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Technische Universität Dortmund
Studienfach Journalistik wird modernisiert

Journalist kann sich bis heute jeder nennen. Es ist kein festgelegter Ausbildungsberuf. Das ist auch der Grund, warum es so viele Wege in den Journalismus gibt. Einer davon führt seit 40 Jahren über die Technische Universität in Dortmund. Um Schritt zu halten, wurde der Studiengang in diesem Jahr neu gestaltet.

Von Kai Rüsberg |
    Die Technische Universität Dortmund.
    Die Technische Universität Dortmund: Seit 40 Jahren wird hier der heute in Deutschland größte Lehrgang "Journalistik" angeboten. (imago/Westend61)
    "Das ist unser Konferenztisch…"
    Führung durch die Redaktionsräume des Fachbereichs Journalismus an der Dortmunder Universität. Ein neuer Jahrgang, der 41., beginnt mit dem Studium. Adela Lukaschik hofft hier ihren Traumberuf zu erlernen.
    "Ich schreib einfach total gerne und ich finde also mich interessiert besonders Print, also mal schauen wie es dann im Online wird und so. Aber ich finde einfach Texte als Medium was zu vermitteln total schön, also ich find da kann man super viel draus machen und da bin ich total interessiert daran."
    Die 20-Jährige hat noch keine Erfahrung als Mitarbeiterin einer Redaktion gesammelt, nur in einem Praktikum. Sie möchte den Beruf an der Uni lernen, weil sie dort in verschiedenen Lehrredaktionen die ganze Bandbreite vorfindet.
    "Mich interessiert halt auch total zu lernen und ich meine es ist ein Medium was sich schnell entwickelt und da ist man halt auch gut beraten, wenn man halt sich auch die anderen Redaktionen anschaut und einfach breit gefächertes Wissen hat und dann halt zu schauen, wie es sich in der Zukunft entwickelt und da halt auch gut informiert zu sein."
    Schritt halten mit den Veränderungen im Journalismus
    Ihre neue Kommilitonin Annabel Weinen ist nicht nur sechs Jahre älter, sondern bringt auch schon Erfahrung aus dem Berufsleben mit:
    "Finde, es ist sehr anders, wenn man dann mal vor Ort ist und arbeitet, weil es ist doch etwas ganz anderes dann, in einem Büro zu arbeiten und mit Partnern zu sprechen, als wenn man es wirklich nur theoretisch lernt an einer Uni. Also es ist schwierig, finde ich."
    Schwierig ist es auch für die Fakultät, Schritt zu halten mit der sich immer schneller verändernden Berufswelt im Journalismus. Michael Steinbrecher kennt die Praxis. Er ist hier Professor, arbeitet aber auch regelmäßig als Fernsehmoderator. Er ist dafür zuständig, die technische Ausrüstung up-to-date zu halten.
    "Die Studierenden werden hier nicht zu technischen Spezialisten ausgebildet, aber sie erhalten das technische Rüstzeug für alle Medien. Ich glaube auch, dass wir da der Realität sehr nahe kommen, zumindest bescheinigen uns das immer wieder die Kooperationspartner, bei denen unsere Studierenden dann das Volo machen."
    Das integrierte Volontariat in einer echten Redaktion ist eine Spezialität der Dortmunder Journalistenausbildung. Im frisch renovierten Studiengang wurde es jetzt an das Ende der Bachelor-Zeit gelegt, weil es bislang immer wieder vorkam, dass Studenten nicht mehr den Weg vom Arbeitgeber zurück an die Uni fanden - und manche dadurch ohne Abschluss blieben. Institutsdirektor Henrik Müller will so den wissenschaftlichen Anspruch des Studiums stärken:
    "Das Schnelle, was wir im Journalismus erleben, was gefordert ist, was notwendig ist, das braucht ein Gegengewicht an Tiefe."
    Zeitungen, Hörfunk, TV und Online wurden zusammengelegt
    Der Wirtschaftsjournalist setzt auf eine fundierte Ausbildung in allen Dimensionen:
    "Wenn sie das nicht haben,glaube ich, dann lassen sie sich heute viel leichter als Journalisten abspeisen mit den schnellen Antworten, die ihn eben viele geben. Und diese Grundskepsis, die eben auch zum wissenschaftlichen Arbeiten dazu gehört, die versuchen wir mit zu vermitteln. Ohne das ist Qualitätsjournalismus kaum noch machbar."
    Aber auch die Praxis soll künftig nicht zu kurz kommen. Die bisher vier separaten Redaktionen für Zeitungen, Hörfunk, TV und Online wurden in diesem Jahr zusammengelegt. Jetzt gibt es eine neue crossmediale Redaktion, die gleichzeitig für verschiedene Mediengattungen arbeite. Dort können alle Studenten auch die neusten Techniken im Journalismus kennen lernen. Müller betont aber, dass eine Uni nicht allein für den Arbeitsmarkt und die sich dort immer schneller entwickelnden Trends ausbildet.
    Man braucht einerseits Handwerk, also man muss ich auch natürlich in den angesagten Techniken auskennen, was eben gerade Mode ist, aber man braucht auch ein Fundament, mit dem man sich die Wirklichkeit draußen erschließen kann. Das ist, was die Wissenschaft eben leisten kann und wir haben einen sozialwissenschaftlichen, kommunikationswissenschaftlichen Schwerpunkt.
    Trotz der Krise auf dem Zeitungsmarkt und sinkenden Gehältern in den Redaktionen: der Beruf des Journalisten übt weiter große Anziehungskraft aus. In Dortmund haben sich zu dem renovierten Studiengang 100 Studenten eingeschrieben. So viele wie noch nie, freut sich Michael Steinbrecher:
    "Ich find's toll es zeigt doch auch, dass viele auch in diesen Zeiten vielleicht auch gerade in diesen Zeiten von Idealismus getrieben sind. Sie sagen, der Journalismus ist wichtig in dieser Gesellschaft, ich habe eine Leidenschaft für diesen Beruf."