Die Konzerte wurden auch auf Bildschirmen in andere Teile der Stadt übertragen. Bis spät in die Nacht gab es einen Eröffnungs-Rave. Zuvor hatte Bundespräsident Steinmeier beim Festakt in der Oper gesagt, das Kulturhauptstadtjahr werde ein unübersehbares Signal aussenden. Es gebe in der drittgrößten sächsischen Stadt enorm viel zu entdecken an kultureller Vielfalt. Kulturstaatsministerin Roth erklärte, für Chemnitz biete sich die Chance, europaweit bekannt zu werden und Strukturen zu schaffen, von denen die ganze Region dauerhaft profitieren könne.
Die rechtsextreme Kleinstpartei "Freie Sachsen" protestierte derweil mit rund 400 Teilnehmern gegen das Kulturhauptstadtjahr. Die Polizei ermittelt wegen ausländerfeindlicher Gesänge und Volksverhetzung. Zu einer Gegendemonstration kamen rund eintausend Menschen.
Diskussion über Umgang mit Rechtsextremismus
Laut dem Soziologen Ulf Bohmann von der TU Chemnitz weist das Konzept der Stadt einen "sehr gemeinschaftlichen, sozialen Fokus" auf. Dabei gehe es darum, ein Miteinander aufzubauen und "eine Art Bollwerk" gegen den zunehmenden Rechtsextremismus zu schaffen, sagte Bohmann im Deutschlandfunk. Zugleich sieht der Wissenschaftler allerdings ein Defizit, was das "ganz explizite Angehen des Rechtsextremismus" betrifft. Dies liege möglicherweise daran, dass man mehr Wert auf "einladende Kulturangebote" legen wolle als darauf, "politisch zu wirken". Als Soziologe finde er es aber "nicht ganz überzeugend zu sagen, Kultur hat nichts mit Politik zu tun".
Ostbeauftragter ruft Westdeutsche zu Besuch auf
Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Schneider, rief gezielt Menschen aus den westdeutschen Bundesländern auf, Chemnitz in diesem Jahr zu besuchen. Wie ganz Ostdeutschland habe die Stadt mit Vorurteilen und Stigmatisierungen zu kämpfen, gerade nach den gewalttätigen rechtsextremen Ausschreitungen von 2018. Das Kulturhauptstadtjahr biete die Chance auf einen neuen, differenzierten Blick, so Schneider.
Außer Chemnitz ist in diesem Jahr auch die Doppelstadt Gorizia und Nova Gorica an der Grenze zwischen Italien und Slowenien Kulturhauptstadt Europas.
Diese Nachricht wurde am 19.01.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.