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Coronavirus
Testpflicht für Reisende aus China - Fachleute äußern sich skeptisch

Auch Deutschland wird für Einreisende aus China wegen der dortigen Corona-Welle eine Testpflicht einführen. Die deutsche Einreiseverordnung werde kurzfristig verändert, teilte Bundesgesundheitsminister Lauterbach mit. Fachleute sehen den Vorstoß kritisch.

    Menschen mit Gepäck an einem Flughafen in Peking
    Reisende an einem Flughafen in Peking (imago / Kyodo News)
    Reisende aus China benötigten künftig vor dem Abflug nach Deutschland mindestens einen Antigenschnelltest. Das erklärte Gesundheitsminister Lauterbach. Zudem würden bei der Einreise stichprobenartige Tests vorgenommen, um Virusvarianten zu erkennen.
    Gestern hatte sich der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes, Montgomery, für eine europaweite Testpflicht für alle Einreisenden aus China ausgesprochen. Man wisse nicht, was in China derzeit passiere. Die Infektionen liefen völlig unkontrolliert ab, sagte Montgomery der "Rheinischen Post". Es sei nicht ausgeschlossen, dass neue Varianten von China aus den Weg nach Deutschland finden.

    Krause: Einreisekontrollen nur in Anfangsphase einer Pandemie sinnvoll

    Auf Nachfrage des "Science Media Center" äußerten jedoch mehrere Expertinnen und Experten äußerten Bedenken, ob es sich bei verschärften Einreisekontrollen um zielführende Maßnahmen handelt. Die Umfrage wurde vor Lauterbachs Bekanntgabe durchgeführt.
    Der Leiter der Abteilung Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig, Gérard Krause, erklärte, er halte es nicht für angemessen, in der aktuellen Situation verschärfte Einreisekontrollen für Reisende aus China einzuführen. Man befinde sich mit Blick auf Corona in der Phase der gezielten Schadensmilderung. Maßnahmen zur Eindämmung wie Einreisebegrenzungen oder -kontrollen seien nur für eine kurze anfängliche Phase einer Epidemie oder Pandemie sinnvoll, aber nicht mehr jetzt, so Krause.

    Eckerle: Gefährliche Mutante eher unwahrscheinlich

    Die Virologin Isabella Eckerle von der Universität Genf erklärte, sie halte eine Sequenzierung von Proben Einreisender für sinnvoll, weil aus China selbst kaum Daten zu den dort zirkulierenden Varianten verfügbar seien. Eckerle betonte jedoch, dass bei den bisher bekannten Virussequenzen nichts Ungewöhnliches oder Überraschendes entdeckt wurde. Es sei unwahrscheinlich, dass sich aktuell in China eine Mutante entwickele, die das Immunsystem trotz Impfungen oder vorangegangenen Infektionen austricksen könne. Schließlich sei die Immunität der Bevölkerung in China relativ gering.

    Zeeb: Einreisende machen nur kleinen Teil der aktuellen Infektionen aus Deutschland aus

    Auch der Epidemiologe Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen äußerte sich zurückhaltend zu einer Testpflicht. Neue Tests für Einreisende aus China würden sicherlich zeigen, dass ein möglicherweise nicht unerheblicher Anteil aller von dort Einreisenden infiziert sei. Dennoch wäre dies mit Blick auf die hierzulande aktuell vorliegenden Infektionen nur ein sehr kleiner Teil. Es würde sicherlich keine neue Infektionswelle ausgelöst. Auch er betonte, solche Maßnahmen machten in der Regel nur zu Beginn von Pandemien Sinn.
    Die EU hatte sich gestern nach Angaben der schwedischen Ratspräsidentschaft darauf verständigt, verschärfte Kontrollen für Reisende aus China zu empfehlen. Weiter hieß es nach einem Expertentreffen in Brüssel unter anderem, dass man sich einig sei, das Tragen einer medizinischen oder einer FFP2-Maske an Bord der Flugzeuge zu empfehlen. Einige EU-Länder hatten bereits von sich aus Maßnahmen verhängt.
    Diese Nachricht wurde am 05.01.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.