Im Tarifkonflikt mit den Piloten geht Lufthansa-Chef Carsten Spohr auf die Piloten-Gewerkschaft zu. "Wir haben der Vereinigung Cockpit eine Gesamtschlichtung zu allen offenen Tarifverträgen angeboten", sagte Spohr auf der Lufthansa-Hauptversammlung. "Wir reichen ihnen die Hand." Ziel sei es, weitere Streiks zu vermeiden. Die Auswahl eines Schlichters könne noch in dieser Woche beginnen.
In dem seit einem Jahr dauernden Konflikt mit der Lufthansa legten die Piloten bereits 15 Mal die Arbeit nieder. Der Schaden durch diese und andere Streiks belief sich für den Konzern nach eigenen Angaben im vorigen Jahr auf 230 Millionen Euro. In den ersten drei Monaten dieses Jahres belaufe sich der Schaden auf 42 Millionen Euro, sagte Spohr.
Streitthema Frührente
In einer ersten Reaktion zeigte sich die Gewerkschaft zurückhaltend. Sie begrüße das Angebot, es müsse aber zunächst abgewartet werden, ob das Angebot auch am Tariftisch vorliege. Die Piloten pochen seit Langem auf Gespräche über alle strittigen Tarifthemen. Bislang hatte die Lufthansa eine Gesamtschlichtung mit der Begründung abgelehnt, dass noch nicht über alle Tarifverträge verhandelt worden sei und die Cockpit-Forderungen zu einigen Verträgen noch nicht bekannt seien.
Umstritten ist vor allem die Frührenten-Regelung der Piloten. Lufthansa-Piloten konnten bislang mit 55 Jahren aufhören zu arbeiten. Die Konzernführung will das Alter auf 61 Jahre erhöhen und begründet das mit dem Konkurrenzdruck in der Luftfahrtbranche.
Schweigeminute für Germanwings-Unglück
Zum Auftakt der Hauptversammlung hatten die Aktionäre mit einer Schweigeminute der Opfer des Germanwings-Unglücks gedacht. Spohr sagte den Hinterbliebenen erneut Beistand und Hilfe zu. "Das Unglück hat uns verändert und wird für immer Spuren in unserem Unternehmen hinterlassen. Wir alle sind enger zusammengerückt."
Der Lufthansa-Chef bekräftigte am Mittwoch zudem seine Prognose eines bereinigten operativen Gewinns von mehr als 1,5 Milliarden Euro für das Geschäftsjahr 2015, wobei die Streikbelastungen aber noch nicht eingerechnet sind. Für 2014 lautet die vergleichbare Zahl 1,2 Milliarden Euro. Eine Dividende sollen Aktionäre für das Jahr 2014 nicht erhalten.
(hba/ach)