Entspannung auf der Schiene. Im Regional- und S-Bahnverkehr bot die Bahn heute wieder überall das komplette Programm an. Der Berufsverkehr habe "ohne Probleme" bedient werden können, teilte die Bahn mit.
Volkswirtschaftlicher Schaden von rund 100 Millionen Euro täglich
Etwas anders sieht es im Güterverkehr aus. Durch den Streik seien viele Züge im In- und Ausland rückgestaut. Die plane die europäische Leitstelle in Frankfurt am Main Schritt für Schritt wieder in den Verkehr ein. Die Folgen des Streiks könnten so "noch einige Tage zu spüren sein", hieß es bei der Bahn. Sie bezifferte ihre Streikschäden auf rund 100 Millionen Euro. Die Volkswirtschaft koste der Streik täglich etwa 100 Millionen Euro, war vorige Woche bei den Arbeitsgerichtsprozessen die Rede. Hagen Lesch vom Institut der Deutschen Wirtschaft hält die Streikschäden für moderat. Er sagte heute im Deutschlandfunk, es sei "zu begrüßen, das massive Schäden für die Wirtschaft vermieden worden sind durch diesen Streik."
Als kostenträchtiges Risiko gilt etwa die Kerosinversorgung des Flughafens München. Die konnte die Bahn aber sicherstellen. Schnell teuer können auch Schwefeltransporte für die chemische Industrie werden: Wenn die nicht binnen 24 Stunden angeliefert und umgeladen sind, verflocke der Schwefel. Ware und Waggon seien dann unbrauchbar, weiß man bei der Bahn.
Ob neue Streiks drohen, scheint kurzfristig nicht das Thema. Wann wieder verhandelt wird, ist aber auch offen. Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky sagt heute Mittag in diesem Programm: "Wir haben bis einschließlich heute noch kein Angebot von der Bahn und keinen Verhandlungstermin, aber vielleicht entsteht das noch."
Schaden für die Gewerkschaftssolidarität
Immer noch strittig ist das Thema Tarifpluralität. Dass zwei Gewerkschaften für eine Berufsgruppe zwei Tarifverträge aushandeln, gilt der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG als Schaden für die Gewerkschaftssolidarität. Der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner mahnte heute seinen Kollegen von der GDL:
"Claus Weselsky will mit aller Macht Tarifpluralität durchsetzen. Das heißt, er möchte gerne, dass es in dem Betrieb oder in dem Unternehmen verschiedene Tarifverträge für die gleichen Beschäftigten gibt, während wir das für völlig falsch halten. Wir sagen: Es kann nicht sein, dass wir Jahrzehnte dafür kämpfen, dass die Menschen gleich bezahlt werden, gleich behandelt werden und jetzt die Spaltung der Belegschaft erfolgt."
Weselsky will jedoch nicht für Belegschaften verhandeln oder Berufsgruppen, sondern für seine Beitragszahler: "Ich weiß nicht, wie lange wir noch darüber fabulieren wollen, ob Mitglieder oder die Belegschaft hie eine Rolle spielen. Es spielen Mitglieder eine Rolle. Und nicht die Belegschaft."
Der Personalvorstand der Bahn, Ulrich Weber, strebt dagegen um des Betriebsfriedens willen einheitliche Regeln innerhalb einer Berufsgruppe an:
"Das Ergebnis von Tarifverhandlungen mit zwei Gewerkschaften - es geht darum, mit der EVG und der GDL Verhandlungen zu führen - ist prinzipiell ergebnisoffen. Aber unser Wunsch und unsere Vorstellung ist, konkurrierende Tarifverträge zu vermeiden."
Aber er hat vor Frankfurts Arbeitsgerichten zuletzt gelernt, dass nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen.