Die sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat die ostsyrische Stadt Dair as-Saur zu einem Großteil unter ihre Kontrolle gebracht. Die Dschihadisten hätten die Kämpfer der rivalisierenden radikalislamischen Al-Nusra-Front - ein Al-Kaida-Ableger - aus ihren Gebieten in der Stadt vertrieben, berichteten sowohl das Syrische Beobachtungszentrum für Menschenrechte als auch die oppositionsnahe syrische Nachrichtenagentur MPA.
Die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Euphrat-Tal war vor dem Krieg ein wichtiger Ölumschlagplatz. Sie liegt auf der Route zwischen der IS-Hochburg Al-Rakka und der von den sunnitischen Extremisten in weiten Teilen eroberten westirakischen Provinz Al-Anbar.
"Islamisches Kalifat" ausgerufen
Mit der Eroberung von mehreren Vierteln von Dair as-Saur habe die Terrorgruppe, die sich früher "Islamischer Staat im Irak und in Großsyrien" (ISIS) nannte, nun rund 95 Prozent der gleichnamigen ölreichen Provinz Dair as-Saur erobert, erklärten die syrischen Menschenrechtler. Anfang des Monats hatte sie dort bereits das wichtige Ölfeld Al-Omar kampflos von der Al-Nusra-Front übernommen.
IS-Kämpfer kontrollieren in Syrien mittlerweile ein Gebiet, das fünfmal so groß ist wie der Nachbarstaat Libanon. Es reicht von der türkischen Grenze bis zur Grenze zum Irak, wo die Extremisten ebenfalls große Teile im Norden und Westen des Landes beherrschen.
Die Terrorgruppe hatte vor zwei Wochen in den beiden Ländern ein "Islamisches Kalifat" ausgerufen. Ihr erklärtes Ziel ist der Marsch auf die irakische Hauptstadt Bagdad.
AI: Rücksichtslose Gewalt gegen Gegner und Andersgläubige
Die Organisation geht mit rücksichtsloser Gewalt gegen Gegner und Andersgläubige vor. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sprach von erschütternden Berichten von Flüchtlingen, die eine Spirale von Morden und Entführungen aus Glaubensgründen unter IS-Kontrolle belegten. In jedem Ort, den IS-Kämpfer eingenommen hätten, seien Menschen entführt worden.
Die Menschenrechtsorganisation kritisierte zugleich die wahllosen Angriffe der irakischen Armee mit Artillerie und aus der Luft, denen auch Dutzende Zivilisten zum Opfer gefallen seien. Alle Seiten in dem Konflikt hätten Kriegsverbrechen begangen und massiv gegen die Menschenrechte verstoßen, so Amnesty International.
(pg/swe)