In Zeitschriften des "Islamischen Staates" im Internet stoße man inzwischen zunehmend auf Durchhalteparolen, sagte der Islamwissenschaftler Stephan Rosiny vom Hamburger Giga-Institut für Nahost-Fragen im Deutschlandfunk. Zudem habe der IS eine Militärpolizei gegründet, um Deserteure zu verfolgen. Die Terrorakte in Paris dienten dem IS dazu, die Gräben zwischen Muslimen und dem Westen zu verstärken.
Der IS ist im Irak entstanden. Weil dort seit den 1980er Jahren Kriegszustand herrsche, erklärte Rosiny, habe in einigen Gebieten eine ungeheure Verrohung stattgefunden. Eine ideologische Trennung zwischen dem IS und Al Kaida existiere nicht. Beide Bewegungen wollten einen islamischen Staat errichten. Der IS habe dies einfach getan, ohne Absprache mit Al Kaida. Dafür habe Al Kaida den IS aus seiner Bewegung ausgeschlossen, u.a. mit der Begründung: Al Kaida sei der IS zu radikal, weil er nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten trenne.
IS rekrutiert Islamisten aus kriminellem Milieu
Auch die Zusammensetzung der beiden Terrorgruppen unterscheidet sich laut Rosiny. Al Kaida habe lange Zeit eher aus Kämpfern der Mittelschicht bestanden, die sich auch ideologisch der Bewegung zugehörig fühlten. Dagegen spreche der IS sehr stark die Unterschicht an und sei auch für Täter aus dem kriminellen Milieu mit einem sehr banalen Islambild offen.
Für die Zukunft seien zwei Entwicklungen möglich: Entweder beide Gruppen kämpften weiter gegeneinander oder es finde ein Umdenken statt, sodass sich IS und Al Kaida wieder näherkämen. Denkbar sei, dass die beiden Terrorgruppen versuchten, ihre Konflikte durch Terrorakte wie denen in Paris zu überwinden.
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