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Tennis
Boris Becker folgt seinem Herzen

Boris Becker kehrt ins deutsche Tennis zurück - als Head of Men's Tennis. Der ehemalige Wimbledonsieger bekommt für den neuen Job kein Gehalt, sondern nur die Reisekosten erstattet. Für den 49-Jährigen ist die Rückkehr zum DTB eine echte Herzensangelegenheit.

Von Carsten Schellhorn |
    Der ehemalige deutsche Tennisprofi Boris Becker trifft am 23.08.2017 mit Barbara Rittner, Kapitän des Fed-Cup-Teams, im Frankfurter Römer zu einer Pressekonferenz des Deutschen Tennis Bundes (DTB) ein. Becker soll als neuer Top-Funktionär im DTB vorgestellt werden. Der dreimalige Wimbledonsieger wird künftig als «Head of Men's Tennis» die Verantwortung für den gesamten Herren-Bereich innerhalb des Verbandes tragen.
    Boris Becker und Barbara Rittner bei einer Pressekonferenz des Deutschen Tennis Bundes (DTB) (dpa/Boris Roessler)
    Boris Becker hinkte nach überstandener Sprunggelenksoperation an zwei Krücken in den mit Journalisten vollbesetzten Raum. Ansonsten war alles prunkvoll bis pathetisch.
    "Tennis ist so eine Herzensangelegenheit für mich. Das ist, was ich am besten kann. Ich liebe diesen Sport, ich liebe dieses Land und es freut mich eben, ja wieder eine wichtige Rolle im deutschen Tennis übernehmen zu dürfen." Als Head of Men's Tennis soll Boris Becker zunächst einmal bis 2020 das deutsche Männertennis flottmachen. Allen voran Alexander Zverev in die absolute Weltspitze führen und die Talente wie den 16jährigen Rudi Molleker oder, wenn er denn zum deutsche Verband zurückkehrt, den 17jährigen Nicola Kuhn ans harte Profigeschäft gewöhnen.
    "Jungs können mich unbefreit anrufen"
    "Dass diese Jungs mich unbefreit anrufen können, wenn sie mich sehen mich fragen können, ausquetschen können, wie geht man mit Druck um, wie geht man mit Erwartungshaltung um und was muss ich an der Vorhand verbessern. Ist meine Beinarbeit gut genug? All diese Fragen sind jetzt offiziell erlaubt."
    Seit eineinhalb Jahren war Boris Becker wegen des neuen Postens mit Tennisverbandsvize Dirk Hordorff im Gespräch.
    Weit weg in Rio vor einem Jahr, als Becker von Trainer des Serben Djokovic war, war für Becker klar, "ich will wieder für Schwarz-Rot-Gold arbeiten".
    Novak Djokovic und Boris Becker beim Training für die French Open.
    Mit dem Serben Novak Djokovic (l.) erzielte Boris Becker als Trainer große Erfolge. (imago)
    Erweckungserlebnis Olympia
    "Die Olympischen Spiele waren ein wichtiges Turnier für mich, wo ich einfach gemerkt habe, ich bin gerne in der deutschen Mannschaft, ich fühle mich da wohl. Ich habe mich mit den Spielern unterhalten. Ich war mehr im deutschen Haus, als im serbischen Haus."
    Boris wieder für Deutschland – aber mit einer Einschränkung: Becker bleibt im Ausland wohnen, aber das sei im Tennis ja kein Problem.
    "Wie sie wissen, ist Tennis ein internationaler Sport und da ist nicht entscheidend, ob man in Kiel oder in Frankfurt gewinnt, sondern in Paris oder London. Und da ist mein Wohnort sekundär. Aber in der Tat werde ich in London leben bleiben."
    Nur Beckers Reisekosten werden erstattet
    Boris Becker arbeitet übrigens ehrenamtlich. Becker bekommt nur die Reisekosten erstattet, sagte Ulrich Klaus. Dem unterlief der einzige kleine Fehler, bei der Inthroniserung von Becker und für das deutsche Frauentennis von Barbara Rittner. "Ja, Barbara Becker und…"
    Boris Becker schmunzelte mit, dachte kurz an seine erste Frau Barbara Becker zurück und schaute dann in die Zukunft. Heute sei ein guter Tag für das deutsche Tennis, so Becker, an seinem ersten Arbeitstag beim Tennisbund.