Aber selbst wenn der brave Konsument alles trenne, werde es nicht "funzen", sagte der RWTH-Professor der Deutschlandfunk Nova-Reporterin Kerstin Ruskowski, die für eine Podcast-Reihe ihren Selbstversuch dokumentiert, in den USA und Deutschland zu leben, ohne Müll zu verursachen. Grund ist laut Quicker die Verwendung von Verbundstoffen. Zum Teil seien zehn bis 20 Kunststoffe in einem Produkt verbaut. Es sei die Aufgabe der Industrie, gleiches Material zu benutzen. Dazu benötige es vielleicht ein Anschubsen der Politik. So könne man das Material vernünftig aussortieren und stofflich wieder recyceln. "Sobald ich Mischungen habe, ist es vorbei!"
Die hundertprozentige Vermeidung von Müll, wie sie die Zero-Waste-Bewegung anstrebt und wie es sich zum Beispiel die Stadt San Francisco im US-Bundesstaat Kalifornien bis 2020 vorgenommen hat, hält er für nicht erreichbar.
"Allein daran erkennt man den Blödsinn dieser Statistik"
Deutschland gibt seine Wiederverwertungsquote mit 66 Prozent an. Quicker hält diese Angaben jedoch für unglaubwürdig. "Diese Statistik ist ein einziger Beschiss", betonte er und fügte hinzu, das sei inzwischen aber bekannt und werde geändert.
Bisher habe man es in Deutschland so praktiziert: Wenn eine Tonne Kunststoffabfall in einen Betriebshof gebracht werde, wo Recycling darüber stehe, gelte es in dem Moment als recycelt. Wenn dann aber "hinten 99 Prozent wieder rausgefahren" und verbrannt oder deponiert würden, gelte es trotzdem als recycelt. "Allein daran erkennt man den Blödsinn dieser Statistik."
Müllverbrennungsanlagen sind quasi "Filter für die Stadtluft"
Quicker lobte den technischen Standard von Müllverbrennungsanlagen in Deutschland. Wenn es um die Frage gehe, verbrennen oder deponieren, sei verbrennen eindeutig besser. Es gebe Messungen, die besagten zum Beispiel, wenn man in einem urbanen Ballungsraum am Schornstein der Müllverbrennungsanlage Staubpartikel messe, sei da weniger drin als unten, wo die Luft für die Verbrennung an der Straße eingesaugt werde.
"Also, wenn man so wollte, sind das dann Filter für die Stadtluft", führte der Forscher aus: "Wir sind immer sehr schnell dabei, solche Technologien zu verteufeln", aber inzwischen sei man da stark vorangekommen und auch Schwermetalle würden sicher abgeschieden, Dioxine und Furane. Das sei in in den 90ern Jahren anders gewesen.
Die eingeschweißte Gurke ist nicht immer schlechter
Der Aachener Professor mahnte darüber hinaus die Konsumenten: "Man darf nicht nur auf die Verpackung gucken, man muss auch auf das gucken, was drin ist." Gurken hielten zum Beispiel viel länger, wenn sie eingeschweißt seien. So verhindere man Lebensmittel-Abfälle, erläuterte Quicker. Wenn man das Plastik schließlich verbrenne, entziehe man ihm die Energie. Das sei zwar auch nicht toll, aber besser, als wenn die Gurke nach der halben Zeit schon vergammele und man sich eine neue kaufen müsse.