch machen kann. Angefangen bei ihm: Kurt Krömer: "Ja, ich freue mich sehr, wir haben eine illustre Runde heute zusammengestellt." Kurt "ähäh, ich hab den Namen vergessen" - Krömer. Was ihn, den im Untertitel angepriesenen "Serienjunkie par excellence", dazu qualifiziert, dieses Format zu moderieren, weiß er wohl nur selbst.
Kurt Krömer: "Ich hab’s nicht verstanden."
Absolute Fehlbesetzung
Komiker Krömer fehlt Expertise, Eloquenz, Ernsthaftigkeit, Charme, Witz, ja eigentlich alles, um diese Talkrunde zu einem halbwegs interessanten Format zu machen. Er ist – kurz gesagt - die absolute Fehlbesetzung und hat außer einiger Kalauer nichts zu sagen!
Krömer: "Ich hab in der Hannoverischen Allgemeinen gelesen, dass Kit Harington, also der Darsteller von John Snow sich beim Besteigen des Drachens den Hoden gequetscht hat. Das sind zum Beispiel auch Informationen, die möchte ich nicht haben."
Ich auch nicht. - Fassen wir das Format kurz zusammen: Jeder der vier Serienfreaks, das sind neben Krömer, die Drehbuchautoren Annette Hess - bekannt von "Weissensee" - und Ralf Husmann von "Stromberg" sowie die Moderatorin Annie Hoffmann, die, wie man im Untertitel erfährt, "süchtig nach Serie" ist. Jeder der vier hat eine Lieblingsserie mit in die Sendung gebracht, die es zunächst vorzustellen, und dann zu besprechen gilt. Krömer scheitert schon bei Ersterem. Krömer: "Ich möchte das gar nicht verraten. Wer es noch nicht kennt, kann es sich angucken."
Nichtssagend und uninformativ
Und dem Moderator ist es dann wohl auch anzulasten, dass "SERIös" entsprechend nichtssagend, uninformativ und vor allem planlos dahinplätschert: Die Serien werden nicht zu Ende besprochen, ein Fazit fehlt völlig und die Themen werden nach Belieben gewechselt.
Krömer: "Lass uns reden: 2019 - das Ende von 'Game of Thrones'".
Der einzige Lichtblick der Runde ist die fachkundige Annette Hess, die, wenn manchmal auch etwas zu exponiert, sehr meinungsstark und mit Hintergrund- und Insiderwissen argumentiert. Annette Hess: "Ich fand das zu simpel. Wenn ich schreibe, dann versuche ich immer Szenen 'in Stereo' zu schreiben, d.h. es gibt einen Hauptkonflikt, den die Figuren miteinander haben, aber sie reden über etwas anderes."
Was sie wohl zu "SERIös" sagen würde?
Hess: "Langweilig. Völlig lahmarschig."
Nein, das war ihre Meinung zu "Der Pass" – neben "Succession", Ricky Gervais "Derek" und "The End of the Fucking World" eine von vier besprochenen Serien, deren Erscheinungsdatum zwischen relativ neu - also dieses Jahr - und relativ alt - 2013 - variieren. Also eine sehr willkürliche Auswahl.
Kriterienlose Kritik
Was gibt es sonst noch zu bemängeln? In jedem Fall das völlig kriterienlose Kritikverständnis der Runde, die auf jegliche Mittel der Filmanalyse komplett verzichtet und sich in subjektiven "Ich fand das toll", "Ich fand das doof"-Befindlichkeitsurteilen verliert.
"Gespoliert, gespoilert!"
Aufgepasst, so könnte das gehen. Wäre "SERIös" eine Serie müsste man sagen: schlecht geskripteter Plot oder gar kein Drehbuch - wer weiß? -, kein Timing, schwache Dialoge, wenig Konflikte, belanglose Figuren ohne inneren Antrieb, ein - mindestens zur Hälfte - Husmann ist noch okay - unbrauchbarer Cast, miserabler, teils inkohärenter Schnitt - ob das daran liegt, dass die improvisiert wirkende Sendung vorher doppelt so lang war? -, kein Soundtrack und eine unpassende Requisite, die mit Biedermeier-Stehlampe, Denker-Büste und barockem Polstersessel so wirkt, als hätte sich Mutter Beimer mit Mad Men-Schönling Don Draper liiert. Dazu - wen wundert’s - ein apathisch-emotionsloses Publikum.
Jeder ernsthafte Kritiker müsste hier urteilen: Sofort absetzen!