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Telekommunikation
Billiger ins EU-Ausland telefonieren

Auslandstelefonate mit dem Handy sollen in der EU deutlich billiger werden: Ab Mai 2019 sollen sie nach einer neuen Regelung maximal 19 Cent pro Minute kosten. Doch schon jetzt gebe es Wege, mit denen Verbraucher günstiger telefonieren können, erklärte Henning Gajek vom Online-Magazin Teltarif im Dlf.

Henning Gajek im Gespräch mit Stefan Römermann |
    Ein Geschäftsmann telefoniert in Cornwall, Großbritannien mit Blick auf das Meer.
    Ist der Preis für Auslandsverbindungen beim Smartphone zu hoch, sollte man den Anbieter wechseln (imago / Westend 61)
    Stefan Römermann: "Alles wird teurer!" - Diesen Stoßseufzer, den hört man immer wieder mal. Nur so richtig stimmt das nicht. Telefonieren zum Beispiel: Vor 10, 15 Jahren, da hatte ich beispielsweise noch regelmäßig eine Handy-Rechnung von 100, manchmal sogar von 200 Euro im Monat - kann man sich gar nicht mehr vorstellen. Inzwischen sind es weniger als zehn Euro im Monat. Günstige Minutenpakete und Pauschaltarife mit Allnet-Flatrates machen das möglich.
    Vergleichsweise teuer sind in vielen Handy- und Festnetz-Tarifen allerdings immer noch Auslandstelefonate. Doch auch da hat die EU-Kommission gestern neue Regeln angekündigt, und die sollen Auslandstelefonate künftig deutlich billiger machen. Darüber spreche ich jetzt mit Henning Gajek vom Online-Portal Teltarif.de. Herr Gajek, bisher hatte sich die EU ja vor allem um das sogenannte Roaming gekümmert, wenn ich mit meinem Handy im Urlaub bin und dann dort ein ausländisches Mobilfunknetz benutzt habe. Um was geht es jetzt bei dieser Neuregelung genau?
    Henning Gajek: Es geht jetzt darum, wenn Sie von Deutschland aus zum Beispiel in die Schweiz telefonieren oder von Deutschland aus nach Holland telefonieren, dass Sie da zum Teil noch recht zackige Preise bezahlen dürfen. Je nach Tarif können da ruhig 1,98 Euro berechnet werden. Es können aber auch neun Cent sein. Ab Mai 2019 soll das dann auf 19 Cent netto - das sind 22,61 Cent mit Mehrwertsteuer - pro Minute gedeckelt werden.
    Preise für Mobilfunk und Festnetz sollen sich angleichen
    Römermann: Das klingt ja erst mal gut. Gilt das jetzt nur für Gespräche vom Festnetz, oder auch, wenn ich vom Handy aus ins Ausland telefoniere?
    Gajek: Die Idee ist, dass irgendwann die Gespräche vom Handy und vom Festnetz sich nicht mehr unterscheiden sollen. Soweit sind wir aber noch nicht. Aber das soll auf jeden Fall auch fürs Handy gelten. Das heißt, dass Sie am Handy dann nicht mehr als 22,61 Cent oder 23 Cent pro Minute bezahlen, wobei das wahrscheinlich minutengenau abgerechnet wird. Im Festnetz war ja das Ausland schon immer günstiger als vom Handy, aber das soll dann auch vom Handy gelten.
    Römermann: Wie kommen denn diese bisher doch recht hohen Preise für die Telefongespräche ins Ausland eigentlich zustande? Wer verdient daran? Ist das in der Regel mein eigener Telefonanbieter, oder der, den ich anrufe?
    Gajek: Da müssen wir erst mal unterscheiden. Nehmen wir zum Beispiel ein Handy. Sie sind jetzt einfach mal Kunde bei Vodafone und Sie telefonieren jetzt in die Schweiz. Dann kann es sein, dass das Gespräch von Vodafone zur Telekom übergeben wird und die Telekom es in die Schweiz weiterleitet, und an jeder Übergabestelle sitzt einer und sagt: "Zahlen bitte!" Diese Preise werden dann zusammenaddiert.
