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Thanksgiving-Feiern in New York
Parade im Schatten des Terrors

Der Polizeichef von New York hat in einer Übung für seine Anti-Terror-Einheit in letzter Minute einen Schützen mit Sprengstoffweste einbauen lassen, als Reaktion auf die Anschläge von Paris. Die Stadt will zur traditionellen Thanksgiving-Parade gerüstet sein - und betont die umfassenden Vorbereitungen und die Sicherheit.

Von Kai Clement |
    Ein Vater und ein Kind vor einem aufgeblasenem Dinosaurier der Macy's Thanksgiving Day Parade 2015 in New York.
    Ein aufgeblasener Dinosaurier am Vorabend der Macy's Thanksgiving Day Parade 2015 in New York: Alle reden über die Sicherheit. (picture alliance / dpa / Jason Szenes)
    High-School Bands marschieren, vielleicht scheint sogar die Sonne. Vor allem aber schweben über der stundenlangen Macy's Parade zu gigantischen Ballons aufgeblasene Comic-Figuren wie Snoopy oder SpongeBob, der Schwammkopf.
    Das wollen in Spitzenzeiten bis zu 50 Millionen Fernsehzuschauer und schätzungsweise drei Millionen Besucher im Herzen Manhattans und entlang des Central Parks sehen und hören.
    Eine Schießerei in einer U-Bahn-Station in New York. Der Angreifer hat nicht nur eine Waffe, sondern auch noch eine Sprengstoffweste. Niemand möchte das erleben. Aber die New Yorker Polizei will auf möglichst alles, also auch darauf vorbereitet sein. Sie hat das Szenario erst am Sonntag durchgespielt, auch mit ihrer neuen Anti-Terror-Einheit, erklärt deren Chef James Waters. Den Schützen mit der Sprengstoffweste habe man in die schon lange geplante Übung in letzter Minute eingeführt – eine Lektion aus dem Terror von Paris.
    Hohe Sicherheitsstandards in New York
    Die Stadt will beweisen, dass sie durch nichts zu überraschen ist, so Polizeichef Bill Bratton:
    "Es gibt, wie wir schon oft gesagt haben, einfach keine Stadt in den USA, die besser vorbereitet ist, sich gegen eine Terrorattacke zu verteidigen."
    200 Mitglieder der Anti-Terror-Einheit sind zusätzlich zur Polizei für die Parade abgestellt. Zivilfahnder, Hubschrauber, berittene Polizei, Spürhunde. Die Stadt bietet viele sichtbare und viele unsichtbare Sicherheitsmaßnahmen auf. New York und seine Parade, so das Mantra, seien bestens geschützt. Bürgermeister Bill de Blasio sagt: Wir lassen uns von Terroristen nicht einschüchtern.
    Nicht wirklich eingeschüchtert ist Melissa aus dem Stadtteil Bronx, aber Angst und Sorge haben sie doch veranlasst, ihrer 18-jährigen Tochter den Besuch der Parade zu verbieten. Andere gehen wenn auch nicht ganz wie selbstverständlich hin. Dennoch hin. Auch Ulrich Hein, mit seiner Frau Cornelia zu Besuch aus dem Taunus.
    Alle befassen sich mit Sicherheitsmaßnahmen
    Selbst Neunjährige – wie Latvi aus Queens – befassen sich leider mit Sicherheitsmaßnahmen.
    "Man weiß, dass New York viel Polizei und Militär hat. Also: New York City ist sicher."
    Polizeichef Bratton zieht auch die persönliche Karte, um immer noch skeptische New Yorker und Besucher zu überzeugen.
    "Meine Enkelkinder kommen zur Parade aus Kalifornien angereist, drei und fünf Jahre alt, ihr erster Besuch in New York. Wir sind beim Aufblasen der Ballons und der Parade dabei. Wenn ich nur den Hauch einer Sorge hätte, würde ich sicher nicht meine beiden großartigen Enkel mitbringen."
    Präsidentielle Zuversicht kommt rechtzeitig zur Parade und zum Feiertagsreiseverkehr auch aus Washington. Nach einer Beratung im Lagezentrum des Weißen Hauses mit seinen Sicherheitsexperten erklärt auch Präsident Obama: kein Grund zur Sorge.
    "Derzeit wissen wir von keinen spezifischen und glaubwürdigen Hinweisen für einen Anschlag auf unsere Heimat. Wir sind vorbereitet, Attacken zu verhindern – wer immer uns Schaden zufügen will. Dafür können wir alle dankbar sein. Ich wünsche ein schönes Thanksgiving. "