Sie setzen noch eins drauf: Bis zu fünf Prozent mehr Lohn will die IG Metall aushandeln. Die Baugewerkschaft will für die 785.000 Beschäftigten 5,9 Prozent mehr Lohn. Und zwar nur für ein Jahr. Denn, so ihr Verhandlungsführer, der stellvertretende Gewerkschaftsführer Dietmar Schäfers: "2016 kann man, glaube ich, ganz gut überschauen. 2017 wird sehr wahrscheinlich noch besser."
Die Bauarbeiter haben Oberwasser. Die Bauwirtschaft sei voriges Jahr um drei Prozent gewachsen, sagt die BAU, die Bauinvestitionen dürften dieses Jahr um 2,1 Prozent steigen, real. Arbeit sei also da, aber die Arbeitskräfte würden weniger. In den nächsten Jahren rechnet die Gewerkschaft mit einem spürbaren Arbeitskräfteverlust, vor allem aus Altersgründen. Doch Nachwuchs gebe es wenig. Denn seit Jahren stagniere die Zahl der Auszubildenden bei gut 30.000. Deshalb werde das Arbeitskräfteangebot eher knapper. Das treibt die Lohnforderungen – auch für die Azubis. 100 Euro monatlich sollen sie mehr bekommen, was im ersten Lehrjahr ein Plus von gut 14 Prozent bedeutete und im dritten immer noch von Plus 7,3 Prozent.
"Unerfüllbare Erwartungen"
Alles viel zu teuer, sagen die Arbeitgeber. Die IG BAU erwecke mit der Forderung von 5,9 Prozent unerfüllbare Erwartungen. Wie sie rechnen, erklärt der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, der Vizepräsident des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes, Frank Dupré: "Die Prognosen sind zwar durchaus ambitioniert. Aber in den Vorjahren hatten wir oft wesentlich bessere Prognosen als anschließende Ergebnisse. Im letzten Jahr ist der Umsatz gerade mal um ein Prozent gestiegen. Und wenn man davon ausgeht, dass die Kosten wesentlich stärker als ein Prozent gestiegen sind, dann ist die Nettorendite der Bauunternehmen eher gesunken. Und das ist für uns der primäre Maßstab, an der eine Lohnforderung zu messen ist."
Gegen Billiglöhne für Migranten – "Deutsch lernen lassen"
Gleichwohl: Die Gewerkschaft hofft auf "vorzeigbare Ergebnisse", wie ihr Verhandlungsführer sagte. Auf Einstiegslöhne für Flüchtlinge werde sie sich auf keinen Fall einlassen, so Schäfers: "Wir werden keine Regelungen vereinbaren in Richtung – ich bezeichne das immer als Migrationsgruppen. Was wir brauchen ist, wir müssen die Flüchtenden jetzt erst einmal Deutsch lernen lassen. Das ist ein wichtiger Aspekt. Und dann sind wir in der Lage, auch aufgrund der Qualität der deutschen Bauwirtschaft sie auch in ganz reguläre Ausbildung zu bekommen."
In der niedrigsten Lohngruppe seien schon jetzt einfache Tätigkeiten zusammengefasst, kaum mehr, als mal etwas vom Boden aufzuheben, so Schäfers mit gewisser Übertreibung. Nein, wer Deutsch könne, das wisse man aus Leuchtturmprojekten der Bundesanstalt für Arbeit, der könne ganz regulär in einen Bauberuf hineinwachsen. Für die Gewerkschaft stehe fest: "Der Aderlass im Baugewerbe in den nächsten acht bis zehn Jahren ist verdammt groß. Darum liegt für die Bauwirtschaft eine riesengroße Chance bei den Flüchtenden."
Es geht nicht nur um Lohnforderungen
Die ersten Verhandlungen sollen am 15. März in Berlin beginnen.
Dann will die IG BAU auch noch laufende Verträge verbessern. Die Arbeitgeber sollen etwa den Verpflegungs-Mehraufwand übernehmen, wenn Bauarbeiter die Woche über auswärts eingesetzt sind. Und auch der Heilige Abend und Silvester sollen zwar arbeitsfrei bleiben, aber bezahlt werden.