Die Taliban hatte dem Bericht zufolge schon kurz nach ihrer Einnahme von Kundus Schulen niedergebrannt sowie Büros mehrerer Frauenrechtsorganisationen und Unterkünfte für Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind. Solche Einrichtungen hätten Taliban-Kommandeure als "unmoralisch" bezeichnet.
Nachdem afghanische Sicherheitskräfte mit internationaler Hilfe aus Kundus verdrängt wurden, seien die Verfolgungen verbal fortgesetzt worden - gegenüber Frauen und ihren Angehörigen. Die Botschaft der Drohungen sei eindeutig: Die Frauen seien diesmal entkommen, das nächste Mal aber hätten sie nicht so viel Glück. Zahlreiche gebildete Frauen, Frauenrechtler und Lehrerinnen seien geflohen - unter ihnen die Leiterin des Büros des afghanischen Frauenministeriums in Kundus.
Gerade in Kundus herrsche ohnehin ein Klima der Angst unter Frauen, berichtet die Zeitung und beruft sich auf Gespräche mit Frauen, die angeben, von der Taliban verfolgt zu werden. Bis die Taliban ihre Macht in Afghanistan in den vergangenen Monaten ausgebaut hat, habe es zuvor Jahre gedauert, bis einige Frauen sich sicher genug fühlten, wieder zu arbeiten. Jetzt sei das mühsam aufgebaute Vertrauen wieder zerstört.
(sdö/ach)