Bereits gestern kappten Saudi-Arabien, Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain alle Verbindungen zu Katar. Offizieller Hauptvorwurf: Katar unterstütze Terrororganisationen wie den IS oder die Muslimbruderschaft in Ägypten und verbreite deren Botschaften. Letzterer Vorwurf richtet sich offenbar insbesondere gegen den staatlichen Fernsehsender Al-Dschasira.
Die von Sunniten regierten Staaten werfen dem Golf-Emirat aber auch eine zu große Nähe zum schiitischen Iran vor. Saudi-Arabien beschuldigt Katar auch, Milizen mit Kontakten zum Iran zu fördern. Katar weist die Vorwürfe zurück.
Flugverkehr gestoppt
Der Abbruch der diplomatischen Beziehungen hat für Katar - das eines der reichsten Länder der Welt ist - direkte Folgen: Katar bekommt über seine einzige Festlandgrenze einen Großteil seiner Nahrungsmittel. Diese Grenze hat Saudi-Arabien jetzt geschlossen. Saudi-Arabien, Bahrain und Ägypten stoppten auch den Flugverkehr in das Golfemirat. Europäische Fluggäste, die mit Qatar Airways fliegen, müssten sich vor allem auf Verspätungen einstellen, sagt Stefan Schöppner, Luftfahrtexperte der Commerzbank. Nach Ansicht des Risiko-Beratungsunternehmens Eurasia Group ist die Gefahr eines Staatsstreiches in Katar erheblich gestiegen.
Inzwischen haben zahlreiche Länder zum Abbau von Spannungen aufgerufen. In Washington kündigte das Weiße Haus an, US-Präsident Trump sei gegen einen dauerhaften Bruch der Beziehungen unter den Golfstaaten und wolle mit allen Beteiligten reden. Katar ist Standort der größten US-Militärbasis in der Region.
Kuwait bemüht sich um Vermittlung
Auch Russlands Staatschef Putin und sein türkischer Kollege Erdogan plädierten nach einem Telefonat für Zurückhaltung und Dialog zwischen den Konfliktparteien. Auch Kuwait hat sich in die Vermittlungsversuche eingeschaltet.
Die Vereinigten Arabischen Emirate verteidigten den Abbruch der diplomatischen Kontakte und sprachen von einer Entscheidung, die nach Jahren der Provokation und nach Jahren der Beratung und Geduld gefällt worden sei. Der Konflikt könne nur gelöst werden, wenn sich die provozierende und schädigende Politik Katars ändere.
(rm/tzi/tgs)