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Tanken vom Dach

Zum elektrobetriebenen Auto der Zukunft zeigt die Baumesse in München die Tankstelle der Zukunft: Ein sogenanntes Energiedach, dass nicht nur das Haus mit Strom versorgt, sondern auch das Elektroauto. Das Dach soll die beiden Bereiche Wohnen und Fahren verbinden.

Von Susanne Lettenbauer |
    Mattblau schimmert die riesige Wand aus 35 Solarpanelen in der Münchner Messehalle B3. Ein Dach, das auf der Messe Bau 2009 mit dem Versprechen antritt, den künftigen Besitzer unabhängig von den steigenden Preisen für Heizung, Sprit und Strom zu machen. Ein Dach, das die konventionellen Stromanbieter das Fürchten lehren kann. Diverse Architektur- und Designauszeichnungen hat das Vorgängermodell bereits bekommen. Jetzt geht es der entwickelnden Systaic AG um die Kopplung von Stromerzeugung für das Gebäude und ein Elektrofahrzeug. Vorstandsvorsitzender Michael Pack:

    "Wenn das Produkt richtig ausgelegt wird, die richtige Menge an Energieeinheiten von uns gewählt wird, das entsprechende Energiemanagementsystem dahintersteckt, dann können Sie sagen, Wärme, Haushaltsgeräte, Licht und der Strom für ein normales Elektroauto werden damit geliefert."

    Rund 10 000 Kilometer soll das Elektroauto jährlich mit dem präsentierten Dach fahren können. Vielfahrer müssten sich ein oder zwei Panelen mehr aufs Dach legen, dann wären auch 20 oder 30 000 Kilometer pro Jahr möglich, verspricht der Firmenchef:

    "Natürlich wird sich die Architektur danach zu richten haben, natürlich wird man versuchen, grosse Flächen nach Süden auszurichten, Schrägdächer zu entwickeln. Wir haben das mal ausgerechnet für einen vier Personen Haushalt mit einem solchen Fahrzeug. Da brauchen sie um die 70 Energieeinheiten. Auf eine übliche Steildachfläche für ein solches Haus bringen Sie auch 100 oder 120 Energieeinheiten, und dann sind Sie ohne Schwierigkeiten in der Lage eine höhere Fahrleistung oder noch ein zweites Auto damit zu versorgen, kein Problem."

    Michael Pack hofft dabei auf eine steigende Effizienz der künftigen Autobatterien, denn ginge es nach den Entwicklern von systaic, dann soll der Akkumulator des Elektroautos auch dem Haus bei zeitweiser Unterdeckung Strom zur Verfügung stellen können. Gesteuert wird das Superenergiedach von einem Computerprogramm, das per Touchscreen angewiesen wird, ob der erzeugte Strom nun für das Auto genutzt werden soll oder für die Waschmaschine, die Wärmepumpe oder im Urlaub einfach, je nach Börsenlage verkauft wird, erklärt Vertriebschef Jörn Mortsiefer.

    "Sie können hier sagen, okay, wir haben eine Hausbatterie, in der wir Strom speichern. Die laden wir jetzt auf, weil wir gerade einen hohen Ertrag auf dem Dach haben. Aber wir haben einen schlechten Kurs an der Energiebörse, die kriegen wir grad nicht soviel Geld, also nehmen wir unseren Strom und speichern den in der Batterie. Das kann man komfortorientiert machen oder auch kostenoptimiert."

    Von geringer Sonneneinstrahlung bei Regen- oder Nieselwetter ist das Sytem durch die nachgeschalteten Batterien relativ unabhängig. Gefordert sind jetzt neue Energienutzungskonzepte, sagt Vorstandsvorsitzender Michael Pack, um das Elektrofahrzeug optimal versorgen zu können.

    "Es wird sicher teilweise so sein, dass wir mit Niederspannungsnetzen arbeiten. Ob alles immer noch mit 220 Volt und Wechselstrom laufen wird, wagen wir zu bezweifeln. Wir werden mehr Gleichstrom einsetzen, um Umspannungsverluste zu verhindern, wir werden in niedrigere Spannung reinkommen, da wird sich einiges tun."

    Ob Neubauhäuser oder bestehende Gebäude – das visionäre Dach kann einfach auf dem Haus montiert werden. Bei den Kosten winden sich die Firmenvertreter ein wenig, bis Vertriebschef Jörn Mortsiefer zugibt, dass die solare Unabhängigkeit nicht ganz günstig ist.

    "Unser Dach müssen Sie veranschlagen mit Kosten von ca. 4600 bis 4800 Euro pro Kilowattpik. Um ein Kilowattpik zu erzeugen brauchen sie 10 Energieeinheiten, also werden Sie für ein Dach mit 100 Quadratmetern eben 46.000 oder 48.000 Euro benötigen. Das ist dann aber auch ein schönes und durchdesigntes Dach wie Sie es sich gerade angeschaut haben."