Nahost-Konflikt
Terrorismusforscher Neumann befürchtet neue Anschläge in Europa

Der Politikwissenschaftler und Publizist Peter Neumann befürchtet vor dem Hintergrund des Nahost-Kriegs neue Terroranschläge in Europa. Neumann, der am Londoner Kings College arbeitet, sagte im Dlf, es gebe einige Parallelen zur Terrorwelle vor etwa zehn Jahren.

09.11.2023
    Köln: Prof. Dr. Peter Neumann, Professor für Sicherheitsstudien, Publizist, in der Sendung "Hart aber Fair" vom 30. Oktober 2023.
    Der Terrorismusforscher Peter Neumann befürchtet eine neue Welle von Anschlägen in Europa. (IMAGO/Klaus W. Schmidt)
    Diese war unter anderem durch den Krieg in Syrien ausgelöst worden. Neumann sagte im Deutschlandfunk, die aktuelle emotionale Radikalisierung sei noch dramatischer als vor zehn Jahren, unter anderem weil über Soziale Netzwerke heute stärker und gezielter als damals Desinformationen verbreitet würden. Zudem handele es sich bei dem Krieg zwischen Hamas und Israel um einen Konflikt von größerer Bedeutung als in Syrien. Es sei für viele sozusagen "die Mutter aller Konflikte". Laut Neumann könnte er daher auch einen größeren Effekt auf Menschen haben, die ohnehin islamistisch orientiert seien.

    "Wieder mehr um islamistische Terrornetzwerke kümmern"

    Neumann hält es auch für möglich, dass Europa jetzt schneller in den Fokus von Attentätern rückt als im Syrien-Konflikt. Damals hätten Islamisten die Möglichkeit gehabt, nach Syrien zu fahren. Die Hamas rekrutiere aber keine "Auslandskämpfer". Mögliche Attentäter könnten sich daher überlegen, auf eigene Faust loszuschlagen, meint der Politikwissenschaftler.
    Auf die Frage, ob die Sicherheitsbehörden in Europa auf dieses Szenario vorbereitet seien, sagte Neumann, die entsprechenden Strukturen in den Behörden seien vorhanden. Man brauche jetzt aber eine Priorisierung. Entsprechende Terrornetzwerke würden sich jetzt bilden. Wenn man nicht in ein oder zwei Jahren von diesen überrascht werden wolle, müssen man ganz genau beobachten, was jetzt unter anderem bei Kundgebungen und im Internet passiere.

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    Diese Nachricht wurde am 08.11.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.