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Terrorserie in Paris
Ein Deutscher unter den Todesopfern

Bei den Terroranschlägen von Paris ist auch ein deutscher Staatsangehöriger getötet worden. Das bestätigte das Auswärtige Amt. Derweil haben französische Ermittler ein weiteres Auto östlich von Paris sichergestellt. Der schwarze Wagen soll offenbar von den Terroristen benutzt worden sein. Unklar ist, ob der oder die Täter weiter auf der Flucht sind.

    Ein Paar Schuhe liegt auf einer Straße vor der Pariser Konzerthalle Bataclan.
    In der Konzerthalle Bataclan wurden allein fast 90 Menschen getötet. (afp/Medina)
    Zwei Tage nach den Anschlägen von Paris ist ein schwarzer Wagen gefunden worden, den vermutlich die Attentäter bei ihren Angriffen auf Cafés und Restaurants benutzt hatten. Der Wagen wurde im östlichen Vorort Montreuil entdeckt, verlautete aus Polizeikreisen. Laut dem Pariser Staatsanwalt François Molins berichteten Augenzeugen, dass die Angreifer einen schwarzen Seat benutzten, als sie am Freitag eine Bar in der Rue de la Fontaine au Roi und später ein Restaurant in der Rue de Charonne beschossen.
    Angehörige werden verhört
    Bei diesen Angriffen waren fünf beziehungsweise 19 Menschen getötet worden. Der Fund des Autos wirft die Frage auf, ob einer oder mehrere Angreifer noch flüchtig sind. Derweil hat die französische Polizei in den Orten Bondoufle nahe Paris und Romilly-sur-Seine in der Champagne Angehörige eines jungen Mannes festgenommen, der als einer der Attentäter identifiziert wurde. Sie befinden sich in Polizeigewahrsam. Ihre Wohnungen wurden durchsucht.
    Sie sind der Vater beziehungsweise Bruder eines der drei mutmaßlichen Attentäter, die am Freitag in Paris den Konzertsaal "Bataclan" gestürmt und mindestens 89 Menschen getötet sowie zahlreiche weitere verletzt hatten. Die Polizei hatte den 29-Jährigen anhand seiner Fingerabdrücke identifiziert. Der Mann war den Behörden als radikaler Islamist bekannt. Zwei der Attentäter hatten sich in die Luft gesprengt; ein dritter wurde von der Polizei erschossen.
    Französische Sicherheitskräfte vor der Pariser Konzerthalle Bataclan.
    Französische Sicherheitskräfte vor der Pariser Konzerthalle Bataclan. (picture alliance / dpa / Olivier Corsan)
    Fünf Festnahmen im Großraum Brüssel
    Die Festnahmen in Belgien fanden in Sint-Jans-Molenbeek/Molenbeek-Saint-Jean statt, das zur Region Brüssel-Hauptstadt gehört. Dort sollen drei Menschen in Gewahrsam genommen worden sein. Einer von ihnen hatte sich am Freitagabend nach Angaben der belgischen Regierung nachweislich in Paris aufgehalten. Die Spur ging demnach von einem Mietwagen mit belgischem Nummernschild aus. Er sei in der Nähe des "Bataclan" gesehen worden. Nach Medienberichten sollen in dem Polo Parktickets aus der Stadt Molenbeek entdeckt worden sein. In Belgien wurden inzwischen die Sicherheitsvorkehrungen für Großveranstaltungen verschärft. Dort gilt jetzt die höchste von drei Warnstufen.
    Sieben Attentäter in drei Teams
    Bei der Anschlag-Serien in Paris wurden nach jüngsten offiziellen Angaben 122 Menschen getötet. Dazu kommen die sieben toten mutmaßlichen Attentäter. Mehr als 350 Menschen wurden verletzt, viele von ihnen schwer. Die französischen Sicherheitsbehörden gehen mittlerweile davon aus, dass die sieben Attentäter in drei Teams operiert haben. Einer der Männer war den Sicherheitsbehörden als Islamist bekannt.
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    Bei einem anderen der toten Terroristen wurde ein syrischer Pass gefunden. Die griechische Regierung bestätigte, dass der Pass in einem Flüchtlingszentrum registriert wurde. Mit dem syrischen Dokument sei ein Mann im Oktober auf der Insel Leros angekommen. Die Behörden in Athen haben zur Prüfung dieses Verdachts Fingerabdrücke nach Frankreich übermittelt.Auch Ausländer unter den TotenUnter den Todesopfern befindet sich auch ein Deutscher. "Wir müssen leider bestätigen, dass unter den Todesopfern der Anschläge von Paris auch ein deutscher Staatsangehöriger ist", teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin mit. Der Krisenstab und die Botschaft Paris seien in engem Kontakt mit den französischen Behörden. Die Identifizierung der Opfer sei noch nicht vollständig abgeschlossen. Es lägen auch noch keine vollständigen Angaben über die Identitäten der Verletzten vor.Wie die weitere nationale Regierungen mitteilten, wurden außerdem je ein Mensch aus Schweden, aus den USA und aus Großbritannien sowie je zwei aus Belgien, Rumänien und Mexiko getötet.Ermittlungen in DeutschlandIn Deutschland laufen ebenfalls Ermittlungen. Hier geht die Polizei einer Spur aus Bayern nach. Dort wurde letzte Woche ein Mann aus Montenegro festgenommen. In seinem Auto hatten Ermittler Schusswaffen und Sprengstoff gefunden. Informationen aus seinem Navigationssystem sollen nahelegen, dass er nach Frankreich wollte.Die Bundesregierung forderte die Länder auf, Flüchtlingsunterkünfte besser zu schützen. Dies berichtet die "Mitteldeutsche Zeitung" aus Halle in ihrer Online-Ausgabe. Es werde befürchtet, dass Rechtsextreme die Anschlagserie von Paris als Begründung für Übergriffe missbrauchen könnten. Das Blatt beruft sich auf Sicherheitskreise in Berlin.Tausende Menschen rund um den Globus haben der Terroropfer in Paris gedacht und ihre Solidarität mit dem Land bekundet. Viele berühmte Bauwerke strahlten in der vergangenen Nacht in den Farben der Trikolore.(mg/kr/fwa)
    Die Oper in den Farben blau, weiß und rot in der Nacht vom anderen Ufer aus fotografiert. Im Vordergrund das Wasser. 
    Die Oper in Sydney leuchtete aus Solidarität mit Frankreich in den Farben der Tricolore. (AFP PHOTO / William WEST)