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Terrormiliz IS
Neue Front auf dem Balkan?

Bisher galt der Westbalkan vor allem als Transitregion für Dschihadisten, die aus Europa nach Syrien oder in den Irak reisten, um den Islamischen Staat zu unterstützen. Doch jetzt verbreitet die Terrormiliz dort auch Propaganda, in der sie Bosnier, Serben und Kosovaren zu Terrorakten in der Region aufruft.

Von Stephan Ozsváth |
    Ein Anhänger des IS mit der Flagge der Miliz
    Ein Anhänger des IS mit der Flagge der Miliz (afp)
    Seit einigen Tagen kursiert dieses Video im Netz. Es stammt vom Islamischen Staat, wurde im IS-eigenen Medien-Center Hayat produziert - und es enthält "eine Botschaft an die Menschen des Balkan", wie es im Titel heißt. Und die ist eine Drohung:
    "Wenn möglich, tue einen Sprengsatz unter ihre Autos", rät ein junger Bärtiger, namens Salahuddin, offenbar aus Bosnien. "Vergifte die Ungläubigen. Töte sie, töte sie, wo immer sie sind. In Bosnien, in Serbien, im Sandzak."
    Das Propaganda-Video deutet auf eine Strategie-Änderung des Islamischen Staates hin. Wird hier eine neue Front auf dem Balkan eröffnet - mithilfe von Einzeltätern? Terrorexperte Peter Neumann vom Londoner King's College meint:
    "Man ist auf diese Einzeltäter angewiesen. Man ruft sie direkt dazu auf, solche sehr schockierenden Aktionen zu verüben."
    Ende April hatte ein Terroranschlag die bosnische Stadt Zvornik erschüttert. Ein bewaffneter Mann hatte einen Polizisten unter "Allahu akbar"-Rufen erschossen - der Angreifer hat nach Behördenangaben intensiven Kontakt zu einem Syrien-Rückkehrer gehabt. Österreichs Außenminister Sebastian Kurz sucht den Schulterschluss mit seinen Amtskollegen aus den Westbalkan-Staaten - er warnt:
    "Da die Reisebewegungen der foreign fighters aus Europa in den Irak oder nach Syrien vor allem über den Westbalkan laufen und leider Gottes auch einige Westbalkan-Staaten immer wieder Nährboden für Radikalisierung bieten, hängt unsere Sicherheit sehr stark auch damit zusammen, wie stabil die Region ist."
    Spiel mit Ängsten vor dem Krieg
    Bislang galten die Westbalkan-Staaten vor allem als Transit- und Rückzugs-Raum für Dschihad-Reisende. Außerdem rekrutierten salafistische Prediger vor allem in den ehemaligen Bürgerkriegsländern Bosnien und im Kosovo Kämpfer. Alleine aus dem Kosovo sollen es laut Sicherheitsbehörden 250 sein. Auch Salafisten-Dörfer in Bosnien werten Experten als Gefahr. Der bosnische Politologe Vedran Dzihic von der Uni Wien sagt:
    "Wenn man sich die Zahlen jener ansieht, die vom Islamischen Staat rekrutiert werden aus dem europäischen Umfeld, dann sind bestimmte Staaten des Westbalkans ganz, ganz vorne, gemessen an der Einwohnerzahl. Das heißt, Bosnien und Kosovo sind hier an der vordersten Stelle. In der gesamten Region Bosnien, Kosovo, Teile von Mazedonien, aber auch Teile von Serbien, also mit dieser südserbischen Provinz Sandzak, da hat man in den letzten Jahren Tendenzen zur Radikalisierung gesehen. Und es ist durchaus die Gefahr da, dass angesichts anhaltend schlechter wirtschaftlicher und sozialer Bedingungen in all diesen Staaten diese Tendenz zunimmt."
    Besonders perfide an dem IS-Propaganda-Video ist das Spiel mit den Ängsten vor Krieg - Das Kalkül: Was bei Wahlen funktioniert, soll auch den Islamisten Anhänger in die Arme treiben. So warnt dieser Dschihadist vor neuen Massakern in Srebrenica, Mostar und Gorazde. Dagegen helfe nur, sich zum Islamischen Staat zu bekennen, lautet die Botschaft.