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Tarifstreit Lokführer
Rückkehr an den Verhandlungstisch

Im Tarifstreit mit den Lokführern hofft die Deutsche Bahn, unbefristete Streiks noch abwenden zu können. Personalvorstand Ulrich Weber forderte die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) auf, umgehend an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Von Dieter Nürnberger |
    Eine Frau mit Rollkoffer geht an einem leerem Bahnsteig entlang
    Die GDL fordert für ihre Lokführer fünf Prozent mehr Lohn und eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit um zwei Stunden. (picture alliance/dpa/Marcus Brandt)
    Gut 3 Stunden dauerte die erste Runde der Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn-AG und der EVG, der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft. Ein Treffen, welches zuallererst die gegensätzlichen Standpunkte verdeutlichen sollte, weshalb große Fortschritte auch nicht erwartet wurden. Die EVG fordert für ihre Mitglieder sechs Prozent mehr Lohn, zudem mindestens ein Einkommensplus von 150 Euro. Ulrich Weber, Personalvorstand der Bahn, sprach von einem konzentrierten und angemessenen Verhandlungsauftakt.
    "Wir haben zu zwei Fragen Arbeitsgruppen eingerichtet, die in den nächsten vier Wochen das Thema aufbereiten sollen. Wir werden uns dann am 22. Oktober in Frankfurt/Main wiedertreffen. Wir haben heute noch kein beziffertes Angebot vorgelegt. Dazu war erst mal nötig zu verstehen, was sich hinter den einzelnen Forderungen der EVG verbirgt."
    Keine schlechte Stimmung am Verhandlungstisch
    Die Stimmung unter den Verhandlungsführern war somit nicht schlecht, die Verhandlungsführerin der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, Regina Rusch-Ziemba, bezeichnete es - so wörtlich - als ok, dass die Bahn heute noch nicht mit einem konkreten Verhandlungsangebot aufwartete.
    Deutlich wurde zudem, dass der derzeitige Konflikt mit der Lokführergewerkschaft, GDL, auch diese Gespräche dominierte. Denn die Fronten im Tarifkonflikt bleiben verhärtet. Die GDL beschloss vergangene Woche, ihre rund 20.000 Mitglieder in einer Urabstimmung über einen Streik abstimmen zu lassen. Im August war ein Grundlagentarifvertrag zwischen der GDL und der EVG ausgelaufen und eine erneue Kooperation gescheitert, seitdem gilt das Klima zwischen beiden Arbeitnehmer-Vertretungen als vergiftet. Deshalb verhandelt die EVG erstmals auch über einen Tarifvertrag für ihre rund 5.000 Lokführer. EVG-Verhandlungsführerin Rusch-Ziemba.
    Streit unter den Gewerkschaften über Zuständigkeiten
    Beide Gewerkschaften streiten sich darum, wer für welche Mitarbeitergruppe die Verhandlungen führen darf. Insgesamt geht es rund 160.000 Mitarbeiter bei der Bahn AG. Die EVG verhandelt für 140.000 Bahn-Angestellte, darunter vor allem Zugbegleiter, Lokrangierführer und Mitarbeiter im Service-Bereich. Die GDL hat mit rund 20.000 Mitgliedern die Mehrheit unter den Lokführern, möchte künftig aber auch für andere Berufsgruppen verhandeln. Die Deutsche Bahn AG fürchtet, dass unterschiedliche Verdienst- und Arbeitszeitregelungen je nach Gewerkschaftszugehörigkeit zu einer insgesamt nur schwer zu bewältigenden Situation führen könnten.
    Derzeit sprechen beide Gewerkschaften auf Führungsebene nicht miteinander. Die EVG will notfalls notariell feststellen lassen, wer in welcher Mitarbeitergruppe die Mehrheit und somit aus ihrer Sicht ein Tarifverhandlungsmandat hat. Regina Rusch-Ziemba.
    "Eine faire Kooperation bedeutet, dass man ein Stück weit auch die Organisationsverhältnisse akzeptiert. Für uns ist es aber auch wichtig, dass es nicht darum geht, einzelne Gruppen besonders hervorzuheben, sondern unsere Besonderheit ist, dass wir für alle Eisenbahner uns zuständig fühlen."
    Die GDL fordert für ihre Lokführer fünf Prozent mehr Lohn und eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit um zwei Stunden. Das Ergebnis der Urabstimmung soll am 2. Oktober bekannt gegeben werden. Bis dahin soll es zumindest zu keinen weiteren Lokführerstreiks kommen.