Der bundesweite Lokführerstreik bei der Bahn hat in der Nacht zum Mittwoch vor allem im Nah- und Regionalverkehr zu erheblichen Einschränkungen geführt. Vor allem die S-Bahnen und der Regionalverkehr in den Großräumen Berlin, Hamburg, München sowie im Rhein-Main-Gebiet und in Köln und Nürnberg waren von dem Ausstand betroffen. Im gesamten Bundesgebiet hat es Verspätungen und Ausfälle im Fernverkehr gegeben. Der Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) endete um 6.00 Uhr. Die Bahn rechnet jedoch weiterhin mit Beeinträchtigungen
GDL: Bahn muss Blockadehaltung aufgeben
Die Gewerkschaft GDL hatte die Lokführer, Zugbegleiter, Bordgastronomen und Disponenten ab Dienstagabend 21.00 Uhr zu einem neunstündigen Streik aufgerufen. Bundesweit sollten in dieser Zeit die Fern- und Regionalzüge ebenso stillstehen wie Güterzüge und S-Bahnen, die von der Deutschen Bahn betrieben werden. Es ist der erste Streik nach zwei Warnstreiks.
GDL-Chef Claus Weselsky hatte der Bahn unmittelbar vor Streikbeginn vorgeworfen, im laufenden Tarifkonflikt unannehmbare Vorbedingungen zu stellen. Auf dem Berliner Hauptbahnhof sagte er, die Gewerkschaft werde über weitere Streiks entscheiden, wenn die Bahn ihre Blockadehaltung nicht aufgebe. In der vergangenen Woche hatten sich in einer Urabstimmung 91 Prozent der befragten GDL-Mitglieder für Streiks ausgesprochen. Die Deutsche Bahn bezeichnete dies als "völlig überzogen" und forderte die Gewerkschaft auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Einheitliche Tarifverträge
Ein Kernpunkt in dem Konflikt ist die Forderung der GDL, Tarifverträge nicht nur für die Lokführer, sondern auch für das weitere Zugpersonal wie Zugbegleiter abzuschließen. Das lehnt die Deutsche Bahn ab, weil sie sich grundsätzlich gegen rivalisierende Verhandlungen und Tarifabschlüsse für gleiche Berufsgruppen ausspricht. Der Konzern schlug daher vor, die Tarifverhandlungen solange auszusetzen, bis die Bundesregierung ihre Gesetzesinitiative zum Thema Tarifeinheit vorlegt. Die Bundesregierung plant ein Gesetz, demzufolge in einem Konzern nur der Tarifvertrag der Gewerkschaft mit den meisten Mitgliedern gelten soll.
Spartengewerkschaften wie die GDL fürchten dadurch eine Einschränkung ihres Streikrechts. In der laufenden Tarifrunde fordert die GDL eine Lohnerhöhung um fünf Prozent. Zudem verlangt sie, die Wochenarbeitszeit um zwei auf 37 Stunden zu verkürzen.
(tzi/el/lob)