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TEDx in Bochum
Ideenkonferenz an der Ruhr-Universität

Wie reagiert man auf gesellschaftliche und wissenschaftliche Innovationen? Auf der größten europäischen TEDx-Konferenz ging es an der Ruhr-Universität Bochum am vergangenen Wochenende um diese Frage. Unter dem Motto "Embrace the unexpected" trafen sich rund 1.000 Besucher zu zwölf Vorträgen.

Von Kai Rüsberg |
Bildnummer: 58900638 Datum: 09.12.2012 Copyright: imago/Xinhua (121210) -- NANJING, Dec. 9, 2012 (Xinhua) -- TV anchor Qu Xiangdong delivers a speech at the Think About Journey saloon in Nanjing, capital of east China s Jiangsu Province, Dec. 9, 2012. Sunday s saloon was held by TEDxNanjing, a franchisee of U.S.-based nonprofit organization TED (Technology, Entertainment and Design). (Xinhua/Sun Zhongnan) (lmm) CHINA-JIANGSU-NANJING-TEDX EVENT-SALOON (CN) PUBLICATIONxNOTxINxCHN Kultur people xas x0x 2012 quer 58900638 Date 09 12 2012 Copyright Imago XINHUA Nanjing DEC 9 2012 XINHUA TV Anchor Qu Xiang Dong delivers a Speech AT The Think About Journey Saloon in Nanjing Capital of East China S Jiangsu Province DEC 9 2012 Sunday S Saloon what Hero by a of U S Based Organization Ted Technology Entertainment and Design XINHUA Sun Zhongnan lmm China Jiangsu Nanjing Event Saloon CN PUBLICATIONxNOTxINxCHN Culture Celebrities x0x 2012 horizontal
Die TEDx-Vortragsreihe war zum dritten Mal in Bochum. Mit über 1.000 Zuschauern erreichte die Veranstaltung einen neuen Besucherrekord. (imago / Xinhua)
Mehr als eintausend Besucher warten gespannt auf den Auftakt der TEDx Konferenz an der Ruhr-Universität Bochum. Es ist die ganz große Bühne, im wahrsten Sinne, im Audimax, dem größten Hörsaal. Professionell ausgeleuchtet, beschallt, organisiert. Von einem Team von 50 Helfern und zehn studentischen Organisatoren, an der Spitze Linus Stieldorf:
"Ja wir sind richtig glücklich, wir sind ausverkauft, das läuft richtig gut. Wir sind gespannt auf ein spannendes Event. Wir sind seit fünf Tagen eigentlich dabei, nonstop das Event hochzuziehen. Alles was beim Event anfällt, machen wir hier selber, im Vergleich zu anderen Events vielleicht."
"Input, eine Menge neuer Ideen und viel Spaß"
Schon eine Stunde vor dem Beginn standen hunderte überwiegend junge Besucher Schlange und warteten auf Einlass. So wie dieser Wirtschaftsstudent, der benachbarten Hochschule Bochum:
"Ich bin heute hier, um neue Sachen kennenzulernen, um meinen Horizont zu erweitern, um die Meinung zu diversen Themen von verschiedenen Personen dazu zu hören, die selber schon sehr viel erreicht haben. Und generell erwarte ich von der Veranstaltung Input, eine Menge neuer Ideen und viel Spaß auf jeden Fall."
Das amerikanische Konzept von TEDx ist allen hier bekannt. Nicht selten, weil sie es vorab schon als Video im Internet kennen gelernt haben: In Bochum gab es zwölf Vorträge auf einer großen Bühne im Rampenlicht, dazu nur ein paar Dias an einer gigantischen Leinwand. Jeder Redner muss mit seiner Präsenz auf der Bühne überzeugen. Viele Besucher sehen die Veranstaltung als Ergänzung…
"...für das, was das Studium nicht bringt: das Studium bringt nicht in vielen Fällen die Soft-Skills, die Sachen drum herum, die mentalen Fähigkeiten. Und die erhoffe ich mir, durch solche Events weiter ausbauen zu können."
Vorträge über Soft-Skills
Gerade die Vorträge über solche Soft-Skills erhielten den größten Applaus: Eine Kenianerin, die im Studium glänzte, im Ausland Praktika bekam, aber zu Hause in Nairobi keinen Job fand und wie sie sich aus dem Karriereloch wieder raus kämpfte.
Oder die Story einer jungen Französin – Die Oma verlangt von ihr: komm bloß nicht mit einem deutschen Ehemann zurück. Nach einer Geschlechtsumwandlung ist er nun selbst ein deutscher Mann geworden.
Aber es gab auch einige explizit wissenschaftliche Themen. Zum Beispiel zwei Medizinpioniere, die sich spät gefunden haben und gemeinsam ein neues Verfahren zur Brustkrebsfrüherkennung einführen wollen. Und dann wurde es ganz technisch:
Christof Paar ist etablierter Lehrstuhlinhaber an der Bochumer Ruhr-Universität. Er stellte sein brandneues Forschungsgebiet vor: Schädlinge, die nicht mehr in der Software, sondern direkt in die Prozessoren in Computern oder Handys eingepflanzt werden. Die Konferenzsprache Englisch bereitet ihm keine Probleme, hat er doch in den USA studiert. Aber trotzdem war es besonders:
"Ich trage sehr oft vor, aber auf unseren großen Konferenzen, da hast du 300, 400 Leute. Hier waren das 1.000, 1.100, 1.200 Leute. Das ist noch mal eine ganz andere Nummer. Und unser Audimax der Ruhr-Uni ist sehr beeindruckend. Das ist natürlich auch ein toller Saal. Ich hatte mehr Lampenfieber, als ich mir vorher eingestanden hatte."
"Wie ein kleines Festival"
Ihn hat der gesamte Rahmen der Veranstaltung beeindruckt. Eine ganze Woche wurden die Sprecher auf ihren Auftritt vorbereitet und konnten sich untereinander kennen lernen. Für Paar waren da viele Elemente dabei, die sich deutsche Unis abgucken könnten:
"Ich bin seit fast 25 Jahren Hochschullehrer, ich hatte jetzt professionelles Stimmtraining, es gab ein ganz tolles Feedbackteam, wir haben Probevorträge gehalten oder vom Inhaltlichen her. Dann aber auch von Körpersprache, Stimmsprache – alles Sachen, wo man sich erstmal keine Gedanken drüber macht als Prof, muss ich eingestehen."
Drei Blöcke mit jeweils vier Vorträgen, dazwischen eine Tanzperformance oder ein Musikact. Acht Stunden dauerte die TEDx in Bochum und nur sehr wenige gingen früher nach Haus. Für Linus Stieldorf hat das Format funktioniert:
"Es soll natürlich wie ein kleines Festival sein – was nicht Party macht, andererseits – aber eben auch auf einer anderen Seite das feiert."
In Bochum war es bereits die dritte TEDx, aber mit Abstand die größte. Im nächsten Jahr soll es weiter gehen. Die Vorbereitungen für 2020 werden schon vor dem Sommer anlaufen.