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Tauziehen um den künftigen Regierungschef Griechenlands

Um Griechenland aus der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise zu führen, könnte Lucas Papademos der richtige Mann sein. Der 64-jährige ehemalige EZB-Vize gilt als ausgewiesener Bankenfachmann.

Von Rodothea Seralidou |
    Stelios sitzt in einem Café an der zentral gelegenen Panepistimiou-Straße und diskutiert mit seinem Freund Leonidas. Die aktuellen politischen Ereignisse beschäftigen die beiden Freunde sehr. Der 35-jährige Stelios findet es gut, dass sich die bisherige Regierung und die Opposition auf eine Übergangsregierung geeinigt haben:

    "Ich habe bis zur letzten Sekunde gehofft, dass wir einen Schritt vorwärtsgehen und eine neue Regierung bekommen. Eine Koalitionsregierung mit einem Premier, der die Anerkennung aller hat und das Land eine Zeit lang regieren kann", "

    sagt der junge Familienvater erleichtert. Seiner Meinung nach erfüllt der Kandidat Lucas Papademos diese Voraussetzung. Der 64-jährige promovierte Wirtschaftswissenschaftler war bis 2010 Vizechef der Europäischen Zentralbank und gilt als absoluter Fachmann im Bankenwesen. Papademos galt bis gestern Nacht als aussichtsreichster Kandidat. Ob er den Posten aber tatsächlich annimmt, wird erst heute bekannt. Dass es eine so schwierige Angelegenheit sein würde, sich auf bestimmte Personen zu einigen, hätte Selios nicht gedacht. Sollte Papademos zustimmen, muss er bis zu den Neuwahlen im Februar die richtigen Entscheidungen treffen, damit das Land nicht weiter in den finanziellen Ruin abdriftet. Dass unter dem neuen Premierminister die Politik der Sparmaßnahmen fortgeführt werden muss, wissen die zwei Freunde. Der 37-jährige Leonidas, ein blonder Mann mit Ziegenbärtchen, erwartet keine Wunder:

    " "Die Dinge werden ihren Gang gehen. Nur: Einer neuen Regierung werden die Bürger wieder vertrauen, und das garantiert Stabilität. Das ist es, was die Märkte, die Gesellschaft und unsere europäischen Partner brauchen: Stabilität."

    Vor allem die Umsetzung des jüngsten Hilfspakets sei jetzt wichtig, sagt Leonidas. Und gerade dafür sei Papademos der geeignete Mann. Auch Manolis Polizois ist fest davon überzeugt. Der 82-jährige Rentner mit dem schneeweißen vollen Haar sitzt einen Cafétisch weiter. Er trägt eine Lesebrille und liest hoch konzentriert den politischen Teil einer Tageszeitung. Er begrüßt die Entscheidung, Papademos an die Spitze der neuen Regierung zu stellen:

    "Das ist gut. Papademos genießt internationales Ansehen, kennt sich in den europäischen Angelegenheiten sehr gut aus. Das ist sehr wichtig, die Europäer kennen ihn schon und vertrauen ihm. So können unsere Probleme besser gelöst werden."

    Im griechischen Fernsehen analysieren Experten und Journalisten währenddessen die Erfolgschancen einer Übergangsregierung. Dimitris Bogdanos, Journalist des Nachrichtensenders Skai:

    "Herr Papademos ist der geeignete Mann, um die aktuelle Situation Griechenlands zu bewältigen. Gleichzeitig ist er auch der geeignete Mann, um einen eventuellen Austritt des Landes aus der Eurozone zu bewältigen. Es wird viel von der Dauer der neuen Regierung abhängen", "

    schätzt der erfahrene Journalist. Dass Papandreou in den nächsten Stunden auch offiziell zurücktreten wird, sehen die Menschen in Athen positiv. Sie verstehen aber nicht, warum sein Rücktritt nicht viel früher stattgefunden hat. Auch Stelios hat kein Verständnis für Papandreous Zögern:

    " "Es war ein Fehler, dass er nicht zurücktreten wollte. Ich finde, er hätte schon lange zurücktreten sollen. Papandreou ist müde, seine Regierung ist müde. Er musste den Posten räumen. Nur so können wir einen Neuanfang machen."

    Das sehen viele Menschen so. Zum Beispiel die 50-jährige Kiki Bafidou. Die gepflegte Frau mit den dunklen mittellangen Haaren hofft nun, dass die Übergangsregierung glaubwürdiger und aufrichtiger sein wird, als die bisherige. Nur so könne das griechische Volk sein Vertrauen in die Politik wieder zurückgewinnen:

    "Die neue Regierung darf nicht aus Betrügern bestehen und sie sollte das Volk ehrlich über die ernsten Themen aufklären. Das Volk wird alles geben, wenn es merkt, die Regierung ist aufrichtig."