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Tarifkonflikt bei der Bahn
DGB: GDL instrumentalisiert Kunden und Beschäftigte

Es ist der neunte Streik der Lokführer seit Beginn der Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn - und soll der längste werden. Seit der Nacht ist auch der Personenverkehr betroffen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund erneuerte seine Kritik an der GDL.

    Zwei DB-Mitarbeiter warten am 05.05.2015 im Bahnhof in Stuttgart auf Reisende.
    "Weselsky instrumentalisiert die Beschäftigten und die Kunden der Bahn." (dpa/picture-alliance/Kastl)
    Es ist nicht das erste Mal, dass der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann GDL-Chef Claus Weselsky offen kritisiert. Bereits im November - damals gaben die Lokführer ihre sechste Streikrunde über eine Dauer von 100 Stunden bekannt - zeigte sich Hoffmann "entsetzt" über den Kurs der GDL.
    Mehr als sieben Monate und drei Arbeitsausstände später sagte Hoffmann dem Tagesspiegel, wer nach acht Streiks "noch immer nicht auf die Zielgerade kommt, der weckt Zweifel, dass er an dieser Alternative ernsthaft interessiert ist". Weselsky wolle augenscheinlich das Gesetz über die Tarifeinheit abwarten, "um dann im Zusammenhang mit dem schwelenden Konflikt gegen das Gesetz klagen zu können". Er instrumentalisiere die Beschäftigten und die Kunden der Bahn gegen das Gesetz. "Das geht zu weit, um es vorsichtig zu sagen." Das umstrittene Gesetz zur Tarifeinheit soll am Freitag im Bundestag verabschiedet werden.
    Bahn: Gespräche sollen fortgesetzt werden
    Seit der Nacht sind die Lokführer der Deutschen Bahn auch im Personenverkehr wieder in den Streik getreten. Die Bahn bestätigte, der Ausstand habe wie geplant am Mittwoch um 2.00 Uhr begonnen. "Es ist losgegangen", sagte eine Bahnsprecherin. Wann genau der Streik enden wird, hat die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer diesmal offen gelassen, allerdings bereits bekannt gegeben, dass er über die Pfingstfeiertage andauern soll.
    Bereits am Dienstagnachmittag hatten die Lokführer der Güterzüge die Arbeit niedergelegt. Zuvor hatten GDL und Bahn noch Gespräche begonnen. Diese sollen laut Bahn "kurzfristig" fortgesetzt werden, dazu sei allerdings "Vertraulichkeit verabredet worden."
    Bericht: Kein Geld mehr vom dbb
    Für Millionen Bahnfahrgäste bedeutet der Arbeitskampf starke Einschränkungen. So werden voraussichtlich etwa zwei Drittel der Fernzüge ausfallen und je nach Region 40 bis 85 Prozent der Nahverkehrszüge. Auch die S-Bahnen sind vom Streik betroffen. Die Bahn hat Ersatzfahrpläne für den Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr veröffentlicht.
    Laut "Bild" kostet ein Streiktag die GDL rund 150.000 bis 200.000 Euro. Der Bundesvorsitzende des Deutschen Beamtenbundes (dbb), Klaus Dauderstädt, bestätigte im Deutschlandfunk einen Bericht der Zeitung, nach dem die GDL keinen Antrag auf Auszahlung von Streikgeldern gestellt habe. Doch dies habe nicht, wie die "Bild" weiter schreibt, den Hintergrund, dass der dbb-Vorstand einen solchen Antrag ohnehin dieses Mal abgelehnt hätte. Inhaltlich stehe der Deutsche Beamtenbund "fest an der Seite der GDL", so Dauderstätt.
    (bor/jam)