Archiv

Terror in Spanien
Neue Verdächtige im Visier

Die katalanische Polizei ist nach eigenen Angaben einem weiteren mutmaßlichen Mitglied der Terrorzelle auf der Spur. Insgesamt ist inzwischen von 12 Verdächtigen die Rede. Auch nach dem mutmaßlichen Fahrer des Lieferwagens, der in Barcelona 13 Menschen getötet hat, wird noch gefahndet. Kopf der Zelle soll ein Imam aus der Kleinstadt Ripoll sein. In Barcelonas berühmter Kirche La Sagrada Familia wurde mit einem Trauergottesdienst der Opfer gedacht.

    Polizisten patrouillieren am 19.08.2017 über die Flaniermeile Las Ramblas in Barcelona (Spanien).
    Polizisten patrouillieren am 19.08.2017 über die Flaniermeile Las Ramblas in Barcelona (dpa / Matthias Balk)
    An dem Gottesdienst nahmen auch die königliche Familie und Minsterpräsident Rajoy teil.
    Gestern hatte König Felipe am Tatort auf den Ramblas Blumen niedergelegt und eine Kerze aufgestellt. Felipe VI. und seine Frau Letizia, Barcelonas Bürgermeisterin Ada Colau sowie der Präsident der Autonomen Region Katalonien, Carles Puigdemont, gingen zu der Stelle, wo ein Mosaik des Künstlers Joan Miró (1893-1983) in den Boden der Flaniermeile Las Ramblas eingelassen ist. Dort hatte der Fahrer des Lieferwagens am Donnerstag seine Terrorfahrt gestoppt. Seither wurden dort unzählige Blumengebinde niedergelegt und Kerzen aufgestellt.
    Felipe steht in der Mitte und hebt mit ernstem Blick die Kerze hoch, auch Letizi hält eine Kerze. Hinter ihnen hunderte weitere Menschen. 
    Spaniens König Felipe (m.) und Königin Letizia (m.r.) sowie Barcelonas Bürgermeisterin Ada Colau (m.l.) legen am 19.08.2017 auf der Flaniermeile Las Ramblas in Barcelona Kerzen für die Opfer des Terroranschlags nieder. (Emilio Morenatti /AP / dpa)
    Als das Königspaar eintraf, wurde es mit Applaus und Rufen wie "Es lebe der König" empfangen. Außerdem skandierte die Menge den Ruf "No tinc por" - katalanisch für "Ich habe keine Angst", um ihre Ablehnung des Terrors zu demonstrieren. Zuvor hatte das Königspaar bereits Verletzte in Krankenhäusern besucht.
    Haupttäter weiter flüchtig
    Unterdessen wird nach dem mutmaßlichen Haupttäter weiter gefahndet. Bei dem Mann, der den Lieferwagen in die Menge steuerte, soll es sich um den 22-jährigen Marokkaner Younes Abouyaaqoub handeln. Auch drei weitere Mitglieder der Terrorzelle werden noch gesucht. Abouyaaqoubs Mutter appellierte an ihren Sohn, sich der Polizei zu stellen: "Mir ist es lieber, er kommt ins Gefängnis, als dass er stirbt", sagte sie am Samstag bei einer Versammlung der muslimischen Bewohner von Ripoll. Etwa 40 Familienangehörige sowie Bekannte der mutmaßlichen Terroristen distanzierten sich von den Taten. Sie trugen Plakate mit der Aufschrift "Nicht in unserem Namen".
    Undatiertes Foto des 22 Jahre alten Marokkaners Younes Abouyaaquoub. 
    Den 22 Jahre alten Marokkaner Younes Abouyaaquoub sucht die spanische Polizei als möglichen Haupttäter des Anschlags in Barcelona (AP)
    In der kleinen Stadt am Fuß der Pyrenäen wird das Zentrum der Terrorzelle vermutet. Der Imam Es Satty, der bis Juni in Ripoll predigte gilt inzwischen als Schlüsselfigur des Terrors in Katalonien. Er könnte die jungen Männer radikalisiert und die Terrorzelle geführt haben, vermuten die Ermittler. Eine Cousine des Hauptverdächtigen sagte: "Das waren normale Jungs. Erst als er kam, haben sie angefangen, sich mit Religion zu beschäftigen."
    Gesuchte könnten tot sein
    Die Zeitung El País berichtet, dass Es Satty eine vierjährige Haftstrafe wegen Drogenhandels verbüßte und Kontakte zu den Verantwortlichen der Zuganschläge 2004 in Madrid gehabt haben soll. Ob der Geistliche überhaupt noch am Leben ist, ist aber unklar. Die Polizei entdeckte Medienberichten zufolge die sterblichen Überreste von drei Personen in den Trümmern des Hauses in Alcanar, wo sich am Mittwoch eine Explosion ereignet hatte. Die Beamten vermuten, dass die Gruppe dort Sprengstoff lagerte und ein noch größeres Attentat als das in Barcelona vorbereitete.
    Der Ermittler mit rotem Helm und Sonnenbrille steht vor einem gelben Traktor und hinter einem Trümmerhaufen.
    Ein Ermittler untersucht die Trümmer des Hauses in Alcanar. (Tjerk Van Der Meulen / dpa)
    Insgesamt töteten die Attentäter in Barcelona und Cambrils 14 Menschen. Nach Angaben des katalanischen Rettungsdienstes werden immer noch mehr als 50 Verletzte im Krankenhaus behandelt. Die Terrormiliz IS reklamierte beide Anschläge für sich.
    (mw/fwa)