In der riesigen Halle am Hafen von San Francisco ist die Luft stickig. Mehr als 5.000 Besucher drängeln sich um gut 100 kleine Stände. Die Disrupt-Konferenz ist ausverkauft. Der Eintrittspreis für die dreitägige Veranstaltung liegt bei umgerechnet 2.500 Euro. Das Geld der Investoren sitzt nicht mehr so locker wie früher, sagt Frederic Lardinois von "Techcrunch", einem Technologie-Blog im Silicon Valley, das die Konferenz organisiert.
"Die Konsumenten-Start-Ups sind in diesem Jahr etwas in den Hintergrund getreten. Der Grund: Viele der verrückten Geschäftsideen bekommen zur Zeit einfach kein Geld mehr."
Die Investoren seien vorsichtiger geworden, so der 42-Jährige, der ursprünglich aus Deutschland kommt. Neben einem Konferenzprogramm mit Vertretern vieler Technologieunternehmen stehen vor allem die Start-ups im Mittelpunkt. Knapp 100 junge Unternehmen aus aller Welt präsentieren ihre Geschäftsideen. Die meisten kommen aus Asien, Europa und den USA.
Künstliche Intelligenz als Thema
Auch bei den Gründern ist das Thema "Künstliche Intelligenz - Maschinelles Lernen" angekommen.
"Wir sind die Einzigen, die die beste Methode gefunden haben, Privates herauszufiltern."
Das ist Raj Abhyanker. Er ist der Gründer von Piggiebank, einem Start-up aus dem Silicon Valley. Sein kleines Unternehmen übernimmt digitale Schmutzarbeit: Piggiebank durchsucht die E-Mail-Konten ehemaliger Mitarbeiter und trennt private von geschäftlicher Korrespondenz. Viele Unternehmen hätten Angst davor, die E-Mail-Konten von ehemaligen Mitarbeitern nach geschäftlichen Inhalten zu durchforsten. Bei Piggiebank übernimmt diese Aufgabe ein Algorithmus, der ständig dazulernt.
"Ein Unternehmen hat das Recht, seine geschäftliche Korrespondenz aufzubewahren. Wir filtern alles Private raus - es gibt keinen Grund zu Sorge."
Eine ähnliche Dienstleistung bietet das österreichische Start-up Crosscloud an. Immer mehr Unternehmen speichern ihre Daten in den Clouds von Microsoft, Amazon oder Dropbox. Crosscloud hat eine virtuelle Steuerungszentrale entwickelt. Mit ihr kann die IT-Abteilung eines Unternehmens steuern, welche Dateien und welche Inhalte auf welcher Cloud-Plattform abgelegt werden dürfen, sagt sein Gründer Christoph Hechenblaikner.
"Sehr bald werden wir eine neue Funktion starten. Hier dürfen dann bestimmte Schlagworte nicht in den Daten vorkommen. Wo wir hinwollen, ist, eine Entscheidung vorzunehmen, welche Daten datenschutzrelevant sind oder nicht."
Künstliche Intelligenz soll Menschen Entscheidungen abnehmen
Auch hier: Dank künstlicher Intelligenz könnte Software Menschen die Entscheidung abnehmen. Oder zumindest erleichtern. Auf der Disrupt gibt es aber auch nach wie vor das ganz klassische Online-Start-up. Auch, wenn Plattformen, wie die von Telanto vielleicht nicht mehr so angesagt sind.
"Wir haben eine Plattform gebaut, die es Professoren erleichtert, Challenges, echte Firmenherausforderungen, in der ganzen Welt zu identifizieren. Und diese den Studenten zur Lösung vorzusetzen."
Das ist Timo Kerzel, der das in Barcelona beheimatete Unternehmen mitgegründet hat. Sein Dienst ist sehr klassisch und stößt dennoch in eine Marktlücke. Für Unis sind Forschungsaufträge aus der freien Wirtschaft attraktiv. Unternehmen können so nicht nur potenzielle Bewerber kennenlernen, sondern auch frisches Uni-Wissen in ihre Firma holen.
"Und bezahlen die Firmen: Es gibt für die Business-User ein jährliches Abonnement, die für den Zugang zur Plattform bezahlen. Sie haben das Recht, so viele Herausforderungen auf der Plattform zu platzieren, wie sie möchten."