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Tesla startet Serienproduktion
Wächst der Druck auf deutsche Hersteller?

Raus aus der Nische, rein in den Massenmarkt: Das ist das Ziel des Elektroauto-Bauers Tesla. Eine neues Modell wird ab Ende Juli ausgeliefert und soll durch Serienproduktion erschwinglicher werden als die bisherigen. Das Projekt hat Erfolgsaussichten - und die deutsche Industrie möglicherweise neue Konkurrenz.

Von Michael Braun |
    Zwei Exemplare des Model 3 von Tesla
    Mit dem Model 3 will Tesla den Massenmarkt stürmen. (Tesla Motors/dpa )
    Musik, Applaus, der Boss auf der Bühne, so machen es amerikanische Firmenchefs gerne, wenn sie ein neues Produkt präsentieren. So machte es auch Tesla, als das Unternehmen sein erstes Modell vorstellte, das - anders als zuvor Roadaster, Limousine oder SUV - nicht auf den Luxus-, sondern den Massenmarkt geschickt werden soll. Warum machen wir das, fragte Firmenchef Elon Musk: um nachhaltige Fortbewegung endlich zu beschleunigen.
    Heute läuft die Produktion des Model 3. Tesla verspricht 345 Kilometer Reichweite und will umgerechnet 31.000 Euro - weniger als ein Drittel der Preise, die man sonst von Tesla gewohnt ist. Kurz nach seiner Präsentation lagen schon gut 400.000 Vorbestellungen vor. (*) Die ersten 30 Model 3 sollen Ende Juli ausgeliefert werden.
    "Es darf nicht mehr zu Produktionsproblemen kommen"
    Die Nachrichtenlage rund um Tesla war diese Woche nicht so toll, hat deutlich auf den Aktienkurs gedrückt. Sven Diermeier von Independent Research:
    "Im ersten Halbjahr wurden die Absatzziele nur knapp erreicht. Das Unternehmen hat erneut Produktionsprobleme gehabt. Diesmal beim Thema Batterien."
    Voriges Jahr hat Tesla knapp 76.000 Autos verkauft. Nun steht die Mutation sozusagen von der Manufaktur zur Massenfertigung an. Denn die Ziele für 2020 liegen im Verhältnis zum vorigen Jahr in ganz anderen Dimensionen:
    "Für 2020 visiert ja Herr Musk eine Million Stück an. Da darf es dann nicht mehr zu Produktionsproblemen kommen, so wie wir das in den letzten Jahren mehrmals beobachten mussten."
    Tesla hat noch nie schwarze Zahlen geschrieben. Wegen der Anlaufkosten für das Modell 3 werden die Verluste dieses Jahr von 675 auf mehr als 900 Millionen Dollar steigen. Und doch bewertet die Börse Tesla mit rund 50 Milliarden Dollar: Zeichen der Hoffnung, dass sich die Idee durchsetzt.
    Deutsche Industrie bei E-Mobilität zurückhaltend
    Die deutsche Autoindustrie hat Elektromobilität bisher eher stiefmütterlich behandelt. "Ja, die deutsche Industrie war auf jeden Fall kein Vorreiter." Jürgen Pieper, Autoanalyst vom Bankhaus Metzler erklärt das so:
    "Sie haben einfach extrem viel zu verlieren. Ihre Führungsrolle wollen sie natürlich nicht einfach hergeben. Bei E-Mobilität fängt jeder wieder von null an. Da haben sie keinen Startvorteil."
    Es sei ja auch noch keineswegs sicher, ob sich E-Mobilität auf Batteriebasis durchsetze. Ein Grund:
    "Dann ist die Frage, wie weit die Rohstoffe, die zur Batterieherstellung nötig sind, reichen. Reichen die 20 oder 30 Jahre? Und da scheint mir in vielen dieser Dinge die Brennstoffzelle technisch-physikalisch überlegen zu sein."
    Deshalb forschen deutsche Hersteller auch mit der Brennstoffzelle, die Wasserstoff in Strom wandelt und dann einem Elektromotor zuführt. Was sich durchsetzt, ist offen. Die Jahre des Verbrenners aber scheinen gezählt.
    *Hinweis: Zunächst hieß es an dieser Stelle, es lägen mehr als 100.000 Vorbestellungen vor. Das war nicht korrekt.