AT&T hat den Berichten zufolge dem amerikanischen Geheimdienst NSA bereitwillig Zugang zu Milliarden Daten von E-Mails und Handygesprächen gewährt, die durch seine Netzwerke zirkulierten. Anlässlich des bereits 1985 gestarteten Programms "Fairview" habe AT&T dem Geheimdienst auch erlaubt, über die von ihm betriebenen Leitungen die Internetkommunikation des UNO-Hauptquartiers in New York zu überwachen, berichteten die Zeitung "The New York Times" (NYT) und die Rechercheorganisation "ProPublica". Sie berufen sich dabei auf neue Dokumente des früheren US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden.
Der Konzern habe sich sehr kooperativ gezeigt und eine extreme Bereitschaft zu helfen bewiesen, heißt es in den Dokumenten. Ein Geheimdienstmitarbeiter lobte die große Hilfsbereitschaft, berichtete DLF-Korrespondentin Bettina Klein aus Washington. NSA-Mitarbeiter wurden daran erinnert, höflich zu sein, wenn Sie das Unternehmen besuchen. Es handele sich nicht einfach um eine Vertragsbeziehung, sondern um eine Partnerschaft. Die Firma habe binnen weniger Tage nach Beginn des Programmes zur Überwachung ohne richterliche Vollmacht im Oktober 2001 damit angefangen, Unterlagen an die NSA weiterzuleiten.
Unter einem Programm mit dem Namen "Fairview" wurden den Angaben zufolge eine Million E-Mails pro Tag an die NSA-Zentrale in Fort Meade im US-Staat Maryland weitergeleitet. Ein separates Programm namens "Stormbrew", das Verbindungen zum Telekommunikationskonzern Verizon und dem früheren Unternehmen MCI aufweist, war da noch in der Vorbereitung, wie die "NYT" schrieb. Dieses war offenbar für den Nachrichtenverkehr von Ausländern an Ausländer bestimmt.
Identifikation durch Geheimdienstmitarbeiter
AT&T und andere Firmen werden in den Dokumenten nur mit Codenamen genannt, doch identifizierte der frühere Geheimdienstmitarbeiter Snowden die Unternehmen. Es ist unklar, ob die Programme heute noch weiter laufen. Die Dokumente Snowdens stammten von 2003 bis 2013.
Ein Unternehmenssprecher von AT&T betonte, dass die Firma Ermittlungsbehörden keine Informationen ohne entsprechenden Gerichtsbeschluss gebe, außer wenn Gefahr in Verzug sei. Den Berichten zufolge erfolgte die Überwachung der Kommunikation der Vereinten Nationen auf Anweisung des geheimen Sondergerichts Foreign Intelligence Surveillance Court. Allein "Fairview" kostete die NSA den Berichten zufolge im Jahr 2011 rund 189 Millionen Dollar. "Stormbrew" 67 Millionen Dollar.
(tzi/fwa)