Die Angriffe auf Moscheen in Neuseeland haben die Norweger besonders entsetzt und Erinnerungen wach gerufen: Juli 2011, Oslo und Utøya, eine Insel in der Nähe der Hauptstadt. 77 Tote, darunter 69 Mitglieder der sozialdemokratischen Jugendorganisation "AUF". Ermordet, nein, hingerichtet von Anders Breivik, einem Rechtsextremen. Auch Norwegens Ministerpräsidentin Erna Solberg war geschockt::
"Es erinnert leider an diese Tat bei uns, an einen der schlimmsten und dunkelsten Momente in unserer Geschichte, und zeigt, wie wichtig der internationale Kampf gegen Extremismus ist. Aber vor allem trauern wir jetzt um die Toten, wir sorgen uns um die Verletzten und sind in Gedanken bei den Familien."
"Es erinnert leider an diese Tat bei uns, an einen der schlimmsten und dunkelsten Momente in unserer Geschichte, und zeigt, wie wichtig der internationale Kampf gegen Extremismus ist. Aber vor allem trauern wir jetzt um die Toten, wir sorgen uns um die Verletzten und sind in Gedanken bei den Familien."
Bis heute für viele völlig unfassbar
In Norwegen ist das, was 2011 im eigenen Land passierte, für viele bis heute völlig unfassbar. Wie für Tor Inge Kristoffersen, Mitglied der nationalen Opfer-Hilfsorganisation. Aber aus seiner Sicht hat dieses Nicht-Vergessen-Können auch etwas Gutes:
"Das Ereignis hat ganz Norwegen berührt. Sich an diesen Tag zu erinnern, kann auch präventiv wirken. Die Menschen begreifen, dass Terror kein Mittel ist, um Meinungen zu äußern."
"Das Ereignis hat ganz Norwegen berührt. Sich an diesen Tag zu erinnern, kann auch präventiv wirken. Die Menschen begreifen, dass Terror kein Mittel ist, um Meinungen zu äußern."
Aber das begreifen auch in Norwegen eben nicht alle, noch immer nicht. Ganz im Gegenteil, sagt Astrid Hoem vom Vorstand der "AUF":
"Es ist schlimmer geworden. Der Druck auf uns und auf einzelne Personen ist in den sozialen Medien enorm groß. Es gab Morddrohungen und Hassbotschaften. Damit haben wir uns noch nicht wirklich auseinandergesetzt."
"Es ist schlimmer geworden. Der Druck auf uns und auf einzelne Personen ist in den sozialen Medien enorm groß. Es gab Morddrohungen und Hassbotschaften. Damit haben wir uns noch nicht wirklich auseinandergesetzt."
Norwegen hat sich verändert
Überlebende nicht nur als lebenslange Opfer ihrer eigenen Erinnerungen und Gefühle, sondern auch als Opfer von Leuten, die noch immer so denken wie der Täter: Anders Breivik, der beim Prozess um seine angeblich menschenrechtswidrigen Haftbedingungen den rechten Arm zum Nazigruß gestreckt hatte. Ein Prozess, den er verlor, aber auch ein Zeichen: Ich ändere mich nie!
Nur seinen Namen, den hat er geändert, er nennt sich jetzt Fjotolf Hansen. Und trotzdem bleibt er "einer von uns". So heißt das Buch, das die preisgekrönte Autorin Åsne Seierstad über ihn geschrieben hat. Und darüber, was er für ihre Heimat bedeutet.
"Norwegen hat sich verändert, ja, wir wurden angegriffen und sind plötzlich verwundbar. Es hat sich gezeigt, dass wir nicht so perfekt waren, wie wir immer dachten. Und dann sind wir auch verletzt, es gibt jetzt diese tiefe Wunde. Aber andererseits ist das Land stark und das ändert sich nicht durch die Taten eines Mannes."
"Norwegen hat sich verändert, ja, wir wurden angegriffen und sind plötzlich verwundbar. Es hat sich gezeigt, dass wir nicht so perfekt waren, wie wir immer dachten. Und dann sind wir auch verletzt, es gibt jetzt diese tiefe Wunde. Aber andererseits ist das Land stark und das ändert sich nicht durch die Taten eines Mannes."
Die Norweger leben mit Utøya. Aber sie sind nicht damit fertig, dürfen damit nie fertig sein, sagt Jonas Gahr Støre, Parteivorsitzender der norwegischen Sozialdemokraten:
"Ich will brutal ehrlich sein: Wir sehen, dass es wichtiger ist denn je, Widerstandswillen zu zeigen. Die Einstellung, die 2011 zur Tat geführt hat, ist weiter verbreitet als damals. Sie taucht an immer neuen Stellen auf und wir haben es nicht geschafft, sie unten zu halten. Das ist gefährlich."
"Ich will brutal ehrlich sein: Wir sehen, dass es wichtiger ist denn je, Widerstandswillen zu zeigen. Die Einstellung, die 2011 zur Tat geführt hat, ist weiter verbreitet als damals. Sie taucht an immer neuen Stellen auf und wir haben es nicht geschafft, sie unten zu halten. Das ist gefährlich."