    Tarife vergleichen spart Geld
    Römermann: Ab wann gelten jetzt diese neuen EU-Regeln? Wie viel Zeit ist da noch?
    Gajek: Wenn alles klappt und wenn die Länder alle zustimmen und das Parlament, dann würde das ab 15. Mai 2019 gelten, also knapp ein Jahr.
    Römermann: Okay. Wir haben bis dahin noch ein bisschen Zeit. Wenn ich jetzt ins Ausland telefonieren möchte, was kann ich denn da tun, um diese Preise zumindest ein bisschen zu drücken? Da gibt es ja auch verschiedene Mittel und Wege.
    Gajek: Am Handy müssen Sie immer gucken, was Ihr Anbieter da für einen Preis aufruft, und wenn der 1,79 Euro will, dann würde ich sagen, das ist nicht sinnvoll.
    Römermann: Soll ich dann den Anbieter wechseln?
    Gajek: Dann können Sie mal schauen, den Anbieter zu wechseln. Klar, das ist eine Möglichkeit. Das ist heute ja relativ schmerzfrei möglich, auch wenn Sie wollen sofort. Oder Sie gehen ins Festnetz und schauen sich mal da an, was Ihr Festnetzanbieter verlangt. Und man erinnert sich auch noch: Es gibt ja noch Call-by-Call, wo man eine Spezialvorwahl wählt, 010 und dann ein paar Zahlen und dann die eigentliche Nummer. Auf Teltarif.de als Beispiel gibt es dann auch einen Tarifrechner oder einen Tarifvergleich als Möglichkeit, sich anzugucken, was jetzt aktuell um 11:47 Uhr als Beispiel ein Gespräch in die Schweiz kostet.
    Callthrough-Anbieter und Voice over IP
    Römermann: Dieses Call-by-Call funktioniert ja nicht vom Handy aus.
    Gajek: Nein.
    Römermann: Gibt es da auch irgendwelche Möglichkeiten, wenn ich häufiger ins Ausland telefoniere, die Telefonrechnung ein bisschen zu drücken?
    Gajek: Ja, da gibt es Callthrough-Anbieter. Das ist ein bisschen umständlich.
    Römermann: Callthrough?
    Gajek: Callthrough - ja, genau. Sie wählen eine kostenlose Nummer am Handy, 0800 und noch was. Dann landen Sie auf dem Portal eines Spezialanbieters, der dann entweder von Ihnen ein Passwort will, oder Sie schon an der Handynummer erkennt und Ihnen dann zu günstigeren Preisen eine Verbindung erlaubt. Aber da müssen Sie sich extra anmelden und müssen ein Guthaben aufladen. Das ist wahrscheinlich für die meisten Leute doch etwas umständlich.
    Römermann: Ich habe gehört, auch Voice over IP sei da ein Stichwort, was man eventuell nutzen könnte. Das ist Telefonieren übers Internet. Können Sie da vielleicht auch erklären, wie das funktionieren könnte vom Smartphone aus?
    Gajek: Da brauchen Sie ein Konto bei einem Voice over IP Anbieter und Sie brauchen eine App, die Sie auf dem Handy installieren, und die baut dann eine Internetverbindung auf. Das heißt, Sie müssen ein stabiles Internetpaket haben. Es gibt auch Mobilfunkanbieter, die versuchen, durch Deep Packet Inspection, indem sie in die Pakete reingucken, solche Verbindungen zu verhindern. In der letzten Zeit ist es nicht mehr so schlimm, aber früher war das ziemlich krass.
    Römermann: Auslandstelefonate in EU-Staaten werden billiger - Henning Gajek vom Online-Portal Teltarif.de. Ich sage vielen Dank für das Gespräch!
    Gajek: Bitte sehr.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.