![Teilnehmer einer Protestveranstaltung gehen zum Werk von Tesla (Bild vom 11.5.2024). Teilnehmer einer Protestveranstaltung gehen zum Werk von Tesla (Bild vom 11.5.2024).](https://bilder.deutschlandfunk.de/ca/50/10/f9/ca5010f9-6777-4bfc-837d-401fff8a2cd2/tesla-protest-100-1920x1080.jpg)
Die Stimmung während der Ratsversammlung in Grünheide – als die Tesla-Werkserweiterung beschlossen wurde – war aggressiv, bösartig. Und: grenzüberschreitend. Als etwa ein Tesla-Kritiker den ehrenamtlichen Gemeindevertretern drohte, kein schönes Leben mehr zu haben, für den Fall, dass sie der Erweiterung zustimmen würden. Und das passiert ausgerechnet in Zeiten, wo täglich über die Bedrohung von Politikerinnen und Politikern diskutiert wird.
Deshalb: Chapeau vor den ehrenamtlichen Gemeindevertretern in Grünheide, die ruhig geblieben sind, und sich in ihrer Entscheidung nicht haben von Drohungen beeinflussen lassen. Dass gestritten, gerungen, debattiert wird, ist Teil einer lebendigen Demokratie. Aber nicht, wenn die Grenzen des Anstands überschritten werden.
Unmut über Elon Musk verständlich
Vielleicht muss man es nochmal erklären. Wir leben nicht in China, Russland oder Nordkorea. Hier bestimmt kein großer Führer oder selbsternannter Zar über die Unternehmensansiedlungen. Das machen die kommunalen Gremien ganz allein, sie entscheiden, sie haben die Planungshoheit, das ist gesetzlich verbrieft.
Und ein Wort noch an die Kritiker. Der Unmut gegenüber dem exzentrischen und arroganten Tech-Milliardär Elon Musk ist durchaus verständlich. Ein Trump-Fan, der Twitter gekauft hat, daraus die Plattform X gemacht hat, um Hass und Hetze zu verbreiten. In Grünheide machte er sich über Umwelt-Kritiker und Journalisten lustig. Auch das: schwer zu ertragen.
Kritik ist berechtigt, Proteste überzogen
Richtig ist: Kritik an Tesla in Grünheide ist berechtigt, weil der US-Autobauer das Autowerk in einem Wasserschutzgebiet errichtet hat. Aber überzogen sind die heftigen Proteste schon. Warum? An dieser Stelle lohnt ein Blick auf die heimische Automobilindustrie. Denn Mercedes Benz hat sein Autowerk im brandenburgischen Ludwigsfelde - dort, wo der Sprinter produziert wird - ebenfalls im Wasserschutzgebiet errichtet. Nur: Es scheint keinen der Klimaaktivisten zu interessieren, die jetzt in die Baumhäuser am Tesla-Werksgelände gezogen sind, um gegen Tesla und - die Elektromobilität an sich - mobil zu machen. Der Aufschrei hält sich in Grenzen. Ebenfalls hat man auch noch keine Klimaaktivisten in Zwickau gesehen, wo Volkswagen seine E-Modelle baut.
Der Verdacht liegt nah: Bei der Tesla-Gegnerschaft hat man es auch mit einer gehörigen Prise Anti-Amerikanismus zu tun. Und wichtig wäre in der Tesla-Debatte daher: mehr Fakten, weniger Emotionen.