Noch wird auf dem Berliner Messegelände aufgebaut - doch für eine in den vergangenen Jahren erfolgsverwöhnte Branche sind die Vorzeichen diesmal nicht so rosig. Denn weltweit schwächelt derzeit vor allem der Markt für Unterhaltungselektronik. 2019 wird ein Umsatz von 740 Milliarden Euro erwartet, ein Minus von knapp 2 Prozent. Da habe der Handelsstreit zwischen China und den USA genauso Spuren hinterlassen wie Wirtschaftsflauten in einzelnen Ländern, sagt Hans-Joachim Kamp, Aufsichtsratschef der Branchengesellschaft gfu. Doch stets sei das vierte Quartal das Entscheidende.
"Aufgrund der Tatsache, dass es derzeit keine Zinsen bei den Banken gibt, haben wir Grund zum Optimismus. Denn Innovationen beleben das Geschäft: Was die Vernetzung der Endgeräte betrifft, was die Sprachsteuerung betrifft und natürlich die künstliche Intelligenz. Sie machen die Benutzung für den Konsumenten einfacher. Und wenn man dies in den Geschäften sieht, dann sind wir überzeugt, dass das Weihnachtsgeschäft positive Impulse setzen wird."
Das Smartphone wird zur Spielekonsole
Technologische Durchbrüche wird man in diesem Jahr wohl nicht sehen, dafür aber steht einiges kurz vor der Massentauglichkeit. Ein Stichwort hierfür: 5G. Die Frequenz-Versteigerung in Deutschland ist abgeschlossen und die ersten entsprechenden Smartphones kommen auf den Markt. So stellte "Samsung" nicht nur das erste und langerwartete auffaltbare Smartphone vor, auch die Telekommunikationsunternehmen präsentierten erste Tarife mit dem superschnellen Mobilfunkstandard. Die "Deutsche Telekom" startet ihr 5G-Netz in Berlin, München, Köln, Bonn und Darmstadt. Und der neue Standard macht das Smartphone mal wieder zum heimlichen Star der Branche, so Michael Hagspihl, bei der "Telekom" zuständig für den Privatkundenbereich: Nicht nur Industrieanwendungen würden von 5G profitieren:
"Laut "Bitkom"-Umfrage hat das Smartphone zu 85 Prozent die Spielekonsole als beliebtestes Gerät für Videospiele abgelöst. Und heute spielen bereits 43 Prozent regelmäßig Videospiele."
Sprachsteuerung als Zukunftsmarkt
Im Mittelpunkt der IFA steht auch weiterhin das vernetzte Zuhause. Das Smartphone steuert den Backofen, ebenso die Waschmaschine und die Heizung. Messedirektor Jens Heithecker sieht beispielsweise die Steuerung per Stimme, die Spracherkennung, als den Zukunftsmarkt an. Ein Paradebeispiel von künstlicher Intelligenz:
"Dass die Maschinen lernen die Vorlieben des Nutzers zu verstehen. Somit wird die Programmierung und die Bedienung viel einfacher wird. Und ich wage mal vorherzusagen: Wer in den nächsten Jahren diese Technologie nicht beherrscht, wird am Markt seine Produkte nicht mehr verkaufen können."
Während der Bereich der Unterhaltungselektronik derzeit zumindest schwächelt, bleibt das zweite Standbein der IFA, der Markt für Haushaltgeräte, auf stabilem Kurs. Hier gibt es weiterhin Steigerungsraten, sagt Reinhard Zinkann, Chef von "Miele" und Sprecher der Hausgeräteindustrie:
"Der Trend zu Gesundheit und "Well-Being" - das umfasst die gesunde Ernährung und auch die Zubereitung bis hin zu Messgeräten der Herzfrequenz. Auf der anderen Seite gibt es auch einen erfreulichen und positiven Trend bei den Staubsaugern. Sowohl mit Robotern als auch mit sogenannten Hand-Stick-Modellen."
Auch dies natürlich oft vernetzt im digitalen Zuhause. Ab Freitag können sich die IFA-Besucher ein Bild davon machen.