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Terra Preta
Schwarze Erde für den Klimaschutz

In Berlin erforschen Geoökologen der Freien Universität im Rahmen eines Modellprojekts, wie organische Abfälle aus Haushalt und Garten genutzt werden könnten, um Böden Nährstoffe zuzuführen. Im Botanischen Garten der Stadt macht eine Pyrolyse-Anlage aus abgestorbenen Pflanzenteilen Dünger für die Beete und Wärme für die Gewächshäuser.

Von Rebecca Hillauer |
    Ein Aktionstag des Berliner Innovationskreises: Einige Mitglieder befeuern einen großen runden, oben offenen "Kon-Tiki"-Ofen mit toten Zweigen. Nach einer Weile löschen sie das Feuer mit Wasser ab.
    "Damit wird die Holzkohle aktiviert. Jetzt seht ihr, warum das so eine effiziente Sache ist: Weil was übrig bleibt, ist Holzkohle. Statt dass jetzt die Äste vollständig verbrannt sind, sind 30 Prozent von den Ästen Holzkohle geworden."
    Holzkohle ist nicht nur ideal zum Grillen, sondern auch für den Gartenbau. In seiner porösen Oberfläche können sich die verschiedensten Mikroorganismen ansiedeln. Vermengt man die Holzkohle mit Abfallprodukten aus Küche und Garten und lässt alles von Regenwürmern verdauen, erhält man "Terra Preta", wie sie die Indios am Amazons nennen: also "schwarze Erde". Und die gilt längst nicht mehr nur in Öko-Fachkreisen als Dauerhumus, der nicht abgebaut wird. Beim TerraBoGa-Projekt in Berlin stellt ein Team der Freien Universität nach diesem Muster im Botanischen Garten Schwarzerde-Substrate her und untersucht deren Wirkung auf die Pflanzen. Haiko Pieplow, Bodenkundler im Bundesumweltministerium, hat das Projekt initiiert und sitzt dem Projektbeirat vor.
    "Das TerraBoGa-Projekt hat ganz einfach das Ziel, aus den regionalen Stoffströmen das Maximale rauszuholen. Weil das Dilemma des Botanischen Gartens in der Vergangenheit war: Sie haben ihre organischen Abfälle für viel Geld entsorgen müssen, haben aber gleichzeitig für sehr viel Geld von außen Humus kaufen müssen. Durch das Projekt ist es gelungen, einen Großteil der Substrate wieder selber herzustellen. Aber so, dass der Humusgehalt und der Kohlenstoffgehalt der Substrate deutlich höher sind als in der Vergangenheit."
    Die Wissenschaftler untersuchen außerdem, wie auch menschliche Exkremente zur Nährstoffrückgewinnung und zur Terra-Preta-Produktion genutzt werden können. Dafür wurde in den Mitarbeiter- und Besuchertoiletten ein spezielles Sanitärsystem installiert. Kernstück ist ein Separationsgerät. Es leitet Feststoffe wie Kot und Toilettenpapier aus dem Abwasserstrom in einen Behälter, der mit Pflanzenkohle präpariert ist. Der Biokohlestaub verhindert Fäulnis und bindet dabei unangenehme Gerüche. An der Technischen Universität Hamburg-Harburg hat Ralf Otterpohl ein eigenes Terra-Preta-Sanitärsystem entwickelt. Der Leiter des Instituts für Abwasserwirtschaft und Gewässerschutz will die Anlage eines Tages in großem Stil auch in Städten wie München, Stuttgart oder Köln einsetzen.
    "In Mehrfamilienhäusern, da könnte man so Toiletten haben, die dann alle paar Tage einmal abgelassen werden. Wo dann ein Ventil aufgemacht wird, dass das in einen Sammeltank läuft. Das kann mit einem Mal ausgesaugt werden und würde dann zu einer Kompostierung gebracht. Da ist dann eine Behältertoilette möglich. Mit einem internationalen Designwettbewerb, wo wir 50.000 Dollar Preisgeld hatten, ist eine tolle Toilette entwickelt worden von Sabine Schober, eine Industriedesignerin."
    Haiko Pieplow wendet in seinem Eigenheim in Brandenburg die Erkenntnisse der Wissenschaft bereits seit Jahren praktisch an. Statt eines Spülklosetts benutzt er eine Trocken-Trenntoilette. Mit den Ausscheidungen stellt er Terra Preta für seinen Garten her und erntet anschließend Bio-Gemüse. Pieplow ist überzeugt: Mithilfe von Biokohle und Terra Preta kann jeder und jede aktiven Klimaschutz betreiben.
    "Wir reden immer über CO2-Anreicherung in der Atmosphäre. Und wir haben ein Verfahren herausgefunden über die Holzkohletechnik, wie ich CO2 wieder aus der Atmosphäre binden kann. Das ist das, was eigentlich das Neue ist. Ich kann produktiv das CO2 binden, indem ich Humus aufbaue. Und im Humus kann ich viel mehr Kohlenstoff speichern, als ich erzeuge in der Produktion."