Der Rahmen passte. Sonnenschein, Temperaturen um die 30 Grad Celsius, Palmen und ein Fünf-Sterne-Hotel. Der Tennis-Weltverband ITF hatte zu seiner jährlichen Generalversammlung nach Orlando geladen. Und im Sunshine State Florida gab es dann auch viele strahlende Gesichter.
Die von dem Präsidenten des Tennis-Weltverbandes ITF, David Haggerty, angeschobene Reform des Davis Cup kann vollzogen werden. Der mit 118 Jahren älteste Mannschaftswettbewerb des Tennis wird revolutioniert. 71,4 Prozent der stimmberechtigten Verbände votierten dafür - um das alte Modell zu kippen war eine Zweidrittelmehrheit nötig gewesen. Nicht einfach, so Haggerty.
"Zwei Drittel sind eine hohe Hürde. Das wir sie gemeistert haben, zeigt, dass genug Länder verstanden haben, wie wichtig diese Reform ist, was sie für den ITF, die Tennis-Nationen und den Tennissport leisten kann."
Investmentgruppe von Gerard Piqué zahlt ITF drei Milliarden Euro
Bislang wurde der Davis Cup an vier Wochenenden übers Jahr verteilt gespielt - mit dem Finale Ende November. Ab 2019 soll es im Februar eine Qualifikationsrunde mit 24 Teams geben - und dann im November ein einwöchiges Finalturnier mit 18 Mannschaften an einem neutralen Ort. Zudem gehen die Matches nur noch über zwei Gewinnsätze - und es werden lediglich zwei Einzel und ein Doppel gespielt.
Und es wird Geld fließen, viel Geld. Eine von Fußball-Profi Gerard Piqué gegründete Investmentgruppe zahlt dem ITF in den nächsten 25 Jahren drei Milliarden Dollar. "Ich denke, der Davis Cup hat großes Potential. Und wir müssen hart arbeiten, um diesen Wettbewerb wieder an die Spitze des Tennis-Sports zu bringen."
Piqué hatte gestern Abend noch mit dem FC Barcelona daheim ein Testspiel bestritten, war anschließend in den Flieger gestiegen, erst 30 Minuten vor der Abstimmung in Orlando angekommen und nur wenige Stunden später bereits wieder auf dem Rückflug. Doch der Aufwand scheint sich für ihn gelohnt haben.
Deutscher Tennis-Bund stimmte gegen die Reformen
Unzufrieden ist hingegen Dirk Hordorff. Der Vizepräsident des Deutschen Tennis-Bundes schlenderte sichtlich enttäuscht den Hotelflur entlang. Sein Verband hatte gegen die Reform gestimmt.
"Die ganz entscheidende Frage ist, wird dieser Wettbewerb erfolgreich sein und wird er Geld verdienen? Denn nur, wenn er erfolgreich ist und Geld verdient, kann man davon ausgehen, dass die Verpflichtungen, die dort eingegangen werden, auch erfüllt werden. Und ich habe meine Zweifel, dass ein Exhibition-Event gegen den Willen der Spieler und ohne die Spieler erfolgreich sein kann."
Denn Ende November befinden sich die Profis in der Saisonpause. Bislang mussten nur zwei Nationen diese für das Davis Cup-Finale verkürzen - künftig sollen es 18 sein. Deutschlands Nummer eins, Alexander Zverev hat bereits angekündigt, dass er keine Lust auf das neue Format habe - und im November lieber Urlaub mache, als Tennis zu spielen.