Nach Angaben des Mülheimer Unternehmens schreiben die 451 Tengelmann-Filialen mit ihren 16.000 Mitarbeitern seit Jahren rote Zahlen. "Wir sehen leider keine Perspektive mehr, unsere Supermärkte aus eigener Kraft zu einem profitablen Unternehmen zu machen", erklärte Firmenchef Karl-Erivan Haub.
Tengelmann habe nur einen Marktanteil von 0,6 Prozent. Damit sei man zu klein, um im Markt eine Chance zu haben. Haub sprach von einer persönlich sehr schweren Entscheidung. Schließlich war die Supermarktsparte einst der Geschäftskern der Tengelmann-Gruppe. Schon vor fünf Jahren hatte sich Tengelmann von seinen Plus-Märkten getrennt. Nach Einschätzung unseres Handelsexperten Andreas Kolbe fehlt Tengelmann die kritische Masse, um im Wettbewerb mitmischen zu können.Die Obi-Baumärkte und die Textil-Discount-Kette KiK etwa sind über die Jahre wichtigere Sparten für die Unternehmensgruppe geworden.
Edeka will auch Online-Shops kaufen
Wie schon damals bei Plus soll der Konkurrent Edeka nun auch die Kaiser's-Tengelmann-Filialen übernehmen, und zwar schon im Juni kommenden Jahres. Damit würde die Einzelhandelsgruppe ihr Netz deutlich ausweiten, vor allem in den noch verbliebenen Kerngebieten von Kaiser's Tengelmann - in Berlin und Umgebung, München, Oberbayern und Teilen Nordrhein-Westfalens.
Für Edeka dürften außerdem die Online-Geschäfte Tengelmanns interessant sein. Denn bei dem Verkauf soll auch die Online-Tochter E-Stores an Edeka gehen, zu der verschiedene Onlineshops gehören.
Über den geplanten Verkauf muss aber noch das Bundeskartellamt entscheiden. Das hat erst vor kurzem in einem Bericht konstatiert, dass die Wettbewerbsbedingungen im deutschen Lebensmitteleinzelhandel von nur vier Einzelhändlern dominiert werden - nämlich von Edeka, Rewe, der Schwarz-Gruppe (Lidl & Kaufland) und Aldi.
Wettbewerbershüter wollen gründlich prüfen
Edeka ist aus Sicht der deutschen Wettbewerbshüter dabei in einer herausgehobenen Position. "Edeka weist im Verhältnis zu ihren jeweiligen nächsten Wettbewerbern eine etwa doppelt so hohe Gesamtverkaufsfläche sowie eine doppelt so hohe Standortdichte auf und ist gemessen an Umsatz, Beschaffungsanteilen bei Herstellermarken, der Verkaufsfläche und der Standortzahl der bei weitem führende Anbieter in Deutschland."
Dementsprechend kündigte das Bundeskartellamt an, jeden neuen Verkauf im Lebensmittelsektor an die Marktführer künftig einer vertieften Prüfung zu unterziehen. Ziel sei es, eine Verschlechterung der Wettbewerbsverhältnisse zu verhindern.
(pr/stfr)