Archiv

Tesla-Chef
Elon Musks elitäre Privatschule

Weil Tesla-Chef Elon Musk nicht zufrieden war mit der Schule, auf die seine fünf Söhne gingen, gründete er 2014 kurzerhand eine eigene Schule. Mittlerweile lernen dort ein paar Dutzend Schüler auf sehr unkonventionelle Art. Viel dringt allerdings nicht nach außen.

Von Sabine Müller |
    Elon Musk, Chef von Tesla und SpaceX, bei einem Raumfahrt-Kongress in Guadalajara (Mexiko) im September 2016
    Tesla-Chef Elon Musk hat 2014 eine exklusive Privatschule gegründet (dpa / picture alliance / EFE / Ulises Ruiz Basurto)
    Elon Musk ist eigentlich einer, der viel und gerne über seine Projekte spricht. Aber zu seinem Schulprojekt "Ad Astra" – übersetzt: "Zu den Sternen" - hat sich der 47-Jährige genau einmal konkret geäußert. Das war vor drei Jahren, als er im chinesischen Fernsehen gefragt wurde, wie er eigentlich seine fünf Söhne erziehe.
    Die Moderatorin lacht zunächst etwas ungläubig, als Musk sagt, "Ich habe eine kleine Schule gegründet". Aber er hatte es 2014 tatsächlich getan. Normale Schulen lehrten einfach nicht richtig, sagte Musk, der Unterricht sei nicht problemorientiert und praktisch genug. Dabei gingen seine fünf Söhne auf eine der besten Privatschulen von Los Angeles, die nur Kinder mit einem bestätigten IQ von mindestens 138 aufnimmt:
    Pädagoge: Reiche leben in ihrer eigenen Welt
    Das ist Pedro Noguera, Professor für Erziehungswissenschaften an der Uni UCLA. Er sagt: Typisch für Superreiche, dass sie ihre Kinder für so außergewöhnlich halten, dass sie eine ganz besondere Schule verdient haben:
    Noguera findet das problematisch, es zeige, dass die Reichen in ihrer ganz eigenen Welt lebten und ihren Kindern vermittelten, dass sie über der normalen Gesellschaft stehen. Die "Ad Astra"-Schule startete 2014 mit nur acht Schülern: Musks fünf Söhnen plus drei Kindern von SpaceX-Mitarbeitern. Inzwischen lernen dort etwa 40 Schüler im Alter von 7-14 Jahren – neben den Musk-Söhnen mehr SpaceX-Kinder, dazu kommen noch Überflieger aus dem Großraum Los Angeles:
    Lasst sie denken! – das ist für den jungen Schulleiter Joshua Dahn das Wichtigste. Im vergangenen Jahr hat er in einem Online-Video ausführlich über die Philosophie von "Ad Astra" gesprochen:
    Keine festen Klassenstrukturen
    Die Schüler arbeiten immer im Team, ohne feste, altersgestaffelte Klassenstrukturen. Sie beschäftigen sich vor allem mit Naturwissenschaften, Informatik, Künstlicher Intelligenz, aber auch mit ethischen Fragen. Der Fokus liegt auf Projekt-basiertem Lernen: Roboter oder Wetterballons bauen, Atomgespräche zwischen den USA und Nordkorea simulieren oder eigene kleine Firmen aufbauen und mit der schuleigenen Währung "Astra" handeln. Die Ergebnisse werden dann gerne vor größerem Publikum präsentiert - bis zu 200 Leute:
    Da kriegen sie echtes Feedback, das wirklich hart ist, sagt Schulleiter Joshua Dahn. Noten gibt es nicht, den Lehrplan bestimmen die Schüler zum großen Teil selbst. Fremdsprachen, Musik und Sport sucht man auf dem Lehrplan vergeblich – das sollen Kinder in ihrer Freizeit machen. Professor Pedro Noguera sieht diesen Ansatz äußerst skeptisch:
    Viele offene Fragen
    Das hört sich viel zu eng gefasst an, sagt er. Man muss den ganzen Menschen bilden: Kopf, Herz und Hand.
    Schulleiter Dahn hofft, dass "Ad Astra" die Bildung revolutioniert, so wie Tesla den Automarkt aufgemischt hat und SpaceX die Raumfahrt. Aber es bleiben viele Fragen: Behält der Exzentriker Musk, der bisher alle Kosten alleine trägt, das Interesse an "Ad Astra", wenn seine Söhne aus dem Schulalter raus sind? Und kann eine Schule mit nur ein paar Dutzend Schülern jemals mehr sein als ein Elite-Projekt?
    Die Schule steht den Kindern aller SpaceX-Mitarbeiter offen, betont Direktor Dahn, egal, welche Position die im Unternehmen haben. Es wäre interessant zu wissen, ob etwa eine Sekretärin ihr Kind auf der Schule hat. Aber Interviewanfragen blieben unbeantwortet. "Ad Astra" betreibt kein Marketing, die offizielle Webseite ist nicht mehr als eine Emailadresse.
    Trotzdem kamen im vergangenen Jahr einige hundert Familien, um sich die Schule anzuschauen und sich auf einen der wenigen offenen Plätze zu bewerben. Diese Leute könnten sich jede Privatschule in Los Angeles leisten, sagt eine Expertin, aber sie wollen diese Schule. Weil Elon Musk dahinter steckt.