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Terrororganisation Islamischer Staat
Terror-Chef Abu Bakr al-Bagdadi ist tot

Das US-Militär hat einen Angriff auf den Chef der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), Abu Bakr al-Bagdadi, in der Provinz Idlib durchgeführt. Bei dem getöteten hochrangigen Ziel soll es sich um den IS-Anführer handeln. Das bestätigte US-Präsident Donald Trump.

Von Carsten Kühntopp |
Ein Ausschnitt aus dem Propaganda-Video der IS-Terroristen, das ihren Chef Abu Bakr al-Bagdadi zeigen soll.
Ein Ausschnitt aus dem Propaganda-Video der IS-Terroristen, das ihr Anführer Abu Bakr al-Bagdadi zeigen soll. (Screenshot / Deutschlandradio)
Medienberichten zufolge führten US-Spezialkräfte eine Kommandoaktion beim Dorf Barisha durch, das wenige Kilometer von der türkischen Grenze entfernt in der Provinz Idlib liegt. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte waren acht Hubschrauber und ein Kampfflugzeug daran beteiligt. Etwa zwei Stunden lang hätten sie Ziele dort angegriffen.
Dann - so ein Reporter von Aljazeera in Idlib - habe es eine Luftlande-Operation gegeben. Schließlich hätten Spezialkräfte mehrere Leichen in die Hubschrauber geschafft und das Ziel dann noch einmal aus der Luft bombardiert und es dem Erdboden gleich gemacht. Dass sich der IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi dort aufgehalten haben soll, ist überraschend. Idlib ist viele Hundert Kilometer von der Region im syrisch-irakischen Grenzgebiet entfernt, in der man ihn bisher vermutet hatte. Der jordanische Terrorexperte Hassan Abu Hanieh sagte Aljazeera:
"Es zeigt sich, dass der IS weiterhin über Mittel und Wege verfügt, über Schläferzellen und viele Truppen im Irak und in Syrien und einen Geheimdienst; das Pentagon sprach von 18-tausend Kämpfern. Wir wissen nicht genau, wie Al-Bagdadi dorthin kommen konnte. Aber ohne Zweifel hat der IS noch immer das Wissen, wie man mit der Topographie der Region umgeht. Denn dort hatte er mehrere Jahre lang die Kontrolle und weiß, wie man sich dort bewegen kann."
Ein Mann, den alle Abu Mohammed nannten
Die Provinz Idlib und Teile angrenzender Provinzen sind das letzte große Gebiet in Syrien, das in der Hand von Aufständischen ist. Dominant sind dort Dschihadisten, die feindselig gegenüber dem IS eingestellt sind. Das Dorf Barisha und die Region drumherum werden laut Aljazeera von der Miliz "Ansar al-Tawhid" kontrolliert, einer Gruppe, die mit Al-Kaida verbündet ist. Dem Aljazeera-Reporter sagten Menschen in Barisha, dass in dem Haus, das die Amerikaner angriffen, bereits seit etwa zwei Jahren ein Mann gelebt habe, den alle nur "Abu Mohammed" genannt hätten.
Nie hätten er oder seine Familie Kontakt zu den Nachbarn gehabt, nie hätten sie Besuch bekommen. Der abgelegene Bauernhof in einem Olivenhain sei von Mauern umgeben gewesen. Obwohl das IS-Kalifat längst zerschlagen ist, hält Terrorexperte Abu Hanieh al-Bagdadis vermutlichen Tod nicht für eine Schwächung des IS:
"Die Terrororganisation Islamischer Staat hat in den vergangenen Jahren viele Anführer aus der ersten Reihe verloren, allen voran Al-Anbari und Abu Mohammed al-Adnani. Diese Organisation ist noch immer stark und verfügt über eine funktionierende Struktur. Deshalb ist es für den IS einfach, einen anderen Anführer zu ernennen. Und somit behält der IS seine Stärke - nicht nur im Irak und in Syrien, sondern auch in acht anderen Ländern, in denen er Ableger hat."
Mazloum Abdi, der kurdische Kommandant der Syrischen Demokratischen Kräfte, erklärte unterdessen auf Twitter, eine - so wörtlich - "historische, erfolgreiche Operation" sei das Ergebnis geheimdienstlicher Zusammenarbeit mit den USA gewesen. Dabei bezog sich Abdi offenbar auf die Kommandoaktion in Idlib. Die Nachrichtenagentur Reuters meldet, dass Sicherheitskreise im Irak und im Iran aus Syrien erfahren hätten, dass Abu Bakr al-Bagdadi tatsächlich getötet worden sei.