Die Regierungsgegner wollten auch Ministerien blockieren. Wichtige Straßenkreuzungen waren weiterhin besetzt. Er rechne mit einer langfristigen Zuspitzung der Krise in Thailand, sagte im Deutschlandfunk Volker Grabowsky vom Asien-Afrika Institut der Universität Hamburg. "Ich bin nicht sehr optimistisch, dass eine tragfähige und langfristige Lösung des Konflikts möglich sein wird."
Mit den neuen Protestaktionen, die am Montag begonnen hatten und bislang friedlich verliefen, wollen die Demonstranten den Druck auf Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra erhöhen.
Die Regierungschefin lud die Protestbewegung zu Gesprächen über eine Verschiebung der für 2. Februar geplanten Wahlen ein. Doch Anführer Suthep Thaugsaban blieb kompromisslos. "Keine Gespräche!", schwor er vor Zehntausenden Anhängern. Die Opposition will die für Februar geplanten Neuwahlen verhindern und fordert den Rücktritt von Yingluck Shinawatra. Diese hatte im Dezember unter dem Druck der seit Monaten anhaltenden Massenproteste Neuwahlen für Februar angesetzt und will bis dahin im Amt bleiben.
Bevölkerung war vorbereitet
An den Kundgebungsstandorten herrschte Volksfeststimmung, viele Demonstranten sangen und tanzten in den Straßen. In der Nacht auf Montag wurden große Bühnen errichtet, aus riesigen Lautsprechern dröhnte Musik. Die Menschen saßen auf den teils achtspurigen Kreuzungen, das Verkehrschaos blieb jedoch aus, weil der Großteil der mehr als sechs Millionen Autobesitzer die Fahrzeuge zu Hause ließ. Die Bevölkerung hatte sich auf die Proteste eingestellt. "Bangkok steht nicht still, aber es ist etwas ruhiger als sonst", berichtet ARD-Korrespondent Udo Schmidt.
Der öffentliche Nahverkehr auf Schienen war völlig überfüllt. Viele Firmen in der Innenstadt hatten Angestellten freigegeben oder sorgten dafür, dass sie von zu Hause aus arbeiten konnten. Im Lumpini-Park bereiteten sich die Demonstranten offenbar auf länger anhaltende Aktionen vor: Sie bauten Hunderte fabrikneue Zelte auf.
Rot gegen Gelb - und ein Militärputsch droht
Der Konflikt wird grundsätzlich zwischen den "Gelbhemden" und den "Rothemden" ausgetragen. Die "Gelbhemden" sind Anhänger der Demokratischen Partei und wollen die Regierung stürzen. Sie fordern einen - nicht gewählten - Volksrat, der die Regierung ersetzen soll. Die "Gelbhemden" sind eher in der Oberschicht verankert, unter ihnen befinden sich ranghohe Beamte und Militärs sowie Geschäftsleute.
Die "Rothemden" unterstützen dagegen die Regierung. Zum größten Teil bestehen sie aus Menschen aus ärmeren ländlichen Regionen, die lange nicht vom Aufschwung der Wirtschaft profitiert hatten. Das hatte sich in Thaksin Shinawatras Zeit als Ministerpräsident geändert. Doch ihm und seiner heute regierenden Schwester Yingluck Shinawatra wird von der Opposition Korruption und Plünderung der Staatsfinanzen vorgeworfen. Yingluck gilt für die Demonstranten als eine Marionette ihres Bruders, der die Geschicke Thailands auf diese Weise noch immer aus dem Exil lenken soll.
Am Samstagmorgen waren sieben Menschen in Bangkok angeschossen worden, die meisten von ihnen Oppositionsanhänger. Sollte es weiter keine Einigung geben und die Gewalt am Ende eskalieren, könnte das Militär einschreiten. Es hat in den vergangenen 81 Jahren 18 Mal gegen die Regierung geputscht. Im aktuellen Konflikt bemüht sich die Armee bislang um Neutralität. Armeechef Prayuth Chan-ocha forderte die Demonstranten auf beiden Seiten auf, friedlich zu bleiben. "Wir sind alle Thais", erklärte er am Samstag. "Trotz unserer Meinungsverschiedenheiten können wir zusammenleben."