Archiv

Tennisspielerin Ons Jabeur
Tunesiens ganzer Stolz

Noch nie zuvor gehörte eine Tennisspielerin aus der arabischen Welt zum elitären Kreis der Top 10: Mit ihrer Halbfinal-Teilnahme beim Turnier in Indian Wells hat die Tunesierin Ons Jabeur das jetzt geändert. Mit den Erfolgen wachsen aber auch die Erwartungen.

Von Aydogan Makasci |
Die tunesische Tennisspielerin Ons Jabeur
Die tunesische Tennisspielerin Ons Jabeur (dpa/picture alliance/DPPI media )
Nur ganz kurz freuen, dann wieder fokussieren. So richtig bewusst ist Ons Jabeur ihr historischer Erfolg direkt nach dem Spiel wohl nicht. Top 10, als Tennis-Spielerin aus der arabischen Welt, die erste in der Geschichte. Ihre Reaktion?
"Das Einzige was ich sagen kann, ist: Ich werde beweisen, dass ich diesen Platz verdiene. Es gibt so viel zu verbessern, es ist nicht einfach, in den Top 10 zu stehen. Aber ich will da so lange wie möglich bleiben und noch weiter kommen."

Starallüren sind ihr fremd

Ons Jabeur ist keine Sportlerin, die große Sprüche klopft, Starallüren sind ihr fremd. Die 27-Jährige reist mit ihrem Mann um die Welt, der ist auch ihr Fitness-Coach. Jabeur braucht diese vertraute Umgebung.
"Für mich ist die Familie sehr wichtig, vor allem in bestimmten Momenten, da ist es die Familie, die dich auffängt, vor allem, wenn du auch mal verlierst."
Oft verloren hat Jabeur in diesem Jahr nicht: 48 Mal ging sie als Siegerin vom Platz. Der tunesische Sportjournalist Abdessalem Dhifallah kennt die Tennis-Spielerin seit mehr als 10 Jahren. Für ihn ist der Erfolg kein Zufall.
"Was sie ausmacht, ist ihr Kampfgeist, sie will unbedingt gewinnen, sie ist stark, physisch und geistig. Sie spielt wirklich gut, hat eine sehr ausgefeilte Technik. Das ist oft ziemlich spektakulär, deshalb mögen die Leute sie so sehr."
"Ich versuche, viele junge Menschen zu inspirieren, in Tunesien, in der arabischen Welt, in Afrika." (dpa/picture alliance/AP/Mark J. Terrill)
Verbessern könne Jabeur sich noch mental, manchmal verliere sie in den Spielen noch die Konzentration. Dhifallah sieht aber noch Luft nach oben – und betont, wie gut dieser Erfolg für das Land sei.
"Dass sie jetzt unter den Top 10 ist, das ist natürlich eine absolute Ausnahme, das ist herausragend, wirklich nicht einfach. Das ist ja kein Geschenk, was man einfach so bekommt. Und da sind wir als Tunesier natürlich sehr stolz darauf."

In Tunesien ist man stolz

Auch auf den Straßen in der tunesischen Hauptstadt Tunis sind die Menschen stolz auf ihren Tennis-Star.
"Sie hat etwas geschafft, was noch keine andere tunesische oder arabische Frau geschafft hat, das ist toll."
"Mir gefällt ihre Willensstärke. Hut ab, in zehn Jahren so viele Ränge aufzusteigen. Und körperlich ist sie auch stark."
Wenn die Turniere zum Beispiel in den USA stattfinden, stehen viele Mensch in der Nacht auf, um die Spiele von Jabeur zu sehen. Die hat das in einem Interview einmal als "verrückt" bezeichnet – ist aber auch froh über die Wertschätzung in ihrer Heimat.
"Ich versuche, viele junge Menschen zu inspirieren, in Tunesien, in der arabischen Welt, in Afrika. Ich habe etwa bis zu meinem 17. Lebensjahr in Tunesien trainiert, deshalb bin ich zu 100 Prozent ein tunesisches Produkt."
Als nächstes wünschen sich viele Menschen in Tunesien einen Sieg von Ons Jabeur bei einem der vier Grand-Slam-Turniere. Als Juniorin hat sie das schon geschafft, 2011 in Paris. Im kommenden Jahr bekommt das tunesische Idol die nächste Chance.