Aus dem Bundespresseamt hieß es zu dem Gespräch zwischen Putin und Merkel, die Situation in der Ukraine sei ausführlich erörtert worden. Bei aller unterschiedlichen Bewertung der Ereignisse habe die Vorbereitung des für morgen geplanten Treffens in Genf im Mittelpunkt gestanden. Dort wollen die Außenminister Russlands, der USA und der Ukraine zusammen mit der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton über Möglichkeiten einer diplomatischen Lösung der Krise beraten.
Ban lehnt Blauhelmeinsatz ab
Auch in einem Gespräch mit UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon kritisierte Putin den zuvor gestarteten Einsatz ukrainischer Truppen. Moskau warnte vor einem Scheitern der geplanten Krisengespräche in Genf. Putin forderte laut Kreml von UNO-Generalsekretär Ban, die Vereinten Nationen müssten das "verfassungswidrige Vorgehen" der Machthaber in Kiew verurteilen.
In einem Zeitungsinterview sprach sich Ban gegen einen Einsatz von Blauhelmsoldaten in der Ukraine aus. Dies erscheine ihm zum jetzigen Zeitpunkt nicht machbar, sagte Ban der mexikanischen Zeitung "Reforma".
Im Parlament in Kiew hatte der ukrainische Interimspräsident Alexander Turtschinow gestern den Beginn des Einsatzes im Osten des Landes verkündet. Ziel des Vorrückens sei der "Schutz der Bürger vor Terroristen, die das Land zerreißen wollen". In mehreren Orten der Ostukraine halten moskautreue Separatisten seit Tagen Verwaltungsgebäude besetzt. Sie fordern einen föderalen Staat mit weitgehenden Autonomierechten für das russisch geprägte Gebiet.
Schusswechsel bei Kramatorsk
Zu Schusswechseln zwischen ukrainischen Einheiten und moskautreuen Aktivisten kam es in der Nähe der Städte Kramatorsk und Slawjansk im Verwaltungsgebiet Donezk. Nach schweren Gefechten hätten Regierungseinheiten den Flugplatz von Kramatorsk unter ihre Kontrolle gebracht, sagte Turtschinow. Das russische Staatsfernsehen berichtete von mindestens vier Toten. Die moskautreuen Aktivisten sprachen von einem Verletzten in ihren Reihen. Eine offizielle Bestätigung für die Opferzahlen gab es zunächst nicht.
US-Regierungssprecher Jay Carney sagte hingegen: "Die ukrainische Regierung hat die Verantwortung, Recht und Ordnung herzustellen." Die "Provokationen" prorussischer Kräfte "schaffen eine Situation, in der die Regierung handeln muss". Er bezeichnete die Eskalation als "sehr gefährlich".
(fwa/jan)