Ein identisches Produkt, zwei unterschiedliche Preise. Vor allem bei Kosmetikprodukten gebe es immer wieder Beispiele für die sogenannte "Pink Tax", für einen Aufschlag auf Artikel, die für Frauen bestimmt sind. Das kritisiert Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg:
"Hier geht es wirklich ums 'Gender-Marketing', wo man weiß, dass Verbraucherinnen in der Regel bereit sind, mehr auszugeben, wenn es um Schönheit, Gesundheit geht. Und das wird zum Teil schamlos ausgenutzt."
Einmalrasierer in rosa Verpackung kosteten zum Beispiel mehr als solche in blauer Hülle, für Männer bestimmte. Obwohl beide Rasierer-Typen baugleich sind, so Armin Valet.
"Es sind Produkte von 'Rossmann', es sind Produkte von 'dm' und auch von 'Budni', einer großen Drogeriekette rund um Hamburg. Aber wir haben auch 'Nivea'-Produkte dabei."
Ein durchgängiges Muster ist bei der Preisgestaltung aber nicht zu erkennen. Bei 'Budni' und 'dm' gibt vor allem bei den Eigenmarken auch Männer- und Frauenvarianten von baugleichen Produkten mit identischen Preisen.
"Da ist ein gesellschaftlicher Wandel gefragt"
Neben Rasierutensilien hat die Verbraucherzentrale Hamburg auch die Zusammensetzung von Körperlotionen untersucht und festgestellt: Auch zwei Cremes mit gleichen Inhaltsstoffe und gleicher Rezeptur müssen nicht zwangsläufig auch denselben Preis haben. Gleichzeitig werde es Verbraucherinnen schwer gemacht, die Preisunterschiede sofort zu erkennen:
"Auch sind zum Teil unterschiedliche Füllmengen drin, so dass die Frauenprodukte auf den ersten Blick preiswerter erscheinen. Wenn man sich dann aber den Grundpreis anschaut, werden sie doch teurer."
Stevie Schmiedel von der Hamburger Organisation "Pinkstinks" kennt das Problem der geschlechtsspeifischen Preisgestaltung. Sie fragt, warum der Frauenhaarschnitt beim Friseur grundsätzlich mehr kostet als der für Männer. Unabhängig davon, wie kompliziert und aufwendig ein neuer Haarschnitt ist. Stevie Schmiedel fordert ein generelles Umdenken und ein grundlegendes Nachdenken bei der Preisgestaltung.
"Die andere Frage ist, ob man nicht mehr sensibilisieren sollte: warum Frauen, die generell weniger verdienen als Männer im Durchschnitt, die schwieriger in die Führungsetagen kommen oder die 'gläserne Decke' durchbrechen, die generell oft Altersarmut unterliegen, warum die auch noch mehr für tägliche Produkte ausgeben sollen. Da ist eigentlich ein gesellschaftlicher Wandel gefragt, eine Aufmerksamkeit dafür gefragt, hinzuschauen, was da eigentlich genau passiert."
Preisunterschied rechtlich nicht zu beanstanden
Auf die Macht der Verbraucherinnen zu setzen, die dann statt zum teureren rosa Produkt einfach zum günstigeren blauen greifen könnten, hält Stevie Schmiedel für zu kurz gegriffen:
"Das ist natürlich Quatsch. Ein Mädchen, das mit 'Prinzessin Lillifee' und rosa Kleidchen aufwächst, wird mit 18 oder als junge Frau nicht sagen: 'Ja, mein Gott, jetzt kaufe ich eben die männliche Version.' Man hat es natürlich auch gerne schön. Man konsumiert ja auch, um sich im Alltag mal was Gutes zu tun, sich zu entlasten. Man möchte es gerne anschauen. Und man ist durch die Sozialisierung auf bestimmte Farben geprägt. Es wird also schwierig sein, einen solchen Boykott herzustellen. Viel wichtiger ist es, generell gesellschaftlichen Wandel zu fordern. Und er passiert ja auch in ganz kleinen Schritten gerade."
Rechtlich sind die unterschiedlichen Preise für baugleiche oder inhaltsgleiche Produkte nicht zu beanstanden, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Deshalb bleibe nur der Appell an die Wirtschaft, die Preispolitik zu überdenken:
"Die Drogerien selbst sind dafür zuständig. Und es ist ihre Aufgabe, Preisgleichheit für identische Produkte herzustellen, um das nicht schamlos auszunutzen, dass Frauen zum Teil bereit sind, mehr zu bezahlen für ähnliche Produkte."