Mit ihren vier Stelzenbeinen aus Stahl und Beton steht die norwegische Bohrinsel Gullflak C in der Nordsee, die an dieser Stelle rund 200 Meter tief ist. Zuletzt förderte die gewaltige Anlage bis zu 180 000 Barrel Öl aus einem Reservoir tief unter dem Meeresgrund. Doch seit Mittwoch voriger Woche stehen die Bohrer still. Nach einem plötzlichen Druckverlust aktivierte die Crew den so genannten Blow out-Preventer. Als tags darauf eines der Sicherheitsventile versagte, wurden 89 Arbeiter vorsorglich von der Plattform geholt. Die verbliebene Besatzung hat seither abertausende Tonnen Schlamm und Zement in die Tiefe gepumpt, um die Zapfstelle unter Gullflak zu stabilisieren. Das sei auch gelungen, versichert der Betreiber Statoil. Doch das dritte Gasleck in nur sechs Monaten hat das Vertrauen in den staatlichen Energieriesen schwer erschüttert. Dagfinn Høybråten, Vorsitzender der oppositionellen Christdemokraten, fordert eine umfassende parlamentarische Untersuchung zu den Risiken der Offshore-Förderung und zum Nutzen der Notfallpläne von Industrie und Behörden.
"Es wäre naiv zu glauben, dass wir Norweger auf Dauer von einer Ölpest verschont bleiben könnten. Es ist unsere Pflicht als Abgeordnete, kritische Fragen zu stellen. Etwa die, ob wir genug für die Sicherheit tun. Und welche Schlüsse wir aus der Katastrophe im Golf von Mexiko ziehen."
Zwar gelten in Norwegen weit strengere Grenzwerte und Auflagen als in den meisten anderen Förderländern. Von Havarien blieb man dennoch nicht verschont. In ihrem jüngsten Bericht warnt die zuständige Aufsichtsbehörde vor einem erschreckenden Mangel der Sicherheitskultur. Bohrlöcher würden immer tiefer in die Formationen getrieben, an vielen der rund 2000 Zapfstellen auf dem Kontinentalsockel drohten zudem Gefahren durch Materialermüdung. Nur mit viel Glück blieb die Nordsee bislang von einer verheerenden Umweltkatastrophe verschont, meint Gøril Tjetland. Die Ingenieurin und Geologin mit langjähriger Erfahrung in der Offshore-Branche spricht für die norwegische Umweltorganisation Bellona.
"Die größten Gefahren sind mit der Erkundung neuer Lagerstätten verbunden. Oft weiß man wenig über den Untergrund, über Spalten und Kanäle. Dabei haben wir auf dem norwegischen Kontinentalsockel sehr viele Zonen im Sediment, die unter Hochdruck stehen. Bohrt man in so eine unerwartete Gas-Ansammlung, können die Dinge im schlimmsten Fall so eskalieren wie auf der Deepwater Horizon."
Seit mehr als zwei Jahrzehnten sind norwegische Energieunternehmen auf der Suche nach neuen Öl- und Gasfeldern, die eines Tages die erschöpften Reservoire in der Nordsee ersetzen sollen. Und dringen dabei in immer tiefere Gewässer der Norwegischen See und in der Barentssee vor. Die Erkundung bislang kaum berührter Lebensräume der Arktis beobachten Forscher und Umweltschützer mit Sorge. Das schlimmste denkbare Szenario wäre eine Ölpest in meereisbedeckten Gebieten, sagt Neil Hamilton vom Arktisprogramm des WWF.
"Das Gebiet ist im Winterhalbjahr kaum zugänglich. Eis, Sturm und widrige Wetterverhältnisse würden die Bekämpfung eines Ölteppichs unmöglich machen. In der Kälte funktionieren die Maschinen nicht und die Bindemittel bleiben wirkungslos. Das Öl setzt sich in den Poren unter dem Eis fest. Es tötet Larven und Plankton, die wichtigste Nahrungsgrundlage für viele Fischarten der Region."
Die Umweltorganisation fordert ein generelles Moratorium für weitere Offshore-Aktivitäten in der Arktis, solange es weder ausreichende Einsatzpläne noch die nötige Technik für den Krisenfall gibt.
"Es wäre naiv zu glauben, dass wir Norweger auf Dauer von einer Ölpest verschont bleiben könnten. Es ist unsere Pflicht als Abgeordnete, kritische Fragen zu stellen. Etwa die, ob wir genug für die Sicherheit tun. Und welche Schlüsse wir aus der Katastrophe im Golf von Mexiko ziehen."
Zwar gelten in Norwegen weit strengere Grenzwerte und Auflagen als in den meisten anderen Förderländern. Von Havarien blieb man dennoch nicht verschont. In ihrem jüngsten Bericht warnt die zuständige Aufsichtsbehörde vor einem erschreckenden Mangel der Sicherheitskultur. Bohrlöcher würden immer tiefer in die Formationen getrieben, an vielen der rund 2000 Zapfstellen auf dem Kontinentalsockel drohten zudem Gefahren durch Materialermüdung. Nur mit viel Glück blieb die Nordsee bislang von einer verheerenden Umweltkatastrophe verschont, meint Gøril Tjetland. Die Ingenieurin und Geologin mit langjähriger Erfahrung in der Offshore-Branche spricht für die norwegische Umweltorganisation Bellona.
"Die größten Gefahren sind mit der Erkundung neuer Lagerstätten verbunden. Oft weiß man wenig über den Untergrund, über Spalten und Kanäle. Dabei haben wir auf dem norwegischen Kontinentalsockel sehr viele Zonen im Sediment, die unter Hochdruck stehen. Bohrt man in so eine unerwartete Gas-Ansammlung, können die Dinge im schlimmsten Fall so eskalieren wie auf der Deepwater Horizon."
Seit mehr als zwei Jahrzehnten sind norwegische Energieunternehmen auf der Suche nach neuen Öl- und Gasfeldern, die eines Tages die erschöpften Reservoire in der Nordsee ersetzen sollen. Und dringen dabei in immer tiefere Gewässer der Norwegischen See und in der Barentssee vor. Die Erkundung bislang kaum berührter Lebensräume der Arktis beobachten Forscher und Umweltschützer mit Sorge. Das schlimmste denkbare Szenario wäre eine Ölpest in meereisbedeckten Gebieten, sagt Neil Hamilton vom Arktisprogramm des WWF.
"Das Gebiet ist im Winterhalbjahr kaum zugänglich. Eis, Sturm und widrige Wetterverhältnisse würden die Bekämpfung eines Ölteppichs unmöglich machen. In der Kälte funktionieren die Maschinen nicht und die Bindemittel bleiben wirkungslos. Das Öl setzt sich in den Poren unter dem Eis fest. Es tötet Larven und Plankton, die wichtigste Nahrungsgrundlage für viele Fischarten der Region."
Die Umweltorganisation fordert ein generelles Moratorium für weitere Offshore-Aktivitäten in der Arktis, solange es weder ausreichende Einsatzpläne noch die nötige Technik für den Krisenfall gibt.