Je häufiger gestreikt wird, desto besser sind die Verkehrsunternehmen auf solche Sondersituationen eingestellt. Den Eindruck gewinnt man jedenfalls von der Deutschen Lufthansa. Der war es nicht nur gelungen, den Ausstand bei Lufthansa Cargo weitgehend abzufedern. Beim Streik Ende September etwa erläuterte Lufthansa-Sprecherin Barbara Schädler die Taktik so:
"Bei 24 Flügen ist es uns gelungen, wieder mit freiwilligen Piloten diese Flüge sicherzustellen."
Diese freiwilligen Piloten arbeiten vor allem im Management. Damit sie ihre Pilotenlizenz behalten, müssen sie regelmäßig weiter fliegen: Eine bestimmte Stundenzahl pro Monat ist gesetzlich vorgeschrieben. Damit sie das wahrnehmen können, haben sie Auszeiten von ihrer Hauptaufgabe mit der Fluggesellschaft vereinbart.
Management-Piloten helfen
Ende September konnte so zumindest die Hälfte der bestreikten Flüge doch stattfinden. Mitte September hatte die Lufthansa es sogar geschafft, vom Streik bedrohte Fernflüge im Personenverkehr vom Drehkreuz Frankfurt aus doch stattfinden zu lassen. Die Durchschlagskraft eines Streiks wird so schwächer. Dabei sind die Piloten für bestimmte Flugzeugtypen trainiert. Pro Flugzeug-Gruppe wie etwa den Airbus A 380 oder die Boeing B 747 gibt es bei Lufthansa mindestens acht Management-Piloten. Auch der heutige Chef Carsten Spohr hat einen Pilotenschein für die A 320. Hinzu kommt die Logistik. Beim Ausstand Ende September erläuterte Sprecherin Barbara Schädler:
"Wie immer - wir haben ja inzwischen leider Erfahrung gewonnen bei dem Thema - werden wir die Flüge, die von außen reinkommen, dann eben auch so planen, dass ab Mittwoch wieder alles normal läuft."
Bahn kann wenig steuern
Wenn die Fluggesellschaft also weiß, welche Strecken bestreikt werden, lässt sie häufig schon vor Streikbeginn Flüge ausfallen, damit die Flugzeuge dann am richtigen Flughafen stehen. Da gibt es bestimmte Umläufe, die auch die Bahn kennt. Allerdings, so erklärte Ulrich Homburg, Vorstand Personenverkehr der Deutschen Bahn gestern vor Beginn des Ausstands der Lokführer:
"Wenn das wieder so funktioniert wie beim letzten Warnstreik, dann müssen wir davon ausgehen, dass relativ schnell die wichtigen großen Bahnhöfe in Deutschland mit bestreikten Zügen zugestellt sind und damit der Zugverkehr weitestgehend zum Erliegen kommt."
Die Lokführer sind verpflichtet, die Züge in einem Bahnhof abzustellen. Aber die Bahn versucht dann, die Zugumläufe anders zu steuern, etwa Regionalzüge nach einer kürzeren Strecke schon umkehren zu lassen, damit die Züge wieder schneller im normalen Betrieb nach Streikende eingesetzt werden können. Von den 20.000 Lokführern der Bahn sind zudem 5.000 bei der Konkurrenzgewerkschaft EVG organisiert oder Beamte. Diese aber darf die Bahn nicht als Streikbrecher einsetzen. Wer bei der EVG und wer bei der GDL ist, das weiß die Bahn nicht. Sie kann aber die Dienstpläne so gestalten, dass sie immer einige Beamte fahren lässt. Ob die dann aber mit ihren Zügen aus dem Bahnhof herauskommen, das kann die Bahn kaum steuern. Vor allem, wenn sie nicht vorab weiß, welcher Verkehr wie bestreikt wird.