Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Post hat die Gewerkschaft Verdi den Verdacht geäußert, die Managementebene der Post drohe Streikenden mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes. Das schreibt die "Süddeutsche Zeitung". Betroffen gewesen seien dabei befristet beschäftige Arbeitnehmer.
Wie zudem auch die Nachrichtenagentur dpa berichtet, hat Verdi bereits Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel in der Angelegenheit eingeschaltet. In seiner Eigenschaft als SPD-Chef habe dieser an Post-Vorstandschef Frank Appel geschrieben, um zu erfahren, ob die Vorwürfe zutreffend seien oder nicht. Allen Arbeitgebern, ganz besonders aber den großen Unternehmen mit Bundesbeteiligung müsse die Achtung persönlicher wie kollektiver Arbeitnehmerrechte abverlangt werden, heißt es demnach in dem Brief.
Post spricht von Rufschädigung
Ein Sprecher der Post bezeichnete die Vorwürfe als Rufschädigung. Es gebe keine gezielte Bedrohung oder Einschüchterung der Mitarbeiter durch die Unternehmensführung, betonte er. Bei der Größe des Konzerns könne er solche Vorgänge aber auch nicht grundsätzlich ausschließen.
Der Postsprecher wies weiter darauf hin, dass allein 2015 mehr als 2.000 befristet Beschäftigte vom Unternehmen einen unbefristeten Arbeitsvertrag erhalten hätten. "Warum sollten wir uns dieses Instrument aus der Hand nehmen lassen?" Er forderte Verdi auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und konstruktiv auf das Tarif-Angebot der Post einzugehen.
Angebot abgelehnt
Unterdessen weitete die Gewerkschaft ihre Warnstreiks aus. In allen 83 Briefzentren seien die Beschäftigten aufgerufen worden, ihre Arbeit niederzulegen, hieß es. Dadurch werde es bei der Zustellung bundesweit zu Verzögerungen kommen.
Verdi fordert unter anderem eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 38,5 auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Am vergangenen Wochenende hatte die Post in der vierten Tarifrunde angeboten, den Kündigungsschutz für die Beschäftigten um drei Jahre bis 2018 auszuweiten sowie Heiligabend und Silvester wieder als arbeitsfreie Tage einzuführen. Auch Pausenregelungen sollten ausgeweitet und Schichtzuschläge großzügiger geregelt werden. Dies alles entspreche insgesamt einer Verkürzung der Wochenarbeitszeit um eine Stunde mit vollem Lohnausgleich, heißt es. Verdi wies das Angebot zurück, brach die Verhandlungen ab und leitete die Warnstreiks ein.
(tgs/tzi)