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The Bread Exchange
Mit Brot um die Welt

Malin Elmlid backt leidenschaftlich gerne Brot. Mit ihrem Sauerteig im Koffer reist die Schwedin um die Welt und hat festgestellt, dass Brot ein Türöffner für die Begegnungen mit Menschen ist. Im Blog "The Bread Exchange" hat die Schwedin ihrer Brotgeschichten dokumentiert.

Von Monika Hebbinghaus |
    Brotlaibe in der Nahaufnahme
    Die Schwedin Malin Elmlid fing an, Brot zu backen, weil ihr das Brot in Berlin nicht schmeckte. (Oliver Berg/dpa)
    "Ich war wahnsinnig frustriert. Ich wohnte in Berlin, es war 2007 und es war sehr schwer, gutes Weizenbrot in der Stadt zu bekommen. Und wenn ich sage, gutes Weizenbrot, dann meine ich, ganz ohne Hefe gebacken, gute Zutaten, lange Gärzeiten."
    Malin Elmlid steht in der Küche ihrer Berliner Altbauwohnung und öffnet vorsichtig die Ofentür.
    "Ich drehe es mal. Es braucht noch ein bisschen, aber ich hoffe, du magst Kruste."
    Teig ansetzen, ruhen, falten, gären lassen - mit diesem Laib hier ist Malin seit 24 Stunden beschäftigt. Manchmal klingelt ihr Wecker nachts um zwei, wenn es Zeit ist, den Teig zu falten. Um der Berliner Brot-Hölle zu entkommen, musste die 34-jährige Schwedin erst mal rauskriegen, wie es geht: das Backen. Sie nutzte ihre beruflichen Reisen als Chance:
    "Dabei hatte ich dann die Möglichkeit, immer wieder bei guten Bäckern zu lernen - in Paris, in San Francisco, in New York, in Schweden. Und irgendwann habe ich gelernt, wie ich ein gutes Weizenbrot machen kann, ganz ohne Hefe."
    Schraubglas im Koffer
    Nur mit Wasser, Mehl und Salz das perfekte Brot zu backen, wurde Malins Obsession, und zwar überall, wo sie unterwegs einen Ofen finden konnte: in Hotelküchen, in Restaurants, oder zu Hause bei den Menschen, die sie auf ihren Reisen kennenlernte. Nun hatte sie ihn immer dabei, in ihrem Koffer in einem Schraubglas: ihren Sauerteig. Der reist mit ihr um die Welt, denn er muss gepflegt und gefüttert werden, fast wie ein Haustier. Meist hatte sie mehr Brot, als sie essen konnte und begann, es zu verschenken.
    "Und ich glaube, dass ist auch eine Sache, die ich gelernt habe: Wenn du etwas gibst, ohne die Intention, etwas zu bekommen, dann bekommst du ziemlich viel zurück."
    Malin bekam Konzertkarten und Massagen geschenkt, Gitarrenunterricht oder eine Fahrradreparatur. Sie startete das Blog "The Bread Exchange", um über ihre Erfahrungen zu berichten und um neue Tauschpartner zu finden.
    "Ich habe ja jetzt über 1.400 Brote getauscht, überall auf der Welt. Und die Leute, die sich bei mir melden, sind oft sehr interessante Menschen. Dieses Projekt hat, ich würde sagen, meine Horizonte erweitert. Es hat mir ein Werkzeug gegeben, um an Sachen ranzukommen, an Ideen und Menschen ranzukommen, die nicht in meinem Umkreis gewesen wären. Es ist einfach ein Türöffner gewesen."
    In Malins Küche ist es jetzt soweit: Das duftende Brot steht auf dem Tisch.
    "Man sieht schon die schöne Kruste, und du siehst die unebenen Luftblasen."
    Bildband über Brotgeschichten
    Vielleicht kann man die Hingabe schmecken, die in diesem Brot steckt. Vielleicht liegt es auch daran, dass Menschen überall auf der Welt den Wert von gutem Brot erkennen. Vor Kurzem hat Malin aus "The Bread Exchange" ein Buch gemacht. Einen prallen Bildband voller Geschichten und Rezepte. Sie erzählt darin von den Menschen, mit denen sie ihr Brot tauschte: in Antwerpen und Warschau, in New York oder in einer Frauenbäckerei in Afghanistan:
    "Ich hatte echt Schwierigkeiten, an eine solche Bäckerei ranzukommen, aber dann sind wir irgendwann einfach angehalten, und ich hatte schon zwei Teige im Auto, und ich kam ja an, genau wie jede andere Frau, und so durfte ich reinkommen und einfach meinen Teig backen."
    Die Frauen erzählten ihr von ihrem Leben - und welche Rolle gerade diese Bäckerei darin spielt.
    "Das ist so der Ort, wo die hingehen können, um Frauen außerhalb der Familie zu treffen. Dann gehen die zur Bäckerei, die hängen da ab ein paar Stunden, während der Teig gärt. Stell dir vor, wenn das der einzige Ort ist, wo du deine Freundinnen treffen kannst!"
    Geschichten wie diese sind die besten Geschmacksverstärker, meint Malin. Vor sieben Jahren hat sie ihren Sauerteig angesetzt. Er hat schon einiges mitgemacht. Ob das den Genuss steigert? In Malins Küche wird das jetzt getestet.
    "Mmmm. Schmeckt gut." – "Das freut mich."
    Malin hat keine Mission, die Welt zum Tauschhandel zu bekehren. Im Gegenteil: Gerade das Tauschen hat ihr gezeigt, warum Geld wichtig ist. Geld schenkt Anonymität und Kontrolle, es macht das Leben einfacher - aber auch ärmer.
    "Wenn ich das nur tue, dann verliere ich diese Geschichten und die Menschen dahinter. Und das bekomme ich in dem Tausch. Ich würde es nicht bekommen, wenn ich einen Preis auf mein Brot gesetzt hätte. Und das finde ich was ganz Schönes. Also einen Weg zu finden, diese offene Art zu behalten in Zeiten, wo mehr und mehr online geht und wo weniger Begegnungen offline stattfinden."